Wallensteins Lager | Page 8

Friedrich von Schiller
probieren!
Erster Arkebusier.
Liebe Herren, bedenkt's mit Fleiß,
's ist des Kaisers Will' und Geheiß.
Trompeter.
Werden uns viel um den Kaiser scheren.
Erster Arkebusier.
Laß' Er mich das nicht zweimal hören.
Trompeter.
's ist aber doch so, wie ich gesagt.
Erster Jäger.
Ja, ja, ich hört's immer so erzählen,
Der Friedländer hab' hier allein zu

befehlen.
Wachtmeister.
So ist's auch, das ist sein Beding und Pakt.
Absolute Gewalt hat er,
müßt ihr wissen,
Krieg zu führen und Frieden zu schließen,
Geld
und Gut kann er konfiszieren,
Kann henken lassen und pardonieren,

Offiziere kann er und Obersten machen,
Kurz, er hat alle die
Ehrensachen.
Das hat er vom Kaiser eigenhändig.
Erster Arkebusier.
Der Herzog ist gewaltig und hochverständig;
Aber er bleibt doch,
schlecht und recht,
Wie wir alle, des Kaisers Knecht.
Wachtmeister.
Nicht wie wir alle! das wißt Ihr schlecht.
Er ist ein unmittelbarer und
freier
Des Reiches Fürst, so gut wie der Bayer.
Sah ich's etwa nicht
selbst mit an,
Als ich zu Brandeis die Wach' getan,
Wie ihm der
Kaiser selbsten erlaubt,
Zu bedecken sein fürstlich Haupt?
Erster Arkebusier.
Das war für das Mecklenburger Land,
Das ihm der Kaiser versetzt als
Pfand.
Erster Jäger (zum Wachtmeister).
Wie? In des Kaisers Gegenwart?
Das ist doch seltsam und sehr apart!
Wachtmeister (fährt in die Tasche).
Wollt ihr mein Wort nicht gelten lassen,
Sollt ihr's mit Händen
greifen und fassen.
(Eine Münze zeigend.)
Wes ist das Bild und Gepräg'?

Marketenderin.
Weist her!
Ei, das ist ja ein Wallensteiner!
Wachtmeister.
Na! da habt ihr's, was wollt ihr mehr?
Ist er nicht Fürst so gut als
einer?
Schlägt er nicht Geld, wie der Ferdinand?
Hat er nicht
eigenes Volk und Land?
Eine Durchlauchtigkeit läßt er sich nennen!

Drum muß er Soldaten halten können.
Erster Arkebusier.
Das disputiert ihm niemand nicht.
Wir aber stehn in des Kaisers
Pflicht,
Und wer uns bezahlt, das ist der Kaiser.
Trompeter.
Das leugn' ich Ihm, sieht Er, ins Angesicht.
Wer uns nicht zahlt, das
ist der Kaiser!
Hat man uns nicht seit vierzig Wochen
Die Löhnung
immer umsonst versprochen?
Erster Arkebusier.
Ei was! das steht ja in guten Händen.
Erster Kürassier.
Fried', ihr Herrn! Wollt ihr mit Schlägen enden?
Ist denn darüber
Zank und Zwist,
Ob der Kaiser unser Gebieter ist?
Eben drum, weil
wir gern in Ehren
Seine tüchtigen Reiter wären,
Wollen wir nicht
seine Herde sein,
Wollen uns nicht von den Pfaffen und Schranzen

Herum lassen führen und verpflanzen.
Sagt selbst! Kommt's nicht
dem Herrn zugut,
Wenn sein Kriegsvolk was auf sich halten tut?

Wer anders macht ihn als seine Soldaten
Zu dem großmächtigen
Potentaten?
Verschafft und bewahrt ihm weit und breit
Das große

Wort in der Christenheit?
Mögen sich die sein Joch aufladen,
Die
mitessen von seinen Gnaden,
Die mit ihm tafeln im goldnen Zimmer.

Wir, wir haben von seinem Glanz und Schimmer
Nichts als die
Müh' und als die Schmerzen
Und wofür wir uns halten in unserm
Herzen.
Zweiter Jäger.
Alle großen Tyrannen und Kaiser
Hielten's so und waren viel weiser.

Alles andre täten sie hudeln und schänden,
Den Soldaten trugen sie
auf den Händen.
Erster Kürassier.
Der Soldat muß sich können fühlen.
Wer's nicht edel und nobel treibt,

Lieber weit von dem Handwerk bleibt.
Soll ich frisch um mein
Leben spielen,
Muß mir noch etwas gelten mehr.
Oder ich lasse
mich eben schlachten.
Wie der Kroat--und muß mich verachten.
Beide Jäger.
Ja, übers Leben noch geht die Ehr'!
Erster Kürassier.
Das Schwert ist kein Spaten, kein Pflug,
Wer damit ackern wollte,
wäre nicht klug.
Es grünt uns kein Halm, er wächst keine Saat,

Ohne Heimat muß der Soldat
Auf dem Erdboden flüchtig schwärmen,

Darf sich an eignem Herd nicht wärmen ,
Er muß vorbei an der
Städte Glanz,
An des Dörfleins lustigen, grünen Auen,
Die
Traubenlese, den Erntekranz
Muß er wandernd von ferne schauen.

Sagt mir, was hat er an Gut und Wert,
Wenn der Soldat sich nicht
selber ehrt?
Etwas muß er sein eigen nennen,
Oder der Mensch
wird morden und brennen.
Erster Arkebusier.

Das weiß Gott, 's ist ein elend Leben!
Erster Kürassier.
Möcht's doch nicht für ein andres geben.
Seht, ich bin weit in der
Welt rumkommen,
Hab alles in Erfahrung genommen.
Hab der
hispanischen Monarchie
Gedient und der Republik Venedig
Und
dem Königreich Napoli,
Aber das Glück war mir nirgends gnädig.

Hab den Kaufmann gesehn und den Ritter
Und den Handwerksmann
und den Jesuiter,
Und kein Rock hat mir unter allen
Wie mein
eisernes Wams gefallen.
Erster Arkebusier.
Ne! das kann ich eben nicht sagen.
Erster Kürassier.
Will einer in der Welt was erjagen,
Mag er sich rühren und mag sich
plagen;
Will er zu hohen Ehren und Würden,
Bück' er sich unter die
goldnen Bürden.
Will er genießen den Vatersegen,
Kinder und
Enkelein um sich pflegen,
Treib' er ein ehrlich Gewerb' in Ruh'.

Ich--ich hab kein Gemüt dazu.
Frei will ich leben und also sterben,

Niemand berauben und niemand beerben
Und auf das Gehudel unter
mir
Leicht wegschauen von meinem Tier.
Erster Jäger.
Bravo! Just so ergeht es mir.
Erster Arkebusier.
Lustiger freilich mag sich's haben,
Über anderer Köpf' wegtraben.
Erster Kürassier.
Kamerad, die Zeiten sind schwer,
Das Schwert ist nicht bei der

Waage mehr;
Aber so mag mir's keiner verdenken,
Daß ich mich
lieber zum Schwert will lenken.
Kann ich im Krieg mich doch
menschlich fassen,
Aber nicht auf mir trommeln lassen.
Erster Arkebusier.
Wer ist dran schuld als wir Soldaten,
Daß der Nährstand in Schimpf
geraten?
Der leidige Krieg und die Not und
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