Vom This, der doch etwas wird | Page 8

Johanna Spyri
nicht zum Lachen war, sondern da? er vor Scheu ganz erschrocken und zusammengeduckt dasa?, da sch��ttelte der Herr Pfarrer nur ganz bedenklich den Kopf und sagte: "Es ist nichts mit ihm zu machen."
Als aber die Religionsstunde zu Ende war, da st��rzte die ganze Schar hinter dem This her, alle lachten ��berlaut und schrien durcheinander: "This, sind dir auf einmal in der Kirche die K?sfische in den Sinn gekommen?"
"This, warum hast du nicht auch etwas von den K?sfischen gesagt?" Der This lief wie ein gejagtes Kaninchen davon, um nur endlich dem Geschrei zu entfliehen, rannte keuchend den Berghang hinauf. Oben wurde er nun nicht mehr verfolgt. Denn die anderen wollten den sch?nen Sonntagabend unten im Dorf genie?en.
Der This lief immer weiter hinauf. Er hatte bei allem Leid jetzt einen Trost im Herzen. Er konnte zur Schwemmebachsennh��tte hinauffl��chten und dort das freundliche Gesicht des Franz Anton sehen. Ganz still konnte er dort an seinem verborgenen Pl?tzchen sitzen und vor Verfolgung sicher sein. Nun sa? er wieder unter den Tannen und ��ber ihm sang der Vogel sein Lied. Die Schneeberge glitzerten in der Sonne, und ��ber den gr��nen H?ngen flo? da und dort ein klares B?chlein friedlich ins Tal hinab. Dem This wurde es so wohl, da? er allen Spott verga? und nur den einzigen Wunsch empfand, gar nicht mehr weggehen zu m��ssen.
Von Zeit zu Zeit erblickte er auch den Franz Anton, nach dem er best?ndig ausschaute. Dann duckte er sich aber so tief wie m?glich nieder. Denn er hatte das Gef��hl, wenn der Franz Anton ihn wieder hier sehe, so k?nnte er meinen, er sei gekommen, um wieder ein Butterbrot zu bekommen. Und er kam doch nur, weil er der erste und einzige Mensch war, der freundlich und liebevoll zu ihm gewesen, und in dessen N?he es ihm so wohl und sicher zumute war, wie sonst nirgends auf der Welt. Der Senn entdeckte ihn auch heute nicht, und This sa? an seinem sch?nen Pl?tzchen, bis die Sterne am Himmel standen und der Franz Anton wieder wie gestern vor seine H��tte hinaustrat und ausrief: "Gute Nacht geb euch Gott!" Dann erst lief der This wieder davon, und sp?t wie gestern kam er auf sein Lager, diesmal recht hungrig, denn seit dem Morgen hatte er ja nichts mehr gegessen. Aber das war dem Buben heute ganz gleich, er hatte sich ja so wohl gef��hlt dort oben.
So ging es eine ganze Woche. Tag f��r Tag, sobald er einen Augenblick fand, da niemand ihn sehen und vermissen konnte, lief der This die Alm hinauf und setzte sich unter seine Tannenzweige. Von da beobachtete er die ganze T?tigkeit des Sennen von einer Minute zur anderen. Und nie verlie? er seinen friedlichen Aufenthalt, bis der Franz Anton gesagt hatte: "Gute Nacht geb euch Gott!" Es war ihm jetzt immer, als sei der Nachtsegen auch f��r ihn gedacht.
Es waren ausnahmsweise hei?e Tage. An dem wolkenlosen Himmel stieg jeden Morgen die Sonne wieder so hell empor, wie sie am Abend niedergegangen war. Das Futter war besonders kr?ftig, und Franz Anton bekam so sch?ne, fette Milch von den Alpenk��hen, da? er die pr?chtigsten K?se daraus herstellen konnte. Das machte ihm Freude, und schon fr��hmorgens konnte man ihn voller Vergn��gen in seiner Sennh��tte pfeifen h?ren, so auch am Samstag dieser Woche. Da h?rte man ihn noch viel fr��her als sonst, denn es war einer der Tage, an dem der Senn seine drei oder vier fertigen K?se an den See hinunterbrachte. Dort wurden sie in eines der Schiffe verladen. Bald hatte er sie auf seinem R��cken festgebunden und wanderte nun wohlgemut talabw?rts, den dicken Bergstock in der Hand, die schwere Last auf dem R��cken. Es war der hei?este Tag des ganzen Sommers.
Je weiter hinunter er gelangte, je mehr plagte ihn die ��berm??ige Hitze, und oft sagte er zu sich: "O wie will ich froh sein, heute abend wieder zu meiner H��tte hinauf in die k��hle Luft zu kommen, hier unten ist's wie in einem Backofen." Jetzt war er unten angelangt, gerade als das Schiff herankam, das die K?se mitnehmen sollte. Bald war alles verladen, und Franz Anton stand einen Augenblick unschl��ssig da, ob er gleich wieder den Berg hinaufsteigen, oder erst hier unten etwas zu sich nehmen wollte. Aber er f��hlte keinen Appetit, sein Kopf war schwer und hei?, er w��nschte sich nur hinaufzukommen. Da zog ihn jemand am Arm. Es war einer der Schiffsangestellten, der eben beim Einladen geholfen hatte. "Komm, Franz Anton, heute ist's hei?, wir wollen ein Glas Wein im Schatten trinken", sagte er und zog den Senn zu dem Wirtshaus.
Der Franz Anton war durstig und weigerte sich nicht, hier ein wenig im Schatten zu sitzen. Er trank sein Glas in einem Zug aus. Dann aber stand er bald auf und sagte, es werde ihm ganz unwohl hier unten in der schweren, hei?en Luft und er sei an kalte Milch
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