ein andrer w?re. Mich freut es, dass er sein Gefühl für dich In diesem Doppelsinn verbergen kann. Ich bin zufrieden, dass er meiner auch Bei dieses Namens holdem Klang gedenkt. Hier ist die Frage nicht von einer Liebe, Die sich des Gegenstands bemeistern will, Ausschlie?end ihn besitzen, eifersüchtig Den Anblick jedem andern wehren m?chte. Wenn er in seliger Betrachtung sich Mit deinem Werth besch?ftigt, mag er auch An meinem leichtern Wesen sich erfreun. Uns liebt er nicht,--verzeih dass ich es sage!-- Aus allen Sph?ren tr?gt er, was er liebt, Auf einen Namen nieder, den wir führen, Und sein Gefühl teilt er uns mit; wir scheinen Den Mann zu lieben, und wir lieben nur Mit ihm das H?chste, was wir lieben k?nnen.
Prinzessin. Du hast dich sehr in diese Wissenschaft Vertieft, Eleonore, sagst mir Dinge, Die mir beinahe nur das Ohr berühren Und in die Seele kaum noch übergehn.
Leonore. Du? Schülerin des Plato! Nicht begreifen, Was dir ein Neuling vorzuschwatzen wagt? Es müsste sein, dass ich zu sehr mich irrte; Doch irr' ich auch nicht ganz, ich wei? es wohl. Die Liebe zeigt in dieser holden Schule Sich nicht, wie sonst, als ein verw?hntes Kind: Es ist der Jüngling der mit Psychen sich Verm?hlte, der im Rat der G?tter Sitz Und Stimme hat. Er tobt nicht frevelhaft Von einer Brust zur andern hin und her; Er heftet sich an Sch?nheit und Gestalt Nicht gleich mit sü?em Irrtum fest, und bü?et Nicht schnellen Rausch mit Ekel und Verdruss.
Prinzessin. Da kommt mein Bruder! Lass uns nicht verraten, Wohin sich wieder das Gespr?ch gelenkt: Wir würden seinen Scherz zu tragen haben, Wie unsre Kleidung seinen Spott erfuhr.
Zweiter Auftritt Die Vorigen. Alphons.
Alphons. Ich suche Tasso, den ich nirgends finde, Und treff' ihn--hier sogar bei euch nicht an. K?nnt ihr von ihm mir keine Nachricht geben?
Prinzessin. Ich sah ihn gestern wenig, heute nicht.
Alphons. Es ist ein alter Fehler, dass er mehr Die Einsamkeit als die Gesellschaft sucht. Verzeih' ich ihm, wenn er den bunten Schwarm Der Menschen flieht und lieber frei im stillen Mit seinem Geist sich unterhalten mag, So kann ich doch nicht loben, dass er selbst Den Kreis vermeidet, den die Freunde schlie?en.
Leonore. Irr' ich mich nicht, so wirst du bald, o Fürst, Den Tadel in ein frohes Lob verwandeln. Ich sah ihn heut von fern; er hielt ein Buch Und eine Tafel, schrieb und ging und schrieb. Ein flüchtig Wort das er mir gestern sagte, Schien mir sein Werk vollendet anzukünden. Er sorgt nur kleine Züge zu verbessern, Um deiner Huld, die ihm so viel gew?hrt, Ein würdig Opfer endlich darzubringen.
Alphons. Er soll willkommen sein, wenn er es bringt, Und los gesprochen sein auf lange Zeit. So sehr ich Teil an seiner Arbeit nehme, So sehr in manchem Sinn das gro?e Werk Mich freut und freuen muss, so sehr vermehrt Sich auch zuletzt die Ungeduld in mir. Er kann nicht enden, kann nicht fertig werden, Er ?ndert stets, ruckt langsam weiter vor, Steht wieder still, er hintergeht die Hoffnung; Unwillig sieht man den Genuss entfernt In sp?te Zeit, den man so nah geglaubt.
Prinzessin. Ich lobe die Bescheidenheit, die Sorge, Womit er Schritt vor Schritt zum Ziele geht. Nur durch die Gunst der Musen schlie?en sich So viele Reime fest in eins zusammen; Und seine Seele hegt nur diesen Trieb, Es soll sich sein Gedicht zum Ganzen ründen. Er will nicht M?hrchen über M?hrchen h?ufen, Die reizend unterhalten und zuletzt Wie lose Worte nur verklingend t?uschen. Lass ihn, mein Bruder! Denn es ist die Zeit Von einem guten Werke nicht das Ma?; Und wenn die Nachwelt mit genie?en soll, So muss des Künstlers Mitwelt sich vergessen.
Alphons. Lass uns zusammen, liebe Schwester, wirken, Wie wir zu beider Vorteil oft getan! Wenn ich zu eifrig bin, so lindre du: Und bist du zu gelind, so will ich treiben. Wir sehen dann auf einmal ihn vielleicht Am Ziel, wo wir ihn lang' gewünscht zu sehn. Dann soll das Vaterland, es soll die Welt Erstaunen, welch ein Werk vollendet worden. Ich nehme meinen Teil des Ruhms davon, Und er wird in das Leben eingeführt. Ein edler Mensch kann einem engen Kreise Nicht seine Bildung danken. Vaterland Und Welt muss auf ihn wirken. Ruhm und Tadel Muss er ertragen lernen. Sich und andre Wird er gezwungen recht zu kennen. Ihn Wiegt nicht die Einsamkeit mehr schmeichelnd ein. Es will der Feind--es darf der Freund nicht schonen; Dann übt der Jüngling streitend seine Kr?fte, Fühlt was er ist, und fühlt sich bald ein Mann.
Leonore. So wirst du, Herr, für ihn noch alles tun, Wie du bisher für ihn schon viel getan. Es bildet ein Talent sich in der Stille, Sich ein Charakter in dem Strom der Welt. O dass er sein Gemüt wie seine Kunst An deinen Lehren bilde! Dass er nicht Die Menschen l?nger meide, dass sein Argwohn Sich nicht
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