Timon von Athen | Page 7

William Shakespeare
izt, Milord, da? euch neulich das Castanien-braune Pferd, worauf ich ritt, wohl zu gefallen schien: Es ist euer, weil es euch gef?llt.
3. Lord. O ich bitte euch um Verzeihung, Milord, was das betrift.
Timon. Nehmt mein Wort dafür, Milord; ich wei?, niemand kan etwas nach Verdienst loben, als was er liebt. Ich sch?ze meines Freundes Geschmak nach meinem eignen! ich spreche in vollem Ernst--Meine Herren, ich werde mich bey euch melden lassen.
Alle Lords. O! niemand wird uns so willkommen seyn.
Timon. Alle Besuche, und besonders die eurigen, sind mir so werth und angenehm, da? es nicht genug ist, wenn ich euch davor danke; ich k?nnte K?nigreiche unter meine Freunde austheilen, und es nie müde werden. Alcibiades, du bist ein Soldat, und also selten reich; deine Einkünfte sind unter den Todten, und deine L?ndereyen ligen in einem Schlachtfeld --
Alcibiades. Es ist noch Land's genug einzunehmen, Milord.
1. Lord. Wir sind euch so g?nzlich verpflichtet--
Timon. Das bin ich euch.
2. Lord. So unendlich verbunden--
Timon. Alles auf meiner Seite. Lichter, mehr Lichter!
3. Lord. Wir wünschen euch eine best?ndige Dauer der vollkommensten Glükseligkeit, Lord Timon.
Timon. Zum Dienst meiner Freunde.
(Die Lords gehen ab.)

Achte Scene.
Apemanthus. Was das für ein Gelerm ist, für ein Geschn?bel, und für Scharr- Füsse! Ich zweifle, ob ihre Beine das Geld werth sind, das man für sie ausgegeben hat. Freundschaft ist voller Hefen; mich d?ucht, falsche Herzen sollten niemals gesunde Beine haben. So tauschen ehrliche Narren ihr Geld an Complimente.*
{ed.-* Wenn in dieser Rede wenig Sinn und Zusammenhang ist, so mu? man wissen, da? sie im Original in Reimen geschrieben ist, wie viele andre in diesem Stüke. Die Reime scheinen dem Shakespear viel zu schaffen gemacht zu haben; sein freyer und feuriger Genie geht darinn wie ein L?uffer in Courier-Stiefeln.}
Timon. Nun, Apemanthus, wenn du nicht mürrisch w?rest, so wollt' ich gut gegen dich seyn.
Apemanthus. Nein, ich will nichts; denn wenn ich auch noch bestochen würde, so bliebe niemand übrig, der dich durch die Hechel ziehen würde, und denn würdest du noch mehr sündigen. Du verschenkst so lange, Timon, besorg' ich, da? du in kurzem dich selbst weggeben wirst. Wozu sollen alle diese Gastm?hler, dieser Prunk und dieser eitle Aufwand?
Timon. O wenn du anf?ngst über alle Geselligkeit loszuziehen, so schw?r ich, ich will dir keinen Blik mehr g?nnen. Lebe wohl, und komme mit einer bessern Musik wieder.
Apemanthus. So--du willt mich izt nicht h?ren, du sollst auch nicht! Ich will dir das einzige Mittel entziehen, was dich noch retten k?nnte. O, da? die Ohren der Leute nur für guten Rath taub sind, und nicht für Schmeicheley.
(Geht ab.)

Zweyter Aufzug.

Erste Scene. (Ein ?ffentlicher Plaz in der Stadt.) (Ein Senator tritt auf.)
Senator. Und unl?ngst, fünf tausend; dem Varro und dem Isidorus ist er neuntausend schuldig, und dann meine vorhergehende Schuld; das macht zusammen fünf und zwanzig--Nimmt denn die Wuth der Verschwendung kein Ende bey ihm? Es kan nicht dauern, es kan nicht. Wenn ich Geld brauche, so darf ich nur einen Bettler-Hund stehlen, und ihn dem Timon geben; der Hund münzt mir Geld. Wenn ich gern mein Pferd verkaufte, um zehen bessere dafür zu kauffen, gut, so geb ich mein Pferd dem Timon; ich verlange nichts, ich schenk es ihm, gleich wirft es mir zehen tüchtige Pferde. Er hat keinen Thürhüter an seiner Pforte, sondern einen Kerl der immer l?chelt und alles einl?dt, was vorbey geht. Das kan nicht dauern; es ist vernünftigerweise unm?glich, da? eine solche Wirthschaft dauern k?nnte. Caphis, he! Caphis, sag ich. (Caphis tritt auf.)
Caphis. Hier, mein Herr, was habt ihr zu befehlen?
Senator. Zieh deinen Rok an, und geh in Eile zu dem Lord Timon; treib ihn für die Bezahlung der Gelder, die er mir schuldig ist; la? dich durch keine schlechte Weigerung abweisen, oder durch ein: Mein Compliment an euern Herrn, zum Schweigen bringen, und dir mit der Müze in der rechten Hand die Thüre weisen, so--sondern sag ihm, ich hab es unumg?nglich n?thig; der Termin sey verstrichen, und die Frist die ich ihm gegeben, habe schon meinen Credit geschw?cht; Ich liebe und ehre ihn, aber es sey mir nicht zuzumuthen, da? ich den Hals breche, um seinen Finger zu heilen; Meine Bedürfnisse seyen dringend, und k?nnen durch Vertr?stungen nicht befriediget werden, sondern erheischen unmittelbare Hülfe. Geh; nimm eine ungestüme Mine an, mach' ein Anforderungs-Gesicht; denn ich besorge, wenn jede Feder in ihrem eignen Flügel steken wird, so wird Lord Timon, der izt wie ein Ph?nix schimmert, nur eine nakte M?we übrig bleiben-- Geh, sag ich.
Caphis. Ich gehe, Herr.
Senator. Ich gehe, Herr?--Nehmt die Verschreibungen mit euch, und gebt wohl auf die Datums Acht.
Caphis. Ich will, Herr.
Senator. Geh.
(Sie gehen ab.)

Zweyte Scene. (Verwandelt sich in Timons Halle.) (Flavius tritt mit verschiednen Obligationen in der Hand auf.)
Flavius. Keine Sorge, kein Maa? noch Ziel! Er bekümmert sich so wenig um seine Ausgaben, da? er weder darauf denkt wie er sie bestreiten, noch wie er diesem Strom von Verschwendung Einhalt thun wolle.
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