man hierzulande
Denn keine Heimat,
keinen Herd und Kirche?
Wallenstein.
Ich will Euch sagen, wie das zugeht--Ja,
Der Österreicher hat ein
Vaterland
Und liebt's und hat auch Ursach', es zu lieben.
Doch
dieses Heer, das kaiserlich sich nennt,
Das hier in Böheim hauset, das
hat keins;
Das ist der Auswurf fremder Länder, ist
Der aufgegebne
Teil des Volks, dem nichts
Gehöret als die allgemeine Sonne.
Und
dieses böhm'sche Land, um das wir fechten,
Das hat kein Herz für
seinen Herrn, den ihm
Der Waffen Glück, nicht eigne Wahl gegeben.
Mit Murren trägt's des Glaubens Tyrannei,
Die Macht hat's
eingeschreckt, beruhigt nicht.
Ein glühend, rachvoll Angedenken lebt
Der Greuel, die geschahn auf diesem Boden.
Und kann's der Sohn
vergessen, daß der Vater
Mit Hunden in die Messe ward gehetzt?
Ein Volk, dem das geboten wird, ist schrecklich,
Es räche oder dulde
die Behandlung.
Wrangel.
Der Adel aber und die Offiziere?
Solch eine Flucht und Felonie, Herr
Fürst,
Ist ohne Beispiel in der Welt Geschichten.
Wallenstein.
Sie sind auf jegliche Bedingung mein.
Nicht mir, den eignen Augen
mögt Ihr glauben.
(Er gibt ihm die Eidesformel. Wrangel durchliest
sie, legt sie, nachdem er gelesen, schweigend auf den Tisch.)
Wie ist's? Begreift Ihr nun?
Wrangel.
Begreif 's, wer's kann!
Herr Fürst! Ich laß die Maske fallen--Ja!
Ich
habe Vollmacht, alles abzuschließen.
Es steht der Rheingraf nur vier
Tagemärsche
Von hier mit funfzehntausend Mann, er wartet
Auf
Ordre nur, zu Ihrem Heer zu stoßen.
Die Ordre stell ich aus, sobald
wir einig.
Wallenstein.
Was ist des Kanzlers Forderung?
Wrangel. (bedenklich)
Zwölf Regimenter gilt es, schwedisch Volk.
Mein Kopf muß dafür
haften. Alles könnte
Zuletzt nur falsches Spiel--
Wallenstein. (fährt auf)
Herr Schwede!
Wrangel. (ruhig fortfahrend)
Muß demnach
Darauf bestehn, daß Herzog Friedland förmlich,
Unwiderruflich breche mit dem Kaiser,
Sonst ihm kein schwedisch
Volk vertrauet wird.
Wallenstein.
Was ist die Forderung? Sagt's kurz und gut.
Wrangel.
Die span'schen Regimenter, die dem Kaiser
Ergeben, zu entwaffnen,
Prag zu nehmen
Und diese Stadt wie auch das Grenzschloß Eger
Den Schweden einzuräumen.
Wallenstein.
Viel gefordert!
Prag! Sei's um Eger! Aber Prag? Geht nicht.
Ich
leist euch jede Sicherheit, die ihr
Vernünft'gerweise von mir fordern
möget.
Prag aber--Böhmen--kann ich selbst beschützen.
Wrangel.
Man zweifelt nicht daran. Es ist uns auch
Nicht ums Beschützen bloß.
Wir wollen Menschen
Und Geld umsonst nicht aufgewendet haben.
Wallenstein.
Wie billig.
Wrangel.
Und so lang, bis wir entschädigt,
Bleibt Prag verpfändet.
Wallenstein.
Traut ihr uns so wenig?
Wrangel. (steht auf)
Der Schwede muß sich vorsehn mit dem Deutschen.
Man hat uns
übers Ostmeer hergerufen;
Gerettet haben wir vom Untergang
Das
Reich--mit unserm Blut des Glaubens Freiheit,
Die heil'ge Lehr' des
Evangeliums
Versiegelt--Aber jetzt schon fühlet man
Nicht mehr
die Wohltat, nur die Last, erblickt
Mit scheelem Aug' die Fremdlinge
im Reiche
Und schickte gern mit einer Handvoll Geld
Uns heim in
unsre Wälder. Nein! wir haben
Um Judas' Lohn, um klingend Gold
und Silber
Den König auf der Walstatt nicht gelassen!
