Wallensteins Lager | Page 8

Friedrich von Schiller
verachten.
Beide J?ger.
Ja, übers Leben noch geht die Ehr'!
Erster Kürassier.
Das Schwert ist kein Spaten, kein Pflug,?Wer damit ackern wollte, w?re nicht klug.?Es grünt uns kein Halm, er w?chst keine Saat,?Ohne Heimat mu? der Soldat?Auf dem Erdboden flüchtig schw?rmen,?Darf sich an eignem Herd nicht w?rmen ,?Er mu? vorbei an der St?dte Glanz,?An des D?rfleins lustigen, grünen Auen,?Die Traubenlese, den Erntekranz?Mu? er wandernd von ferne schauen.?Sagt mir, was hat er an Gut und Wert,?Wenn der Soldat sich nicht selber ehrt??Etwas mu? er sein eigen nennen,?Oder der Mensch wird morden und brennen.
Erster Arkebusier.
Das wei? Gott, 's ist ein elend Leben!
Erster Kürassier.
M?cht's doch nicht für ein andres geben.?Seht, ich bin weit in der Welt rumkommen,?Hab alles in Erfahrung genommen.?Hab der hispanischen Monarchie?Gedient und der Republik Venedig?Und dem K?nigreich Napoli,?Aber das Glück war mir nirgends gn?dig.?Hab den Kaufmann gesehn und den Ritter?Und den Handwerksmann und den Jesuiter,?Und kein Rock hat mir unter allen?Wie mein eisernes Wams gefallen.
Erster Arkebusier.
Ne! das kann ich eben nicht sagen.
Erster Kürassier.
Will einer in der Welt was erjagen,?Mag er sich rühren und mag sich plagen;?Will er zu hohen Ehren und Würden,?Bück' er sich unter die goldnen Bürden.?Will er genie?en den Vatersegen,?Kinder und Enkelein um sich pflegen,?Treib' er ein ehrlich Gewerb' in Ruh'.?Ich--ich hab kein Gemüt dazu.?Frei will ich leben und also sterben,?Niemand berauben und niemand beerben?Und auf das Gehudel unter mir?Leicht wegschauen von meinem Tier.
Erster J?ger.
Bravo! Just so ergeht es mir.
Erster Arkebusier.
Lustiger freilich mag sich's haben,?über anderer K?pf' wegtraben.
Erster Kürassier.
Kamerad, die Zeiten sind schwer,?Das Schwert ist nicht bei der Waage mehr;?Aber so mag mir's keiner verdenken,?Da? ich mich lieber zum Schwert will lenken.?Kann ich im Krieg mich doch menschlich fassen,?Aber nicht auf mir trommeln lassen.
Erster Arkebusier.
Wer ist dran schuld als wir Soldaten,?Da? der N?hrstand in Schimpf geraten??Der leidige Krieg und die Not und Plag'?In die sechzehn Jahr' schon w?hren mag.
Erster Kürassier.
Bruder, den lieben Gott da droben,?Es k?nnen ihn alle zugleich nicht loben.?Einer will die Sonn', die den andern beschwert;?Dieser will's trocken, was jener feucht begehrt.?Wo du nur die Not siehst und die Plag',?Da scheint mir des Lebens heller Tag.?Geht's auf Kosten des Bürgers und Bauern,?Nun wahrhaftig, sie werden mich dauern;?Aber ich kann's nicht ?ndern--seht,?'s ist hier just, wie's beim Einhaun geht:?Die Pferde schnauben und setzen an,?Liege wer will mitten in der Bahn,?Sei's mein Bruder, mein leiblicher Sohn,?Zerri? mir die Seele sein Jammerton,?über seinen Leib weg mu? ich jagen,?Kann ihn nicht sachte beiseite tragen.
Erster J?ger.
Ei, wer wird nach dem andern fragen!
Erster Kürassier.
Und weil sich's nun einmal so gemacht,?Da? das Glück dem Soldaten lacht,?La?t's uns mit beiden H?nden fassen,?Lang werden sie's uns nicht so treiben lassen.?Der Friede wird kommen über Nacht,?Der dem Wesen ein Ende macht;?Der Soldat z?umt ab, der Bauer spannt ein,?Eh' man's denkt, wird's wieder das alte sein.?Jetzt sind wir noch beisammen im Land,?Wir haben's Heft noch in der Hand;?Lassen wir uns auseinandersprengen,?Werden sie uns den Brotkorb h?her h?ngen.
