weiß nur, daß ich großer
Klarheit genoß.
* * * * *
Ich möchte sagen, daß ich immer noch im und vom Sonnenschein
meiner Kindheit lebe.
* * * * *
Wenn ich mir je ein Haus baue, so muß es einen Hof umschließen, in
dessen Mitte ein riesiger Baum steht. Nichts ist für mich mehr Abbild
der Welt und des Lebens als der Baum. Vor ihm würde ich täglich
nachdenken, vor ihm und über ihn ...
* * * * *
Über die äußere Technik zur Hervorbringung kontemplativer Zustände
mich unterrichten!
* * * * *
Mir den Sonntag Morgen als Posttag einrichten. Nur dann
Privatkorrespondenz empfangen und beantworten. (Private
Ordensregeln.)
* * * * *
Wie wenig reeller Wert ist oft an einer ausgedehnten 'guten Handlung'.
Da bin ich eben bei einem Begräbnis gewesen. Aber nichts von meiner
ganzen Beteiligung an diesem actus war anders als so gut wie nur
äußerlich, außer der ursprünglichen spontanen Regung beim Empfang
der Todesnachricht: Du willst diesem Entschlafenen die letzte Ehre
erweisen.
* * * * *
Schließlich und endlich: was vermisse ich unter meinen Mitmenschen
am meisten: Wirkliche, wirkliche Phantasie.
* * * * *
Heut habe ich mich zum zweiten Mal an die Erweckung des Lazarus
gemacht .. Was ich hier will, ist viel tiefer als 'Kunst'.
* * * * *
Das ist es: Alle die andern beschäftigen sich mit 'Gott'. Ich wage zu
sagen: Ich -- bin -- das, was wir Gott nennen -- selbst. Wer das versteht,
aber auch nur der, weiß, was ich meine, wenn ich von 'meinem Ernste'
spreche.
* * * * *
Meine Wendung zum Dualismus (wenn ich es so brottrocken
ausdrücken will) datiert nicht etwa vom August 1908, sie hatte sich mir
schon lange vorher verraten. Ein äußeres Merkwort bedeutete für mich
auf diesem Felde eine gelegentliche Auslassung Heinrich Frickes, etwa
im Vorfrühling 1907, über sich, Goethes Farbenlehre und den
Dualismus. Daß ein so tiefer Mensch überall Zweiheit sah, mit
derselben Kraft, mit der ich überall Einheit fühlte, konnte ich nicht
mehr vergessen. Aber ich kam doch auch noch auf ganz andern Wegen
zu der Formulierung der Welt als Gottes 'Du'.
* * * * *
Ich habe einmal in meinem Leben auf einen Stein gebissen. Seitdem
bitte ich jedes Brot vorher: enthalte keinen Stein!
* * * * *
An M. a Jetzt fangen wieder diese großen herrlichen Vormittage an, an
deren spätem Ende ich, an allen Fibern zitternd, den Mittagstisch
aufsuche, um unwillig und abwesend mein Essen beizunehmen, das
mich langsam wieder dem Gesetz der Schwere unterwirft. Du kannst
Dir keinen Begriff von diesem inneren Brennen und Verzehrtwerden
machen, dessen ich oft kaum gewahr bin, so daß ich jeden Augenblick
und bei jeder Berührung durch irgend etwas, einen Anblick, eine
Zeitungsnachricht, eine Melodie, in Tränen ausbrechen möchte.
* * * * *
Man wird mich einst in manchem meiner Sätze zu einem Eklektiker
degradieren wollen, aber wenn ich auch in nichts Bisheriges
überschritten haben sollte: Eklektiker war ich nie. Nie zeichnete ich
etwas auf, wozu ich nicht durch meine ganze Natur und Entwickelung
gekommen wäre und vieles fand ich und finde ich zu meinem
Erstaunen wieder, was ich für mich allein zuvor besaß.
Da lese ich soeben am 7. August 1908 von Schleiermacher: 'Darum lebt
das ganze Universum, das Göttliche, in jeder Individualität, als jede
Individualität'. Ist dies nicht mein Gedanke? und habe ich
Schleiermacher je zuvor näher kennen gelernt?
1909
Der Mensch ist mein Fach und hier will ich bis zum Äußersten gehen.
Wenn Ihr aber sagt: Dagegen wendet der Politiker dies ein und dagegen
der Historiker dies und dagegen der Nationalökonom dies, so erwidere
ich: Laßt auch sie ihr Fach bis zum Äußersten treiben. Ihr Fach ist der
Mensch in irgend einer sozialen Form, das meine der Mensch an sich,
der Mensch als inkommensurables Wesen.
* * * * *
Bei hunderten mag es fesselnder und lohnender sein, den Bedürfnissen
nachzuspüren, woraus ihre Werke entsprungen sind, als diesen Werken
selber. Bei mir mag man sich mehr an das halten, was ich schreibe.
* * * * *
Mein Hauptorgan ist das Auge. Alles geht bei mir durch das Auge ein.
* * * * *
Ich weiß mich merkwürdig frei von jeder 'romantischen Sehnsucht', ich
fühle im Durchschnitt meines Wesens brüderlich zum Leben als etwas,
dem ich nichts hinzuzufügen brauche und das mir nichts hinzuzufügen
braucht. Darum vermag ich mich auch rein an ihm zu freuen, wo es
Freude erweckt, darum wendet sich mein Schmerz über das Leid der
Welt gleich bis in seinen Grund zurück.
Kein _Anders_-Sein wollend, sondern das Sein in seinem Kern und
Wesen anklagend und in Frage stellend.
* * * * *
An Steiner
Glück in medias res.
Ich war sozusagen bis 4 Uhr morgens gegangen und glaubte kaum noch,
daß es nun noch wesentlich

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