Plag'
In die sechzehn
Jahr' schon währen mag.
Erster Kürassier.
Bruder, den lieben Gott da droben,
Es können ihn alle zugleich nicht
loben.
Einer will die Sonn', die den andern beschwert;
Dieser will's
trocken, was jener feucht begehrt.
Wo du nur die Not siehst und die
Plag',
Da scheint mir des Lebens heller Tag.
Geht's auf Kosten des
Bürgers und Bauern,
Nun wahrhaftig, sie werden mich dauern;
Aber ich kann's nicht ändern--seht,
's ist hier just, wie's beim Einhaun
geht:
Die Pferde schnauben und setzen an,
Liege wer will mitten in
der Bahn,
Sei's mein Bruder, mein leiblicher Sohn,
Zerriß mir die
Seele sein Jammerton,
Über seinen Leib weg muß ich jagen,
Kann
ihn nicht sachte beiseite tragen.
Erster Jäger.
Ei, wer wird nach dem andern fragen!
Erster Kürassier.
Und weil sich's nun einmal so gemacht,
Daß das Glück dem Soldaten
lacht,
Laßt's uns mit beiden Händen fassen,
Lang werden sie's uns
nicht so treiben lassen.
Der Friede wird kommen über Nacht,
Der
dem Wesen ein Ende macht;
Der Soldat zäumt ab, der Bauer spannt
ein,
Eh' man's denkt, wird's wieder das alte sein.
Jetzt sind wir noch
beisammen im Land,
Wir haben's Heft noch in der Hand;
Lassen
wir uns auseinandersprengen,
Werden sie uns den Brotkorb höher
hängen.
Erster Jäger.
Nein, das darf nimmermehr geschehn!
Kommt, laßt uns alle für einen
stehn.
Zweiter Jäger.
Ja, laßt uns Abrede nehmen, hört!
Erster Arkebusier (ein ledernes Beutelchen ziehend, zur
Marketenderin).
Gevatterin, was hab ich verzehrt?
Marketenderin.
Ach! es ist nicht der Rede wert!
(Sie rechnen.)
Trompeter.
Ihr tut wohl, daß ihr weitergeht,
Verderbt uns doch nur die Sozietät.
(Arkebusier gehen ab.)
Erster Kürassier.
Schad um die Leut'! Sind sonst wackre Brüder.
Erster Jäger.
Aber das denkt wie ein Seifensieder.
Zweiter Jäger.
Jetzt sind wir unter uns, laßt hören,
Wie wir den neuen Anschlag
stören.
Trompeter.
Was? wir gehen eben nicht hin.
Erster Kürassier.
Nichts, ihr Herrn, gegen die Disziplin!
Jeder geht jetzt zu seinem
Korps,
Trägt's den Kameraden vernünftig vor,
Daß sie's begreifen
und einsehn lernen .
Wir dürfen uns nicht so weit entfernen .
Für
meine Wallonen sag ich gut.
So, wie ich, jeder denken tut.
Wachtmeister.
Terschkas Regimenter zu Roß und Fuß
Stimmen alle in diesen
Schluß.
Zweiter Kürassier (stellt sich zum ersten).
Der Lombard' sich nicht vom Wallonen trennt.
Erster Jäger.
Freiheit ist Jägers Element.
Zweiter Jäger.
Freiheit ist bei der Macht allein:
Ich leb und sterb bei dem
Wallenstein.
Erster Scharfschütz.
Der Lothringer geht mit der großen Flut,
Wo der leichte Sinn ist und
lustiger Mut.
Dragoner.
Der Irländer folgt des Glückes Stern.
Zweiter Scharfschütz.
Der Tiroler dient nur dem Landesherrn.
Erster Kürassier.
Also laßt jedes Regiment
Ein Pro memoria reinlich schreiben:
Daß
wir zusammen wollen bleiben,
Daß uns keine Gewalt noch List
Von dem Friedländer weg soll treiben,
Der ein Soldatenvater ist.
Das reicht man in tiefer Devotion
Dem Piccolomini--ich meine den
Sohn--
Der versteht sich auf solche Sachen,
Kann bei dem
Friedländer alles machen,
Hat auch einen großen Stein im Brett
Bei
des Kaisers und Königs Majestät.
Zweiter Jäger.
Kommt! Dabei bleibt's! Schlagt alle ein!
Piccolomini soll unser
Sprecher sein.
Trompeter, Dragoner, Erster Jäger, Zweiter Kürassier,
Scharfschützen (zugleich)
Piccolomini soll unser Sprecher sein.
(Wollen fort.)
Wachtmeister.
Erst noch ein Gläschen, Kameraden!
(Trinkt.)
Des Piccolomini hohe Gnaden!
Marketenderin (bringt eine Flasche).
Das kommt nicht aufs Kerbholz. Ich geb es gern.
Gute Verrichtung,
meine Herrn!
Kürassiere.
Der Wehrstand soll leben!
Beide Jäger.
Der Nährstand soll geben!
Dragoner und Scharfschützen.
Die
Armee soll florieren!
Trompeter und Wachtmeister.
Und der
Friedländer soll sie regieren.
Zweiter Kürassier (singt).
Wohl auf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd!
Ins Feld, in die Freiheit
gezogen!
Im Felde, da ist der Mann noch was wert,
Da wird das
Herz noch gewogen.
Da tritt kein anderer für ihn ein,
Auf sich
selber steht er da ganz allein.
(Die Soldaten aus dem Hintergrund
haben sich während des Gesangs herbeigezogen und machen den
Chor.)
Chor.
Da tritt kein anderer für ihn ein,
Auf sich selber steht er da ganz
allein.
Dragoner.
Aus der Welt die Freiheit verschwunden ist,
Man sieht nur Herren
und Knechte,
Die Falschheit herrschet, die Hinterlist
Bei dem
feigen Menschengeschlechte.
Der dem Tod ins Angesicht schauen
kann,
Der Soldat allein ist der freie Mann.
Chor.
Der dem Tod ins Angesicht schauen kann,
Der Soldat allein ist der
freie Mann.
Erster Jäger.
Des Lebens Ängsten, er wirft sie weg,
Hat nicht mehr zu fürchten, zu
sorgen,
Er reitet dem Schicksal entgegen keck,
Trifft's heute nicht,
trifft es doch morgen.
Und trifft es morgen, so lasset uns heut
Noch
schlürfen die Neige der köstlichen Zeit.
Chor.
Und trifft es morgen, so lasset uns heut
Noch schlürfen die Neige der
köstlichen Zeit.
(Die Gläser sind aufs neue gefüllt worden, sie stoßen
an und trinken.)
Wachtmeister.
Von dem Himmel fällt ihm sein lustig Los,
Braucht's nicht mit Müh'
zu erstreben,
Der Fröner, der sucht in der Erde Schoß,
Da meint er
den Schatz zu erheben.
Er gräbt und schaufelt, solang er lebt,
Und
gräbt, bis er endlich sein Grab sich gräbt.
Chor.
Er gräbt und schaufelt, solang er lebt,
Und gräbt, bis er endlich sein
Grab sich gräbt.
Erster Jäger.
Der Reiter und sein geschwindes Roß,
Sie sind gefürchtete Gäste,
Es flimmern die Lampen im Hochzeitschloß,
Ungeladen kommt er
zum Feste.
Er wirbt nicht lange, er zeiget nicht Gold,
Im Sturm
erringt er den Minnesold.
Chor.
Er wirbt nicht lange, er zeiget nicht Gold,
Im Sturm erringt
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