die Bearbeitung
desselben in der ersten Ausgabe an sich trägt, gegangen; so sehr ich
nach weiterer vieljähriger Beschäftigung mit dieser Wissenschaft
bemüht gewesen, dieser Unvollkommenheit abzuhelfen, so fühle ich
noch Ursache genug zu haben, die Nachsicht des Lesers in Anspruch zu
nehmen. Ein Titel solchen Anspruchs aber zunächst darf wohl auf den
Umstand gegründet werden, daß sich für den Inhalt vornehmlich nur
äußerliches Material in der früheren Metaphysik und Logik
vorgefunden hat. So allgemein und häufig dieselben, die letztere noch
bis auf unsere Zeiten fort, getrieben worden, so wenig hat solche
Bearbeitung die spekulative Seite betroffen; vielmehr ist im Ganzen
dasselbe Material wiederholt, abwechselnd bald bis zu trivialer
Oberflächlichkeit verdünnt, bald der alte Ballast umfangsreicher von
Neuem hervorgeholt und mitgeschleppt worden, so daß durch solche,
häufig ganz nur mechanische Bemühungen dem philosophischen
Gehalt kein Gewinn zuwachsen konnte. Das Reich des Gedankens
philosophisch, d.i. in seiner eigenen immanenten Thätigkeit, oder was
dasselbe ist, in seiner nothwendigen Entwickelung darzustellen, mußte
deswegen ein neues Unternehmen seyn, und dabei von vorne
angefangen werden; jenes erworbene Material, die bekannten
Denkformen, aber ist als eine höchst wichtige Vorlage, ja eine
nothwendige Bedingung, dankbar anzuerkennende Voraussetzung
anzusehen, wenn dieselbe auch nur hier und da einen dürren Faden,
oder die leblosen Knochen eines Skeletts, sogar in Unordnung
untereinander geworfen, dargiebt.
Die Denkformen sind zunächst in der Sprache des Menschen
herausgesetzt und niedergelegt, es kann in unseren Tagen nicht oft
genug daran erinnert werden, daß das, wodurch sich der Mensch vom
Thiere unterscheidet, das Denken ist. In Alles, was ihm zu einem
Innerlichen, zur Vorstellung überhaupt, wird, was er zu dem Seinigen
macht, hat sich die Sprache eingedrängt, und was er zur Sprache macht
und in ihr äußert, enthält eingehüllter, vermischter, oder
herausgearbeitet, eine Kategorie; so sehr natürlich ist ihm das Logische,
oder vielmehr dasselbige ist seine eigenthümliche Natur selbst. Stellt
man aber die Natur überhaupt, als das Physikalische, dem Geistigen
gegenüber, so müßte man sagen, daß das Logische vielmehr das
Übernatürliche ist, welches sich in alles Naturverhalten des Menschen,
in sein Empfinden, Anschauen, Begehren, Bedürfniß, Trieb eindrängt
und es dadurch überhaupt zu einem Menschlichen, wenn auch nur
formell, zu Vorstelllungen und Zwecken, macht. Es ist der Vortheil
einer Sprache, wenn sie einen Reichthum an logischen Ausdrücken,
nämlich eigenthümlichen und abgesonderten, für die
Denkbestimmungen selbst besitzt; von den Präpositionen, Artikeln,
gehören schon viele solchen Verhältnissen an, die auf dem Denken
beruhen; die chinesische Sprache soll es in ihrer Ausbildung gar nicht
oder nur dürftig bis dahin gebracht haben; aber diese Partikeln treten
ganz dienend, nur etwas weniges abgelöster, als die Augmente,
Flexionszeichen und dergl. auf. Viel wichtiger ist es, daß in einer
Sprache die Denkbestimmungen zu Substantiven und Verben
herausgestellt und so zur gegenständlichen Form gestempelt sind; die
deutsche Sprache hat darin viele Vorzüge vor den anderen modernen
Sprachen; sogar sind manche ihrer Wörter von der weiteren Eigenheit,
verschiedene Bedeutungen nicht nur, sondern entgegengesetzte zu
haben, so daß darin selbst ein spekulativer Geist der Sprache nicht zu
verkennen ist; es kann dem Denken eine Freude gewähren, auf solche
Wörter zu stoßen, und die Vereinigung Entgegengesetzter, welches
Resultat der Spekulation für den Verstand aber widersinnig ist, auf
naive Weise schon lexikalisch als Ein Wort von den entgegengesetzten
Bedeutungen vorzufinden. Die Philosophie bedarf daher überhaupt
keiner besonderen Terminologie; es sind wohl aus fremden Sprachen
einige Wörter aufzunehmen, welche jedoch durch den Gebrauch bereits
das Bürgerrecht in ihr erhalten haben, ein affektirter Purismus würde da,
wo es am entschiedensten auf die Sache ankommt, am wenigsten am
Platze seyn.--Das Fortschreiten der Bildung überhaupt und
insbesondere der Wissenschaften, selbst der empirischen und
sinnlichen; indem sie im Allgemeinen sich in den gewöhnlichsten
Kategorien (z.B. eines Ganzen und der Theile, eines Dinges und seiner
Eigenschaften und dergleichen) bewegen, fördert nach und nach auch
höhere Denkverhältnisse zu Tage, oder hebt sie wenigstens zu größerer
Allgemeinheit und damit zu näherer Aufmerksamkeit hervor. Wenn z.B.
in der Physik die Denkbestimmung der Kraft vorherrschend geworden
ist, so spielt in neuerer Zeit die Kategorie der Polarität, die übrigens zu
sehr... tort e... travers in Alles selbst in das Licht eingedrängt wird, die
bedeutendste Rolle,--die Bestimmung von einem Unterschiede, in
welchem die Unterschiedenen untrennbar verbunden sind;--daß auf
solche Weise von der Form der Abstraktion, der Identität, durch welche
eine Bestimmtheit z.B. als Kraft eine Selbstständigkeit erhält,
fortgegangen, und die Form des Bestimmens, des Unterschiedes,
welcher zugleich als ein Untrennbares in der Identität bleibt,
herausgehoben und eine geläufige Vorstellung geworden, ist von
unendlicher Wichtigkeit. Die Naturbetrachtung bringt durch die
Realität, in welcher ihre Gegenstände sich festhalten, dieses Zwingende
mit sich, die Kategorien, die in ihr nicht länger ignorirt werden können,
wenn auch mit der größten Inkonsequenz gegen andere, die auch
geltend gelassen werden, zu fixiren, und es nicht zu gestatten, daß, wie
im Geistigen leichter geschieht, zu Abstraktionen von dem Gegensatze
und zur Allgemeinheit übergegangen wird.
Aber indem so die logischen Gegenstände, wie deren Ausdrücke, etwa
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