Zimmerblattpflanzen | Page 4

Udo Dammer
Wärme.
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3. KAPITEL. HILFSMITTEL FÜR DIE KULTUR
Die den Pflanzen in den Töpfen gebotene Nahrung reicht gewöhnlich
nicht lange aus, um sie zur höchsten Entwickelung zu bringen. Wir
behelfen uns deshalb in der Weise, daß wir die Pflanzen häufiger in
größere Töpfe pflanzen und ihnen bei dieser Gelegenheit frische,
nahrhafte Erde geben, oder in der Weise, daß wir die Pflanzen düngen.
Im Zimmer sind für die Düngung am besten die reinen
Pflanzennährsalze geeignet und zwar in Gestalt von phosphorsaurem
Kali und salpetersaurem Kali, welche man zu gleichen Teilen mischt.
Man erhält diese beiden Salze in jeder Apotheke, sowie bei jedem
Drogisten. Von dem Gemisch gibt man *ein halbes* Gramm in jedes
Liter Gießwasser. Da es zu umständlich sein würde, jedesmal diese
Menge abzuwiegen, fertigt man sich eine konzentrierte Vorratslösung
an, von welcher man etwas zum Gießwasser zugießt. Bringt man z. B.
in eine Weinflasche 75 Gramm des Gemisches und füllt die Flasche
dann voll Wasser, so erhält man eine Zehntellösung. Um die richtige
Verdünnung zu erhalten, muß man also jeden Kubikzentimeter mit 199
Kubikzentimeter reinem Wasser verdünnen. Man mißt zunächst den
Inhalt der zum Begießen verwendeten Gießkanne aus. Soviel Liter
Wasser die Kanne enthält, soviel mal fünf Kubikzentimeter der
Vorratslösung muß man dem Gießwasser zusetzen. Da ein Kaffeelöffel
etwa 3 Kubikzentimeter enthält, so kann man auch in jedem Liter

Gießwasser zwei Kaffeelöffel der Vorratslösung zuschütten. Mit dieser
Vorratslösung reicht man eine ganze Weile. Man gießt mit der
Düngerlösung während der Vegetationsperiode anfänglich wöchentlich
zweimal, später täglich und läßt allmählich nach, wenn die Pflanze zur
Ruhe kommt. *Man hüte sich, mehr als die angegebene Menge zu
geben, weil man der Pflanze durch ein Mehr nicht nützt, sondern ihr
nur schadet.*
[Illustration: Zerstäuberspritze »Komplett«]
Zu einem guten Gedeihen der Blattpflanzen im Zimmer ist ein häufiges
Überbrausen unbedingt erforderlich. Je feiner das Wasser zerstäubt
wird, desto besser ist es. Man hat im Handel viele Zerstäuber, die aber
meist den Fehler haben, daß sie leicht versagen oder zu grob zerstäuben,
was für das Zimmer nicht vorteilhaft ist. Ich möchte deshalb auf die
ganz aus Metall gearbeitete Zerstäuberspritze »Komplett« des
Klempnermeisters *E. Hildebrandt* in Lankwitz-Berlin hinweisen,
welche sich nach meinen Erfahrungen als absolut zuverlässig bewährt
hat. Sie faßt etwa zwei Liter und zerstäubt sehr fein. Die ersten
Anschaffungskosten sind zwar etwas hoch (17,50 Mk.); aber sie
machen sich bald bezahlt, weil die Spritze nicht nur zum Zerstäuben
von reinem Wasser, sondern auch zum Zerstäuben von Insekticiden
vorzüglich zu brauchen ist. Als bestes Insekticid empfehle ich
Thripsolin, das alle an Zimmerpflanzen auftretende Schädlinge schnell
und sicher tötet. Es eignet sich, mit der Komplettspritze zerstäubt, auch
vorzüglich zur Bekämpfung aller tierischen Schädlinge im Garten.
[Illustration: Heinemann'sche Zimmergießkanne]
Zum Begießen der Pflanzen im Zimmer eignet sich am besten die
Heinemann'sche Zimmergießkanne, welche etwa ein Liter Wasser faßt.
Der Gummischlauch gestattet es, auch bei dicht stehenden Pflanzen
jedem Topfe das nötige Wasser zu geben, ohne auch nur einen Tropfen
Wasser daneben zu gießen. Ich habe die Kanne bereits über ein
Jahrzehnt im täglichen Gebrauch. Zu beziehen ist die Kanne von *F. C.
Heinemann* in Erfurt.
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4. KAPITEL. ANZUCHT UND VERMEHRUNG
Die Anzucht der Blattpflanzen aus Samen bereitet in den meisten
Fällen keine besonderen Schwierigkeiten. Sie hat nicht selten den
Nachteil, daß es ziemlich lange dauert, bis man einigermaßen
ansehnliche Pflanzen erlangt. Schneller kommt man im allgemeinen
durch vegetative Vermehrung: Teilung oder Stecklinge zum Ziele.
Leider lassen sich aber viele Blattpflanzen auf letztere Weise nicht
vermehren.
Für die Anzucht aus Samen ist möglichst frischer Samen unbedingt
notwendig. Man bestelle deshalb stets nur ganz frischen Samen und
warte lieber mit der Aussaat, bis der Samenhändler frische Saat
erhalten hat, als daß man alten Samen Verwendet. Das Geld für
letzteren ist in weitaus den meisten Fällen fortgeworfen und alle
aufgewendete Mühe umsonst. Die Keimung der Samen wird stets durch
etwas erhöhte Temperatur beschleunigt. Samen von Pflanzen aus den
Tropen brauchen sogar meist eine etwas erhöhte Bodentemperatur, um
zu keimen. Will man sich seine Blattpflanzen aus Samen heranziehen,
so ist es deshalb sehr vorteilhaft, wenn man sich einen kleinen Kasten
baut, der heizbar ist. Am einfachsten verwendet man eine Kiste Von
etwa 25 cm Höhe, in welche man ein Stück starkes Schwarzblech auf
vier in den Ecken festgeschraubte Klötze von 8 cm Höhe aufnagelt. Die
Kiste wird mit einer Glasscheibe bedeckt. Auf das Schwarzblech bringt
man Erde, in welche man die Töpfe mit den Samen bis zum Rande
einsenkt. Der Raum zwischen dem Schwarzblech und dem Boden der
Kiste, der Heizraum, wird durch ein an einer Seite ausgesägtes Stück
zugänglich gemacht und außerdem durch eine Anzahl Löcher von etwa
2-3 cm Durchmesser an allen vier Seiten ventiliert. Zum Heizen
verwendet man ein Nachtlicht. Ein kleines Thermometer im oberen
Raume ist zur Beobachtung der Temperatur notwendig. In einem
solchen Wärmkasten kann man die zartesten Pflanzen aus Samen
heranziehen.
Außer Wärme ist zur Keimung
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