Erster J?ger.
Nein, das darf nimmermehr geschehn!?Kommt, la?t uns alle für einen stehn.
Zweiter J?ger.
Ja, la?t uns Abrede nehmen, h?rt!
Erster Arkebusier (ein ledernes Beutelchen ziehend, zur Marketenderin).
Gevatterin, was hab ich verzehrt?
Marketenderin.
Ach! es ist nicht der Rede wert!?(Sie rechnen.)
Trompeter.
Ihr tut wohl, da? ihr weitergeht,?Verderbt uns doch nur die Soziet?t.?(Arkebusier gehen ab.)
Erster Kürassier.
Schad um die Leut'! Sind sonst wackre Brüder.
Erster J?ger.
Aber das denkt wie ein Seifensieder.
Zweiter J?ger.
Jetzt sind wir unter uns, la?t h?ren,?Wie wir den neuen Anschlag st?ren.
Trompeter.
Was? wir gehen eben nicht hin.
Erster Kürassier.
Nichts, ihr Herrn, gegen die Disziplin!?Jeder geht jetzt zu seinem Korps,?Tr?gt's den Kameraden vernünftig vor,?Da? sie's begreifen und einsehn lernen .?Wir dürfen uns nicht so weit entfernen .?Für meine Wallonen sag ich gut.?So, wie ich, jeder denken tut.
Wachtmeister.
Terschkas Regimenter zu Ro? und Fu??Stimmen alle in diesen Schlu?.
Zweiter Kürassier (stellt sich zum ersten).
Der Lombard' sich nicht vom Wallonen trennt.
Erster J?ger.
Freiheit ist J?gers Element.
Zweiter J?ger.
Freiheit ist bei der Macht allein:?Ich leb und sterb bei dem Wallenstein.
Erster Scharfschütz.
Der Lothringer geht mit der gro?en Flut,?Wo der leichte Sinn ist und lustiger Mut.
Dragoner.
Der Irl?nder folgt des Glückes Stern.
Zweiter Scharfschütz.
Der Tiroler dient nur dem Landesherrn.
Erster Kürassier.
Also la?t jedes Regiment?Ein Pro memoria reinlich schreiben:?Da? wir zusammen wollen bleiben,?Da? uns keine Gewalt noch List?Von dem Friedl?nder weg soll treiben,?Der ein Soldatenvater ist.?Das reicht man in tiefer Devotion?Dem Piccolomini--ich meine den Sohn--?Der versteht sich auf solche Sachen,?Kann bei dem Friedl?nder alles machen,?Hat auch einen gro?en Stein im Brett?Bei des Kaisers und K?nigs Majest?t.
Zweiter J?ger.
Kommt! Dabei bleibt's! Schlagt alle ein!?Piccolomini soll unser Sprecher sein.?Trompeter, Dragoner, Erster J?ger, Zweiter Kürassier, Scharfschützen (zugleich)
Piccolomini soll unser Sprecher sein.?(Wollen fort.)
Wachtmeister.
Erst noch ein Gl?schen, Kameraden!?(Trinkt.)
Des Piccolomini hohe Gnaden!
Marketenderin (bringt eine Flasche).
Das kommt nicht aufs Kerbholz. Ich geb es gern.?Gute Verrichtung, meine Herrn!
Kürassiere.
Der Wehrstand soll leben!
Beide J?ger.
Der N?hrstand soll geben!?Dragoner und Scharfschützen.?Die Armee soll florieren!?Trompeter und Wachtmeister.?Und der Friedl?nder soll sie regieren.
Zweiter Kürassier (singt).
Wohl auf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd!?Ins Feld, in die Freiheit gezogen!?Im Felde, da ist der Mann noch was wert,?Da wird das Herz noch gewogen.?Da tritt kein anderer für ihn ein,?Auf sich selber steht er da ganz allein.?(Die Soldaten
Continue reading on your phone by scaning this QR Code

 / 11
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.