Ueber die schrecklichen Wirkungen des Aufsturzes eines Kometen auf die Erde | Page 2

August Heinrich Christian Gelpke
und übersättigt gewesen sein muß,
in welchem sich hier und dort durch irgend einen Wink der höhern
Natur oder durch irgend einen uns unbekannten Erzeugungsprozeß
Massen getrennt und zu kleinen mehr flüssigen als festen Weltmassen,
mit allen den Stoffen, woraus die Weltkörper bestehen, angefüllt, sich
gebildet haben.
Da aber die Menge der kleinern Weltmassen, die dem Schoße des
großen Weltenraumes entschlüpft waren, im Anfange unzählig groß
gewesen sein muß, weswegen sie beinahe schwebend an einander
müssen gestanden haben, wobei auch die anfängliche Richtung ihres
Laufes, welche ihnen von dem sie bildenden Stoffe mitgetheilt worden

war, noch nicht gehörig geordnet sein konnte, so war es wol natürlich,
daß sie aneinander stoßen, dadurch auf einander fallen, und sich an
Masse vergrößern mußten.
Als nun hierauf ihre Menge geringer wurde, so konnte auch das
Zusammenfließen derselben nicht mehr so häufig erfolgen, wodurch sie
daher mehr Ruhe in ihrem Innern genossen, und vermögend wurden,
die ihnen beigemischten Theile fallen zu lassen, und Kerne und
Schichten in ihrem Innern zu bilden.
Diese Bildungsart ist aber nach eben denselben Gesetzen der
allgemeinen Schwere erfolget, nach welchen Wasser in einem Glase
die hineingeschütteten und darin umhergerührten Erdtheile fallen läßt,
nach welchen die schwersten Theile zuerst, hierauf die etwas minder
schweren, und zuletzt die leichtesten von ihnen niederfallen, wodurch
sich alsdann verschiedene Schichten auf dem Boden desselben bilden
und anhäufen. Auf eben diese Weise mußten auch die kleinen
Weltmassen, da sie noch in ihrem flüssigen Zustande waren, die ihnen
beigemischten Stoffe niederfallen lassen, und zwar nach dem Punkte
hin, der ihr gemeinschaftlicher Schwerpunkt war und in ihrer Mitte lag.
Um diesen reiheten sich demnach die Stoffe, nach ihrer Schwere,
kugelförmig, und bildeten dadurch bei unserer Erde die verschiedenen
Erdschichten.
Auf diese Weise kann das Innere derselben nicht hohl, auch nicht mit
Feuer oder Wasser, sondern es muß, nach der Berechnung des
Engländers Hutten, der dritte oder vierte Theil von ihr mit einer
Metallmasse ausgefüllt sein[A]. Da wir aber nicht bis zu ihrem Innern,
vermöge des Wassers, welches sich aus dem Meere, den Flüssen und
den Quellen in die Erdrinde überall hineindrängt und womit sich daher
jede Vertiefung ausfüllt, hineindringen können[B], so kennen wir von
ihr auch nur ihre Rinde, und auch diese nur bis zu einer Tiefe von 3000
Fuß, das ist bis zum siebentausendsten Theile ihrer ganzen Dicke[C].
[Anmerkung A: Bei der Ausmessung eines Grades auf der Erde
1735-1738 bemerkte Bouguer und Condamine, daß der 20,000 Fuß
hohe Chimborasso in Peru in Südamerika, aus Granit bestehend, das
Pendel um 7-8 Linien von der senkrechten Linie ab, und an sich zog,

welches ebenfalls im Jahre 1774 bei dem Berge Shelallien in
Schottland von Maskelyne, der über 300 Beobachtungen an demselben
angestellt hat, beobachtet worden ist, worauf man eine Vergleichung
der Anziehungskraft dieser Granitgebirge mit der der Erde angestellt
und daraus hergeleitet hat, daß die Anziehungskraft der Erde sich zu
der dieser Berge wie 9 zu 5 verhalte. Da nun die Dichtigkeit des
Granits 2½ Mal größer als die des Wassers ist, so folgt daraus, daß die
mittlere Dichtigkeit der Erdkugel 4½ Mal größer, als die des Wassers
sein muß.]
[Anmerkung B: Wenn auch das in den Tiefen der Erde sich befindende
Wasser das Hineinsteigen zu ihrer Mitte nicht verhinderte, so würde der
Druck der Luft, der mit jeder zunehmenden Tiefe, von der über ihr sich
befindenden Luftsäule immer größer wird, solches nicht verstatten,
indem dadurch die Luft in einer Tiefe von 7 Meilen schon so
zusammengedrückt ist, daß Eisen auf ihr, in einer Tiefe von 11 Meilen
Gold, und in einer Tiefe von 12 bis 13 Meilen Platina, welches, wie
bekannt, 21 Mal schwerer als das Wasser ist, schwimmt.
Wie sollte der Mensch nun durch diese dichte Luft zu dem Innern der
Erde kommen? In einer Tiefe von einer Meile würde er vielleicht schon
auf ihr schwimmen.]
[Anmerkung C: Diese Tiefe hat das Bergwerk bei Kuttenberg in
Böhmen. Da der Halbmesser der Erde, welcher ihre Dicke ausmacht,
gleich 860 geogr. Meilen ist, so macht diese Tiefe von ihr = (860 ×
24000)/3000 Fuß = 7000 Fuß aus.]
Nach der allgemeinen Schwere müßten wir nun in dieser Erdrinde die
schwerste von allen Felsenmassen, das ist die Granitmasse, oder die
Granitschicht, oder das Granitgebirge überall als die unterste
Erdschicht liegend finden. Hierüber müßte das Kalkgebirge von der
ersten Entstehung, dann das von der zweiten oder das Flötzgebirge und
hierüber die aufgeschwemmte Dammerde ruhen.
Indessen findet man fast nirgends in dem Innern der Erde diese
Ordnung der Lage, wobei die tief liegenden Schichten nirgend
vollkommen wagerecht liegen, sondern bald mehr bald weniger geneigt,

und an vielen Oertern, wie bei dem Montblanc, sogar ganz oder doch
beinahe senkrecht hingestellt. Und überhaupt in den Schweizeralpen,
im karpathischen Gebirge, in den Pyrenäen und beinahe in allen großen
Gebirgen erblickt man die ungeheuresten Felsenmassen häufig
umgestürzt und auf dem Kopfe stehend. Hin und wieder liegen sie in
einer
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