des belehrenden Herrn Pfarrers in den "Feuerm?nnern" ausfüllte, würde der Lehrer hoffen, auch dieses Jahr beim Dekan Ehre zu erndten. Demüthig bittet der arme Mann den Benedict, ihm den einzigen und letzten Gefallen zu erweisen und bei der Prüfung die Rolle des Belehrers in den "Feuerm?nnern" zu übernehmen, doch der Benedict lacht ihm schadenfroh ins Gesicht und meint: "Ich und der Hansj?rg führen auf dem Katzenb?nklein die Declamation der Stummen mit einander auf, gelt Hansj?rg?"--Der Hansj?rg grinzt und nickt bejahend, die Schüler lachen, der tief gekr?nkte Lehrer sagt dem Benedict, er m?ge ganz von der Prüfung wegbleiben und schlie?t die Schule sogleich vor Wehmuth.
Am vorletzten Tag vor der Prüfung geht der Lehrer in die Schulstube und wer exerzirt die Prüfungshelden nach Mienen, Stellungen und Reden in die "verhexte Kuh und rothe Milch" ein? Wer denn anders als der Benedict!
Der Erstaunte bleibt an der Thüre stehen, bis das Ding fertig ist, dann eilt der arme Mann, der statt Geister stets vor der Prüfung lauter Schwarzr?cke sieht, begeistert auf den Benedict zu, drückt krampfhaft dessen Hand vor lauter Freude und bittet denselben ?ffentlich vor allen Schülern um Verzeihung ob der bisherigen Zurücksetzung. Unser Held weint auch beinahe vor Freude über solche Befriedigung des Ehrgeizes, doch trotz den Ermahnungen des Lehrers und der Schüler setzt er sich keineswegs auf den Ehrenplatz, sondern auf das Eselsb?nklein neben dem einf?ltigen Hansj?rg.
Die Prüfung naht, kommt, ist bei den kleinen Schülern vorüber, sie dr?ngen hinaus, die andern hinein, doch--der Benedict fehlt, mit Todesangst schielt der arme Lehrer nach der Thüre und sucht ein Taschentuch, um einige aufsteigende Angsttropfen abzuwischen.
Endlich geht die Thüre auf, der Ersehnte tritt herein, schreitet stolz am Eselsb?nklein vorüber und setzt sich auf den Ehrenplatz; der verlassene Hansj?rg hat ein gar wehmüthiges Gesicht dazu gemacht! Noch niemals zeichnete sich der Benedict bei einer Prüfung so aus, wie diesmal; auch die Rolle des belehrenden Pfarrers in den "Feuerm?nnern" spielt er meisterhaft und wie Alles vorüber ist, tritt er vor die 15 oder 18 gegenw?rtigen Herren, verbeugt sich ehrerbietigst und beginnt das sch?ne, lehrreiche Gedicht: "Der Holzhacker"--auf eigene Faust zu declamiren und bi? bei den Worten:
"Und bi?, o Graus, am goldnen Br?cklein die Z?hne sich aus!"
so ernsthaft und natürlich zu, da? s?mmtliche Herren nachbei?en zu wollen schienen.
Der Declamation folgte ein langes Beifallsgeklatsche und ?ffentliche Belobung des über den Benedict ganz entzückten Dekans als Abschied aus den Kinderjahren.
Ob unser Held den Leib Jesu Christi beim erstenmal auch würdig empfangen und gewu?t habe, was er eigentlich thue, ist ihm heute zweifelhaft, doch meint er, der Unterricht sei ein bischen arg mangelhaft und schlecht gewesen und ein Bube k?nne nicht Alles aus dem kleinen Finger saugen, wenn er auch ein Benedict sei.
#DORFGESCHICHTEN.#
Wenn mans genau und eine Landkarte dazu in die Hand nimmt, lassen sich die Einwohner des Badnerlandes in lauter Schwarzw?lder und Odenw?lder eintheilen. Die schw?bische Hochebene und rauhe Alp sind wohl geognostische Kinder des Schwarzwaldes und das Rheinthal von Basel bis Mannheim eigentlich nur ein Bergkessel zwischen dem Schwarzwalde und den Vogesen.
Freilich gedeihen auf den H?hen des Schwarzwaldes nur Nadelh?lzer; selbst diese verkrüppeln und verschwinden am Feldberge und wenn auf den Vorhügeln des Rheinthales drunten Mandeln verblüht sind, Kastanien blühen und die Rebe ihre Sch??linge treibt, sind die rechten Schwarzw?lder froh, wenn ihr Hafer anges?et und ihre Kartoffeln gestupft werden k?nnen und thun, als ob sie heuer gerathen wollten. Doch die rechten Schwarzw?lder bewohnen nur ein kleines Gebiet; jedes Thal hat wieder sein Besonderes in Sprache, Tracht und Sitte und wer das Murgthal bis Freudenstadt und Rothweil, das Kinzigthal von Offenburg bis Schenkenzell und Alpirsbach, das Simonsw?lderthal, H?llenthal und viele andere Th?ler von der würtembergischen Grenze bis zum Rheine besucht hat, wei? am Ende nicht mehr recht, wo er den Schwarzwald eigentlich suchen soll, nicht weil Land und Leute einen cosmopolitischen Brei bilden, sondern weil man kaum recht Athem holen kann, um Verschiedenheiten in der Natur und unter den Menschen zu finden.
Steigt er vom Schluchsen [Schluchsee] oder Titisen [Titisee], wo Schlehen, Preiselbeeren und andere Kinder des Nordens allein noch zu finden sind, in die Seitenth?ler herab, wo Obstb?ume die Strohhütten beschatten und wogende Saatfelder die saftiggrünen Wiesen mit ihren sprudelnden Quellen allgemach ersetzen, die gelben Strohhüte und kurzen, faltenreichen R?cke allm?lig verschwinden und tritt er aus den Vorhügeln mit ihren Weinbergen in das Rheinthal hinaus und wandert vom Wiesenthale abw?rts bis zur Murg und zum Neckar, so befindet er sich allerdings nicht mehr in der Gebirgswelt, sondern in einer garten?hnlichen Ebene, doch das Gebirge kommt ihm weder aus den Augen noch aus dem Sinn, die Ebene liefert ihm auch alle Augenblicke etwas Anderes und wenn er aus den zahllosen Mannigfaltigkeiten die Einheiten heraussucht, theilt er die Menschen am Ende in zwei gro?e Partheien, n?mlich in Dorfmenschen und Stadtmenschen; im Gebirge herrschen die Dorfmenschen, in der Ebene die Stadtmenschen vor und der Unterschied der Dorfmenschen unter sich ist bei
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