Wallensteins Lager | Page 5

Friedrich von Schiller
den Krieg,?Wetzt lieber den Schnabel als den Sabel,?Hetzt sich lieber herum mit der Dirn',?Fri?t den Ochsen lieber als den Oxenstirn.?Die Christenheit trauert in Sack und Asche,?Der Soldat füllt sich nur die Tasche.?Es ist eine Zeit der Tr?nen und Not,?Am Himmel geschehen Zeichen und Wunder,?Und aus den Wolken, blutigrot,?H?ngt der Herrgott den Kriegsmantel runter.?Den Kometen steckt er wie eine Rute?Drohend am Himmelsfenster aus,?Die ganze Welt ist ein Klagehaus,?Die Arche der Kirche schwimmt in Blute,?Und das r?mische Reich--da? Gott erbarm!?Sollte jetzt hei?en r?misch Arm,?Der Rheinstrom ist worden zu einem Peinstrom,?Die Kl?ster sind ausgenommene Nester,?Die Bistümer sind verwandelt in Wüsttümer,?Die Abteien und die Stifter?Sind nun Raubteien und Diebesklüfter,?Und alle die gesegneten deutschen L?nder?Sind verkehrt worden in Elender--?Woher kommt das? das will ich euch verkünden:?Das schreibt sich her von euern Lastern und Sünden,?Von dem Greuel und Heidenleben,?Dem sich Offizier und Soldaten ergeben.?Denn die Sünd' ist der Magnetenstein,?Der das Eisen ziehet ins Land herein.?Auf das Unrecht, da folgt das übel,?Wie die Tr?n' auf den herben Zwiebel,?Hinter dem U k?mmt gleich das Weh,?Das ist die Ordnung im ABC.?Ubi erit victoriae spes,?Si offenditur Deus? Wie soll man siegen,?Wenn man die Predigt schw?nzt und die Me?',?Nichts tut, als in den Weinh?usern liegen??Die Frau in dem Evangelium?Fand den verlornen Groschen wieder,?Der Saul seines Vaters Esel wieder,?Der Joseph seine saubern Brüder;?Aber wer bei den Soldaten sucht?Die Furcht Gottes und die gute Zucht?Und die Scham, der wird nicht viel finden,?T?t' er auch hundert Laternen anzünden.?Zu dem Prediger in der Wüsten,?Wie wir lesen in Evangelisten,?Kamen auch die Soldaten gelaufen,?Taten Bu?' und lie?en sich taufen,?Fragten ihn: Quid faciemus nos??Wie machen wir's, da? kommen in Abrahams Scho???Et ait illis, und er sagt:?Neminem concutiatis,?Wenn ihr niemanden schindet und plackt;?Neque calumniam faciatis,?Niemand verl?stert, auf niemand lügt.?Contenti estote, euch begnügt,?Stipendiis verstris, mit eurer L?hnung?Und verflucht jede b?se Angew?hnung.?Es ist ein Gebot: Du sollst den Namen?Deines Herrgotts nicht eitel auskramen.?Und wo h?rt man mehr blasphemieren?Als hier in den Freidl?ndischen Kriegsquartieren??Wenn man für jeden Donner und Blitz,?Den ihr losbrenntk mit eurer Zungenspitz',?Die Glocken mü?t' l?uten im Land umher,?Es w?r' bald kein Mesner zu finder mehr.?Und wenn euch für jedes b?se Gebet,?Das aus eurem ungewaschnen Munde geht,?Ein H?rlein ausging' aus eurem Schopf,?über Nacht w?r' er geschoren glatt,?Und w?r' er so dick wie Absalons Zopf.?Der Josua war doch auch ein Soldat,?K?nig David erschlug den Goliath,?Und wo steht denn geschrieben zu lesen,?Da? sie solche Fluchm?uler sind gewesen??Mu? man den Mund doch, ich sollte meinen,?Nicht weiter aufmachen zu einem Helf Gott!?Als zu einem Kreuz Sackerlot!?Aber wessen das Gef?? ist gefüllt,?Davon es sprudelt und überquillt.?Wieder ein Gebot ist: Du sollst nicht stehlen.?Ja, das befolgt ihr nach dem Wort,?Denn ihr tragt alles offen fort;?Vor euren Klauen und Geiersgriffen,?Vor euren Praktiken und b?sen Kniffen?Ist das Geld nicht geborgen in der Truh',?Das Kalb nicht sicher in der Kuh,?Ihr nehmt das Ei und das Huhn dazu.?Was sagt der Prediger? Contenti estote,?Begnügt euch mit eurem Kommi?brote.?Aber wie soll man die Knechte loben,?K?mmt doch das ?rgerniss von oben!?Wie die Glieder, so auch das Haupt!?Wei? doch niemand, an wen der glaubt!