So vieler
Schweden adeliges Blut,
Es ist um Gold und Silber nicht geflossen!
Und nicht mit magerm Lorbeer wollen wir
Zum Vaterland die
Wimpel wieder lüften,
Wir wollen Bürger bleiben auf dem Boden,
Den unser König fallend sich erobert.
Wallenstein.
Helft den gemeinen Feind mir niederhalten,
Das schöne Grenzland
kann euch nicht entgehn.
Wrangel.
Und liegt zu Boden der gemeine Feind,
Wer knüpft die neue
Freundschaft dann zusammen?
Uns ist bekannt, Herr
Fürst--wenngleich der Schwede
Nichts davon merken soll--daß Ihr
mit Sachsen
Geheime Unterhandlung pflegt. Wer bürgt uns
Dafür,
daß wir nicht Opfer der Beschlüsse sind,
Die man vor uns zu hehlen
nötig achtet?
Wallenstein.
Wohl wählte sich der Kanzler seinen Mann,
Er hätt' mir keinen
zähern schicken können.
(Aufstehend.)
Besinnt Euch eines Bessern, Gustav Wrangel.
Von Prag nichts mehr.
Wrangel.
Hier endigt meinen Vollmacht.
Wallenstein.
Euch meine Hauptstadt räumen! Lieber tret ich
Zurück--zu meinem
Kaiser.
Wrangel.
Wenn's noch Zeit ist.
Wallenstein.
Das steht bei mir, noch jetzt, zu
jeder Stunde.
Wrangel.
Vielleicht vor wenig Tagen noch. Heut nicht mehr.
--Seit der Sesin
gefangen sitzt, nicht mehr.
(Wie Wallenstein betroffen schweigt.)
Herr Fürst! Wir glauben, daß Sie's ehrlich meinen;
Seit gestern--sind
wir des gewiß--Und nun
Dies Blatt uns für die Truppen bürgt, ist
nichts,
Was dem Vertrauen noch im Wege stünde.
Prag soll uns
nicht entzweien. Mein Herr Kanzler
Begnügt sich mit der Altstadt,
Euer Gnaden
Läßt er den Ratschin und die kleine Seite.
Doch Eger
muß vor allem sich uns öffnen,
Eh' an Konjunktion zu denken ist.
Wallenstein.
Euch also soll ich trauen, ihr nicht mir?
Ich will den Vorschlag in
Erwägung ziehn.
Wrangel.
In keine gar zu lange, muß ich bitten.
Ins zweite Jahr schon schleicht
die Unterhandlung;
Erfolgt auch diesmal nichts, so will der Kanzler
Auf immer sie für abgebrochen halten.
Wallenstein.
Ihr drängt mich sehr. Ein solcher Schritt will wohl
Bedacht sein.
Wrangel.
Eh' man überhaupt dran denkt,
Herr Fürst! Durch rasche Tat nur kann
er glücken.
(Er geht ab.)
Sechster Auftritt
Wallenstein. Terzky und Illo kommen zurück.
Illo.
Ist's richtig?
Terzky.
Seid ihr einig?
Illo.
Dieser Schwede
Ging ganz zufrieden fort. Ja, ihr seid einig.
Wallenstein.
Hört! Noch ist nichts geschehn, und--wohl erwogen,
Ich will es lieber
doch nicht tun.
Terzky.
Wie? Was ist das?
Wallenstein.
Von dieser Schweden Gnade leben!
Der Übermütigen? Ich trüg' es
nicht.
Illo.
Kommst du als Flüchtling, ihre Hilf' erbettelnd?
Du bringest ihnen
mehr, als du empfängst.
Wallenstein.
Wie war's mit jenem königlichen Bourbon,
Der seines Volkes Feinde
sich verkaufte
Und Wunden schlug dem eignen Vaterland?
Fluch
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