H?nden gehabt. Und keines h?tte es je gewagt, auch nur den Wunsch zu ?u?ern, sie herunterzuholen. In ein viel vertraulicheres Verh?ltnis kamen sie allgemach zu den tiefer in den Zweigen h?ngenden Schaustücken. Sie betasteten sie mit scheuer Neugierde, streichelten sie, nahmen sie wohl ?fter behutsam herab und hingen sie aus eigenem Antriebe, oder bedeutsam von der Mutter gemahnt, wieder an ihren Platz -- dorthin, wo sie mit zarten Fingern das Christkindlein selbst gehangen hatte. Und jedes der Kinder nahm geistig Besitz von einem bestimmten Gegenstande, der ihm besonders lieb war. Des Sommers oft, wenn trübe Regentage sie in die Stube bannten, sprachen sie unvermutet von all den geheimnisvollen Sachen. Elli am liebsten von einer winzig kleinen Puppe, die, in einem zierlichen K?rbchen weich gebettet liegend, sie allj?hrlich so vertraulich anl?chelte, als freute sie sich des Wiedersehens so sehr wie Elli selbst.
Mit hei?en Wangen und leuchtenden Augen phantasierte sie eben wieder von ihrem kleinen Liebling und behauptete pl?tzlich, das liebe Püppchen sei zweifellos ein Spielzeug, mit dem im Himmel droben Lilli, das verstorbene Schwesterlein spielen dürfe inmitten einer Schar fr?hlicher Englein. Darum leuchte sie auch immer so himmlisch sch?n, die Puppe, meinte sie ernsthaft.
Eine Pause trat ein. Alle drei sahen schaurigstill vor sich hin, als s?hen sie das von überirdischem Schimmer umflossene Schwesterlein vor sich sitzen und mit den Englein spielen. Pl?tzlich brach Otto das klingende singende Schweigen.
?Du Elli,? rief er lebhaft, ?wei?t du, was ich glaub, wo mein Paradiesvogel immer ist??
?Dein Paradiesvogel? Den kleinen meinst, den am Baum??
?Ja, den. Der dem Christkind geh?rt und so viele Farben hat, so sch?ne.?
?Nun, wo soll er denn sein? Doch auch im Himmel droben beim Christkind -- nicht??
?O nein! Ich glaub da? der immer ein wirklicher lebendiger Vogel ist, ein gro?er. Ja. Ich hab ihn einmal fliegen sehn.?
?Fliegen hast du ihn sehn?? rief Elli und der heilige Schauer des Wunderbaren durchbebte sie.
?Ja!? sagte Otto, von einem hei?en Drange fortgerissen. ?Hoch am Himmel droben ist er geflogen. Hoch über die Sterne hin! Und gro? war er -- gro?! Und sch?n!?
Und das Traumbild einer wei?en Glanznacht kühn mit Dichtung mengend, fuhr er lebhaft fort:
?Und wei?t du, wo er war? Auf der Erde herunten war er und hat nachgeschaut, ob wir brav sind alle. Und wi?t ihr, was er macht? Den Regenbogen macht er! Ja! Mit seinem langen sch?nen Schweif macht er ihn. Darum hat er so viele Farben -- wei?t du??
Er hatte sich ganz hei? geredet und fühlte sich unsagbar beglückt, als er sah, wie Elli sprachlos dastand, des Erstaunens und Verwunderns übervoll.
?Ja, glaubst du's vielleicht gar nicht?, rief der kleine Dichter endlich gekr?nkt, als Elli gar nichts erwiderte und nur immer mit gro?en Augen wie traumhaft vor sich hinschaute.
?Aber freilich glaub' ich's!? sagte sie jetzt voll Eifer. ?Ich seh's ja! Wirklich wahr -- ich seh's!?
Und Norbert, der mit gl?nzenden Blicken nach Otto geschaut, rief jetzt, angeregt durch die kühne Phantasie Ottos, ganz erhitzt aus: ?Ja, und wo ist denn dann mein sch?ner Bibihahn immer??
?O, wer wei?, wie's dem ergangen ist,? sagte Otto gro?artig kühl. ?Du hast ihm ja den Schnabel abgebrochen.?
?O nein!? verteidigte Elli den Jüngsten, dessen Gesicht sich weinerlich verzog. ?Wie der sch?ne kleine Hahn zum zweitenmal gekommen ist, hat er den Schnabel schon gebrochen gehabt. Wei?t du's denn nimmer??
?Ja,? meinte nun Otto. ?Wer wei?, wo der herumgerauft hat und mit wem??
Und immer eifriger umspannen die drei erregten Kinder ihre Lieblinge mit dem goldigen Gewebe naiver Legende. Auf dem klugen wei?en Elefanten ritten sie durch ferne Wunderl?nder, jagten auf der langbeinigen Giraffe durch die schaurige Oede der Wüste und durchschwammen mit dem schwarzen Walfisch, auf des Ungeheuers Rücken in einem zierlichen H?uschen geborgen, das unendliche Meer. Immer hei?er wurden ihre Wangen, immer gr??er ihr Verlangen, wieder das zu sehen, was das Christkindlein nur für sie bestimmt hatte und immer wieder nur ihnen brachte. Und sie nahmen sich vor, mit den kleinen Dingelchen, die sie für verzauberte Lebewesen hielten, recht lieb umzugehn und fragten sich, wo wohl dies und das heuer h?ngen werde, erinnerten sich, wo es im vorigen Jahr hing und früher. Immer wieder kamen sie auf ihre Lieblingsstücklein zurück und erschraken bis in die Tiefe ihrer kleinen Seelen hinein, als sie nach einem Ausruf Ottos sich vorstellten, was sie wohl t?ten, wenn die kleine sü?e Puppe, wenn der pr?chtige Paradiesvogel oder der stolze kampfmutige Hahn pl?tzlich in ihren H?nden lebendig würden?
Stockenden Atems sahen sie einander an. Da schnarrte pl?tzlich die elektrische Klingel, die über der Tür angebracht war und sie mit der Bonne, die sie neuestens hatten, zu den Mahlzeiten rief.
?Zum Essen ruft der Vater -- und das Christkind?? Entt?uscht standen sie ratlos da, Tr?nen stiegen sachte in ihre Augen. Und nochmals schrillte die Glocke. Zugleich ging die Tür auf und Gisa, die Bonne rief herein:
?Ja, Kinder! H?rt ihr denn nicht? Das Christkind l?utet!?
Jetzt klang und sang und rief und jubelte aus dem
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