mu?te er zu sich selbst sagen, "der Freund, der Geliebte, der Br?utigam Theresens, an dessen Statt du dich einzudr?ngen denkst. Glaubst du denn jemals einen solchen Eindruck auszul?schen oder zu verbannen?" W?re der Brief noch nicht fort gewesen, er h?tte vielleicht nicht gewagt, ihn abzusenden. Gl��cklicherweise war der Wurf schon getan, vielleicht war Therese schon entschieden, nur die Entfernung deckte noch eine gl��ckliche Vollendung mit ihrem Schleier. Gewinn und Verlust mu?ten sich bald entscheiden. Er suchte sich durch alle diese Betrachtungen zu beruhigen, und doch waren die Bewegungen seines Herzens beinahe fieberhaft. Nur wenig Aufmerksamkeit konnte er auf das wichtige Gesch?ft wenden, woran gewisserma?en das Schicksal seines ganzen Verm?gens hing. Ach! wie unbedeutend erscheint dem Menschen in leidenschaftlichen Augenblicken alles, was ihn umgibt, alles, was ihm angeh?rt!
Zu seinem Gl��cke behandelte Lothario die Sache gro?, und Werner mit Leichtigkeit. Dieser hatte bei seiner heftigen Begierde zum Erwerb eine lebhafte Freude ��ber den sch?nen Besitz, der ihm oder vielmehr seinem Freunde werden sollte. Lothario von seiner Seite schien ganz andere Betrachtungen zu machen. "Ich kann mich nicht sowohl ��ber einen Besitz freuen", sagte er, "als ��ber die Rechtm??igkeit desselben."
"Nun, beim Himmel!" rief Werner, "wird denn dieser unser Besitz nicht rechtm??ig genug?"
"Nicht ganz!" versetzte Lothario.
"Geben wir denn nicht unser bares Geld daf��r?"
"Recht gut!" sagte Lothario, "auch werden Sie dasjenige, was ich zu erinnern habe, vielleicht f��r einen leeren Skrupel halten. Mir kommt kein Besitz ganz rechtm??ig, ganz rein vor, als der dem Staate seinen schuldigen Teil abtr?gt."
"Wie?" sagte Werner, "so wollten Sie also lieber, da? unsere frei gekauften G��ter steuerbar w?ren?"
"Ja", versetzte Lothario, "bis auf einen gewissen Grad: denn durch diese Gleichheit mit allen ��brigen Besitzungen entsteht ganz allein die Sicherheit des Besitzes. Was hat der Bauer in den neuern Zeiten, wo so viele Begriffe schwankend werden, f��r einen Hauptanla?, den Besitz des Edelmanns f��r weniger gegr��ndet anzusehen als den seinigen? Nur den, da? jener nicht belastet ist und auf ihn lastet."
"Wie wird es aber mit den Zinsen unseres Kapitals aussehen?" versetzte Werner.
"Um nichts schlimmer!" sagte Lothario, "wenn uns der Staat gegen eine billige, regelm??ige Abgabe das Lehns-Hokuspokus erlassen und uns mit unsern G��tern nach Belieben zu schalten erlauben wollte, da? wir sie nicht in so gro?en Massen zusammenhalten m��?ten, da? wir sie unter unsere Kinder gleicher verteilen k?nnten, um alle in eine lebhafte, freie T?tigkeit zu versetzen, statt ihnen nur die beschr?nkten und beschr?nkenden Vorrechte zu hinterlassen, welche zu genie?en wir immer die Geister unserer Vorfahren hervorrufen m��ssen. Wieviel gl��cklicher w?ren M?nner und Frauen, wenn sie mit freien Augen umhergehen und bald ein w��rdiges M?dchen, bald einen trefflichen J��ngling ohne andere R��cksichten durch ihre Wahl erheben k?nnten. Der Staat w��rde mehr, vielleicht bessere B��rger haben und nicht so oft um K?pfe und H?nde verlegen sein."
"Ich kann Sie versichern", sagte Werner, "da? ich in meinem Leben nie an den Staat gedacht habe; meine Abgaben, Z?lle und Geleite habe ich nur so bezahlt, weil es einmal hergebracht ist."
"Nun", sagte Lothario, "ich hoffe Sie noch zum guten Patrioten zu machen: denn wie der nur ein guter Vater ist, der bei Tische erst seinen Kindern vorlegt, so ist der nur ein guter B��rger, der vor allen andern Ausgaben das, was er dem Staate zu entrichten hat, zur��cklegt."
Durch solche allgemeine Betrachtungen wurden ihre besondern Gesch?fte nicht aufgehalten, vielmehr beschleunigt. Als sie ziemlich damit zustande waren, sagte Lothario zu Wilhelmen: "Ich mu? Sie nun an einen Ort schicken, wo Sie n?tiger sind als hier: meine Schwester l??t Sie ersuchen, so bald als m?glich zu ihr zu kommen; die arme Mignon scheint sich zu verzehren, und man glaubt, Ihre Gegenwart k?nnte vielleicht noch dem ��bel Einhalt tun. Meine Schwester schickte mir dieses Billett noch nach, woraus Sie sehen k?nnen, wieviel ihr daran gelegen ist." Lothario ��berreichte ihm ein Bl?ttchen. Wilhelm, der schon in der gr??ten Verlegenheit zugeh?rt hatte, erkannte sogleich an diesen fl��chtigen Bleistiftz��gen die Hand der Gr?fin und wu?te nicht, was er antworten sollte.
"Nehmen Sie Felix mit", sagte Lothario, "damit die Kinder sich untereinander aufheitern. Sie m��?ten morgen fr��h beizeiten weg; der Wagen meiner Schwester, in welchem meine Leute hergefahren sind, ist noch hier, ich gebe Ihnen Pferde bis auf halben Weg, dann nehmen Sie Post. Leben Sie recht wohl und richten viele Gr��?e von mir aus. Sagen Sie dabei meiner Schwester, ich werde sie bald wiedersehen, und sie soll sich ��berhaupt auf einige G?ste vorbereiten. Der Freund unseres Gro?oheims, der Marchese Cipriani, ist auf dem Wege, hierherzukommen; er hoffte, den alten Mann noch am Leben anzutreffen, und sie wollten sich zusammen an der Erinnerung fr��herer Verh?ltnisse erg?tzen und sich ihrer gemeinsamen Kunstliebhaberei erfreuen. Der Marchese war viel j��nger als mein Oheim und verdankte ihm den besten Teil seiner Bildung; wir m��ssen alles aufbieten, um einigerma?en die L��cke auszuf��llen, die er finden wird, und das wird am besten durch eine gr??ere Gesellschaft geschehen."
Lothario ging darauf mit dem Abbe
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