der
Wasserfluth begraben worden sind.]
Aber wie furchtbar, wie grausenvoll müssen solche große mächtige
Naturscenen, welche nicht allein das Innere der Erde erschüttern, hier
und da die Felsenmassen zertrümmern und die Ebenen verwüsten,
sondern auch die lebende Schöpfung in einem Nu in ein Nichts
verwandeln, sein! Denn schon, wenn ein Weltkörper von einer Größe,
wie unser Mond, der das Meerwasser unter der Linie zu einer Höhe von
2 bis 3 Fuß, in einer Breite von 30 bis 50 Grad[A] aber zu einer Höhe
von 20 bis 48, bisweilen sogar auf 80 Fuß, wie es bei der Insel St. Malo
der Fall ist, erhebt, sich unserm Wohnorte nähern, und näher, als jener
uns ist, kommen würde, würde nicht allein das Meer aus seinen Ufern
treten, und die ebenen, von Menschenhänden jüngst bearbeiteten,
lachenden Fluren der schönen Natur überschwemmen, sondern bei
seinem immer Näherkommen, würde das Wasser sich immer mehr zu
Wasserbergen anhäufen, hier und dort seinen Boden gänzlich verlassen,
und endlich mit allen seinen Bewohnern über Felsenmassen
hinüberfluthen[B] und die schöne grünende Natur in ein todtes Chaos
und die lebende Schöpfung in ein Nichts verwandeln. Und wenn
endlich jene Weltmasse auf unsern Weltkörper stürzen würde, so würde
nicht allein das Wasser unter ihr weggedrängt und zu den Seiten mit
Gewalt über Berge und Thäler, über Fluren und Wälder zu strömen
gezwungen werden, wodurch das, was jüngst noch Land war, zum
Meere, und was jüngst noch Meer war, zum festen Lande würde
umgeschaffen werden, sondern es würde auch der Mittelpunkt der Erde,
nebst ihrem Schwerpunkte, und die Umwälzung derselben um ihre
Achse, sowol in Ansehung ihrer Geschwindigkeit, wie auch ihrer
Richtung nach verändert werden, wodurch das, was jüngst auf ihr
Nord- und Südpol war, vielleicht zum Aequator gemacht werden würde.
-- Auch würde dieselbe in der Gestalt und Lage ihrer Bahn, wie auch in
ihrem Abstande vom Sonnenkörper, und in ihrem Umlaufe um
denselben eine große Veränderung zu leiden haben. Solche große und
mächtige Veränderungen möchten sich also wol mit unserm Erdkörper
zutragen, wenn ein Weltkörper von Bedeutung auf ihn stürzen würde.
-- Und daß derselbe schon solche große Veränderungen mehr als ein
Mal erlitten habe, leuchtet aus dem bereits vorhin Angeführten, wie
auch daraus hervor, daß man Bewohner des tiefen Meeres auf den
Gipfeln der höchsten Felsenmassen[C], wohin sie nur eine mächtige
grausenvolle Fluth geführt haben kann, begraben liegend gefunden hat.
-- Aber auch daraus, daß man in unsern Gegenden und in denen,
welche mit denselben in gleichem Abstande vom Aequator liegen,
Ueberreste von Thieren, die nur in heißen Gegenden hausen können, in
Menge unter der Erdmasse verschüttet angetroffen hat, welches daher
voraussetzt, daß diese Gegenden einstens warm müssen gewesen sein.
Und eben so findet man in unsern Gegenden unter der Erde Spuren von
Meerbewohnern, und darüber Ueberreste von Landthieren liegend,
welches hinlänglich den Beweis für mehre Revolutionen, die unsere
Gegenden einstens müssen erlitten haben, darreicht. Jetzt fragt es sich,
wird unser Weltkörper eine solche Revolution ein Mal wieder zu
befürchten haben? Und wenn er solche zu befürchten hat, wann wird
alsdann dieselbe eintreten?
[Anmerkung A: Unter der Linie oder dem Aequator beträgt die
Anziehungskraft der Sonne auf das Meer, nach La Lande's Berechnung,
23 Zoll und die des Mondes 3 × 23 = 69 Zoll, folglich von beiden
Weltkörpern zugleich an 8 Fuß. Da aber der Widerstand des Grundes
des Meeres die Erhebung zu dieser Höhe verhindert, so kann es sich
nur unter dem Aequator 2 bis 3 Fuß hoch erheben. Aber jenseit des
Aequators erhebt es sich bedeutender, so daß dessen Höhe bei den
kanarischen Inseln, unter dem etwa 30. Grade nördl. Breite 7 bis 8 Fuß
beträgt; an den Küsten von Marocko und denen von Spanien bis etwa
auf den 37. Grad nördl. Breite auf 10 Fuß; an den Küsten von Portugal
und Spanien bis etwa auf den 43. Grad nördl. Breite auf 12 Fuß, vom
Vorgebirge +Finis terrae+ bis zum Ausflusse der Garonne, also bis zum
46. Grad nördl. Breite 15 Fuß &c. sich erhebt. Hierauf nimmt diese
Höhe nach dem 48. Grade nördl. Breite wieder ab, und die Fluthen
werden bis nach dem Nordpole zu immer niedriger, wo sie endlich
ganz aufhören.]
[Anmerkung B: Wenn der Mond seinen Standort verlassen und zur
Erde herabfallen könnte, so würde er, wenn er 7740 Meilen von uns
entfernt wäre, das Meer 256 Fuß zu sich hinan erheben, und wenn er
1016 Meilen uns nahe gekommen wäre, so würde er dasselbe 15,000
Fuß zu sich empor erheben, und daher solches zwingen, über die
beinahe höchsten Berge hinüberzufluthen.]
[Anmerkung C: Delüc hat auf den Savoyischen Alpen, in einer Höhe
von 7844 Fuß über der Meeresfläche erhaben, Ammoniten angetroffen.
Und nach der Versicherung des Don Ulloa sollen auf einem
Kalkgebirge in Peru, in einer Höhe von 14,000 Fuß, und auf einem
andern, in einer Höhe von 13,200 Fuß, Pektiniten und Ammoniten
gefunden worden sein.]
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