Erster J?ger.
Herr Pfaff! Uns Soldaten mag Er schimpfen,?Den Feldherrn soll Er uns nicht verunglimpfen.
Kapuziner.
Ne custodias gregem meam!?Das ist so ein Ahab und Jerobeam,?Der die V?lker von der wahren Lehren?Zu falschen G?tzen tut verkehren.
Trompeter und Rekrut.
La?' Er uns das nicht zweimal h?ren!
Kapuziner.
So ein Bramarbas und Eisenfresser,?Will einnehmen alle festen Schl?sser.?Rühmte sich mit seinem gottlosen Mund,?Er müsse haben die Stadt Stralsund,?Und w?r' sie mit Ketten an den Himmel geschlossen.?Hat aber sein Pulver umsonst verschossen.
Trompeter.
Stopft ihm keiner sein L?stermaul?
Kapuziner.
So ein Teufelsbeschw?rer und K?nig Saul,?So ein Jehu und Holofern,?Verleugnet wie Petrus seinen Meister und Herrn,?Drum kann er den Hahn nicht h?ren kr?hn--
Beide J?ger.
Pfaffe, jetzt ist's um dich geschehn!
Kapuziner.
So ein listiger Fuchs Herodes--
Trompeter und beide J?ger (auf ihn eindringend).
Schweig stille! Du bist des Todes.
Kroaten (legen sich drein).
Bleib da, Pf?fflein, fürcht dich nit,?Sag dein Sprüchel und teil's uns mit.
Kapuziner (schreit lauter).
So ein hochmütiger Nebukadnezer,?So ein Sündenvater und muffiger Ketzer,?L??t sich nennen den Wallenstein,?Ja freilich ist er uns allen ein Stein?Des Ansto?es und ?rgernisses,?Und solang der Kaiser diesen Friedeland?L??t walten, so wird nicht Fried' im Land.?(Er hat nach und nach bei den letzten Worten, die er mit erhobener Stimme spricht, seinen Rückzug genommen, indem die Kroaten die übrigen Soldaten von ihm abwehren.)
Neunter Auftritt
Vorige ohne Kapuziner.
Erster J?ger (zum Wachtmeister).
Sagt mir! Was meint' er mit dem G?ckelhahn,?Den der Feldherr nicht h?ren kann??Es war wohl nur so gesagt ihm zum Schimpf und Hohne?
Wachtmeister.
Da will ich Euch dienen! Es ist nicht ganz ohne!?Der Feldherr ist wundersam geboren,?Besonders hat er gar kitzligte Ohren.?Kann die Katze nicht h?ren mauen,?Und wenn der Hahn kr?ht, so macht's ihm Grauen.
Erster J?ger.
Das hat er mit dem L?wen gemein.
Wachtmeister.
Mu? alles mausstill um ihn sein.?Den Befehl haben alle Wachen,?Denn er denkt gar zu tiefe Sachen.
Stimmen (im Zelt. Auflauf).
Greift ihn, den Schelm! Schlagt zu! Schlagt zu.?Des Bauern Stimme.?Hilfe! Barmherzigkeit!
Andre Stimmen.
Friede! Ruh!
Erster J?ger.
Hol' mich der Teufel! Da setzt's Hiebe.
Zweiter J?ger.
Da mu? ich dabei sein!?(Laufen ins Zelt.)
Marketenderin (kommt heraus).
Schelmen und Diebe!
Trompeter.
Frau Wirtin, was
Continue reading on your phone by scaning this QR Code

 / 11
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.