Torquato Tasso

Johann Wolfgang von Goethe
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Torquato Tasso

The Project Gutenberg eBook, Torquato Tasso, by Johann Wolfgang von Goethe
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Title: Torquato Tasso
Author: Johann Wolfgang von Goethe
Release Date: December 9, 2003 [eBook #10425]
Language: German
Character set encoding: ISO-8859-1
***START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK TORQUATO TASSO***
E-text prepared by Andrew Sly

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Torquato Tasso
Ein Schauspiel
Johann Wolfgang von Goethe

Personen
Alphons der Zweite, Herzog von Ferrara. Leonore von Este, Schwester des Herzogs. Leonore Sanvitale, Gr?fin von Scandiano. Torquato Tasso. Antonio Montecatino, Staatssekret?r.
Der Schauplatz ist auf Belriguardo, einem Lustschlosse.

Erster Aufzug (Gartenplatz, mit Hermen der epischen Dichter geziert. Vorn an der Szene zur Rechten Virgil, zur Linken Ariost.)
Erster Auftritt Prinzessin. Leonore.
Prinzessin. Du siehst mich l?chelnd an, Eleonore, Und siehst dich selber an und l?chelst wieder. Was hast du? Lass es eine Freundin wissen! Du scheinst bedenklich, doch du scheinst vergnügt.
Leonore. Ja, meine Fürstin, mit Vergnügen seh' ich Uns beide hier so l?ndlich ausgeschmückt. Wir scheinen recht beglückte Sch?ferinnen Und sind auch wie die Glücklichen besch?ftigt. Wir winden Kr?nze. Dieser, bunt von Blumen, Schwillt immer mehr und mehr in meiner Hand; Du hast mit h?herm Sinn und gr??erm Herzen Den zarten schlanken Lorbeer dir gew?hlt.
Prinzessin. Die Zweige, die ich in Gedanken flocht, Sie haben gleich ein würdig Haupt gefunden: Ich setze sie Virgilen dankbar auf.
(Sie kr?nzt die Herme Virgils.)
Leonore. So drück' ich meinen vollen frohen Kranz Dem Meister Ludwig auf die hohe Stirne--
(Sie kr?nzt Ariostens Herme.)
Er, dessen Scherze nie verblühen, habe Gleich von dem neuen Frühling seinen Teil.
Prinzessin. Mein Bruder ist gef?llig, dass er uns In diesen Tagen schon aufs Land gebracht; Wir k?nnen unser sein und stundenlang Uns in die goldne Zeit der Dichter tr?umen. Ich liebe Belriguardo; denn ich habe Hier manchen Tag der Jugend froh durchlebt, Und dieses neue Grün und diese Sonne Bringt das Gefühl mir jener Zeit zurück.
Leonore. Ja, es umgibt uns eine neue Welt! Der Schatten dieser immer grünen B?ume Wird schon erfreulich. Schon erquickt uns wieder Das Rauschen dieser Brunnen. Schwankend wiegen Im Morgenwinde sich die jungen Zweige. Die Blumen von den Beeten schauen uns Mit ihren Kinderaugen freundlich an. Der G?rtner deckt getrost das Winterhaus Schon der Zitronen und Orangen ab. Der blaue Himmel ruhet über uns Und an dem Horizonte l?st der Schnee Der fernen Berge sich in leisen Duft.
Prinzessin. Es w?re mir der Frühling sehr willkommen, Wenn er nicht meine Freundin mir entführte.
Leonore. Erinnre mich in diesen holden Stunden, O Fürstin, nicht, wie bald ich scheiden soll.
Prinzessin. Was du verlassen magst, das findest du In jener gro?en Stadt gedoppelt wieder.
Leonore. Es ruft die Pflicht, es ruft die Liebe mich Zu dem Gemahl der mich so lang' entbehrt. Ich bring' ihm seinen Sohn, der dieses Jahr So schnell gewachsen, schnell sich ausgebildet, Und Teile seine v?terliche Freude. Gro? ist Florenz und herrlich, doch der Wert Von allen seinen aufgeh?uften Sch?tzen Reicht an Ferraras Edelsteine nicht. Das Volk hat jene Stadt zur Stadt gemacht, Ferrara ward durch seine Fürsten gro?.
Prinzessin. Mehr durch die guten Menschen, die sich hier Durch Zufall trafen und zum Glück verbanden.
Leonore. Sehr leicht zerstreut der Zufall, was er sammelt. Ein edler Mensch zieht edle Menschen an Und wei? sie fest zu halten, wie ihr tut. Um deinen Bruder und um dich verbinden Gemüter sich, die eurer würdig sind, Und ihr seid eurer gro?en V?ter wert. Hier zündete sich froh das sch?ne Licht Der Wissenschaft, des freien Denkens an, Als noch die Barbarei mit schwerer D?mmrung Die Welt umher verbarg. Mir klang als Kind Der Name Herkules von Este schon, Schon Hippolyt von Este voll ins Ohr. Ferrara ward mit Rom und mit Florenz Von meinem Vater viel gepriesen! Oft Hab' ich mich hingesehnt; nun bin ich da. Hier ward Petrarch bewirtet, hier gepflegt, Und Ariost fand seine Muster hier. Italien nennt keinen gro?en Namen, Den dieses Haus nicht seinen Gast genannt. Und es ist vorteilhaft den Genius Bewirten: Gibst du ihm ein Gastgeschenk, So l?sst er dir ein sch?neres zurück. Die St?tte, die ein guter Mensch betrat, Ist eingeweiht; nach hundert Jahren klingt Sein Wort und seine Tat dem Enkel wieder.
Prinzessin. Dem Enkel, wenn er lebhaft fühlt wie du. Gar oft beneid' ich dich um dieses Glück.
Leonore. Das du, wie wenig andre, still und rein Genie?est. Dr?ngt mich doch das volle Herz,
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