Wie es euch gefallt | Page 2

William Shakespeare
sanften Banden des Bluts solltet Ihr mich ebenso kennen. Die gute Sitte der Nationen gesteht Euch Vorrechte vor mir zu, weil Ihr der Erstgeborne seid; aber derselbe Gebrauch beraubt mich meines Blutes nicht, w?ren auch zwanzig Br��der zwischen uns. Ich habe soviel vom Vater in mir als Ihr, obwohl Ihr der Verehrung, die ihm geb��hrt, n?her seid, weil Ihr fr��her kamt.
Oliver. Was, Knabe?
Orlando. Gemach, gemach, ?ltester Bruder! Dazu seid Ihr zu jung.
Oliver. Willst du Hand an mich legen, Schurke?
Orlando. Ich bin kein Schurke! ich bin der j��ngste Sohn des Freiherrn Roland de Boys. Er war mein Vater, und der ist dreifach ein Schurke, der da sagt, solch ein Vater konnte Schurken zeugen. W?rst du nicht mein Bruder, so lie?e meine Hand deine Kehle nicht los, bis diese andre dir die Zunge f��r dies Wort ausgerissen h?tte. Du hast dich selber gel?stert.
Adam. Liebe Herren, seid ruhig! um des Andenkens eures Vaters willen, seid eintr?chtig!
Oliver. La? mich los, sag ich.
Orlando. Nicht eher, bis mir's gef?llt. Ihr sollt mich anh?ren. Mein Vater legte Euch in seinem Testament auf, mir eine gute Erziehung zu geben. Ihr habt mich wie einen Bauern gro?gezogen, habt alle Eigenschaften, die einem Edelmann zukommen, vor mir verborgen und verschlossen gehalten. Der Geist meines Vaters wird m?chtig in mir, und ich will es nicht l?nger erdulden; darum gesteht mir solche ��bungen zu, wie sie dem Edelmann geziemen, oder gebt mir das geringe Teil, das mir mein Vater im Testament hinterlie?, so will ich mein Gl��ck damit versuchen.
Oliver. Und was willst du anfangen? Betteln, wenn das durchgebracht ist? Gut, geht nur hinein, ich will mich nicht lange mit Euch qu?len, Ihr sollt zum Teil Euren Willen haben. Ich bitt Euch, la?t mich nur.
Orlando. Ich will Euch nicht weiter bel?stigen, als mir f��r mein Bestes notwendig ist.
Oliver. Packt Euch mit ihm, alter Hund!
Adam. Ist "alter Hund" mein Lohn? Doch es ist wahr, die Z?hne sind mir in Eurem Dienst ausgefallen.--Gott segne meinen alten Herrn, er h?tte solch ein Wort nicht gesprochen.
(Orlando und Adam ab.)
Oliver. Steht es so? F?ngst du an, mir ��ber den Kopf zu wachsen? Ich will dir den Kitzel vertreiben und die tausend Kronen doch nicht geben. He, Dennis!
(Dennis kommt.)
Dennis. Rufen Euer Gnaden?
Oliver. Wollte nicht Charles, des Herzogs Ringer, mit mir sprechen ?
Dennis. Wenn es Euch beliebt: er ist hier an der T��r und bittet sehr um Zutritt zu Euch.
Oliver. Ruft ihn herein.
(Dennis ab.)
Das wird eine gute Auskunft sein, und morgen ist der Wettkampf schon.
(Charles kommt.)
Charles. Euer Gnaden guten Morgen!
Oliver. Guter Monsieur Charles!--Was sind die neuesten Neuigkeiten am neuen Hof?
Charles. Keine Neuigkeiten am Hof als die alten: n?mlich, da? der alte Herzog von seinem j��ngern Bruder, dem neuen Herzog, vertrieben ist, und drei oder vier getreue Herren haben sich in freiwillige Verbannung mit ihm begeben; ihre L?ndereien und Eink��nfte bereichern den neuen Herzog, darum gibt er ihnen gern Erlaubnis, zu wandern.
Oliver. K?nnt Ihr mir sagen, ob Rosalinde, des Herzogs Tochter, mit ihrem Vater verbannt ist?
Charles. O nein, denn des Herzogs Tochter, ihre Muhme, liebt sie so, da sie von der Wiege an zusammen aufgewachsen sind, da? sie ihr in die Verbannung gefolgt, oder gestorben w?re, wenn sie h?tte zur��ckbleiben m��ssen. Sie ist am Hofe, und der Oheim liebt sie nicht weniger als seine eigne Tochter. Niemals haben sich zwei Frauen mehr geliebt als diese.
Oliver. Wo wird sich der alte Herzog aufhalten?
Charles. Sie sagen, er ist bereits im Ardenner Wald, und viele lustige Leute mit ihm, und da leben sie wie Zigeunervolk. Es hei?t, viele junge Leute str?men ihm t?glich zu und versaufen sorglos die Zeit wie im Goldnen Alter.
Oliver. Sagt, werdet Ihr morgen vor dem neuen Herzoge ringen?
Charles. Ganz gewi?, Herr, und ich komme, Euch etwas zu er?ffnen. Man hat mich unter der Hand benachrichtigt, da? Euer j��ngster Bruder, Orlando, gewillt ist, gegen mich verkleidet einen Gang zu wagen. Morgen, Herr, ringe ich f��r meinen Ruhm, und wer ohne zerbrochene Gliedma?en davonkommt, wird von Gl��ck zu sagen haben. Euer Bruder ist jung und zart, und um Euretwillen sollte es mir leid tun, ihn so zuzurichten, wie ich doch meiner eignen Ehre wegen m��?te, wenn er sich stellt. Darum kam ich aus Liebe zu Euch her, Euch Nachricht davon zu geben, damit Ihr ihn entweder von seinem Vorhaben zur��ckhaltet oder nicht ��belnehmen m?gt, was ��ber ihn ergeht, weil er sich's doch selber zugezogen hat und es ganz gegen meinen Willen geschieht.
Oliver. Charles, ich danke dir f��r deine Liebe zu mir, die ich freundlichst vergelten will, wie du sehn sollst. Ich habe selbst einen Wink von dieser Absicht meines Bruders bekommen und unter der Hand gearbeitet, ihn davon abzubringen; aber er ist entschlossen. Ich mu? dir sagen, Charles--er ist der hartn?ckigste junge Bursch in Frankreich, voll Ehrgeiz, ein neidischer Nebenbuhler von jedermanns Gaben, ein heimlicher und niedertr?chtiger R?nkemacher gegen mich, seinen leiblichen Bruder. Darum tu nach Gefallen; mir w?r's so lieb, du
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