schlie?en konnte. Der Gipfel des Berges war erreicht. Ein ragendes Tor stie? Siegfried mit dem Schwertknauf ein. Da donnerte es rings um den Himmel herum minutenlang, und als das letzte Rollen des Donners verhallt war, waren die Flammen des Berges erloschen, und der Wald gr��nte und bl��hte in der goldenen Morgensonne.
Siegfried zog sich die Tarnkappe vom Haupt. Sein Gesicht gl��hte, und die Adern lagen ihm wie Stricke auf der Stirn. ?Das war, bei Gott, nicht leicht,? stie? er, nach Atem ringend, hervor, sch��ttelte die Locken und sprang vom Pferde. Neben seinem Rosse Grane kniete er hin, das Auge auf die goldene Morgensonne gerichtet, und dankte dem Himmel f��r die sichtbare Beh��tung.
Dann nahm er Grane beim Z��gel und schritt durch das Tor.
Da lag auf mauerumg��rtetem Platze eine gro?e, wunderbar sch?ne Frau, gepanzert und behelmt, angeschmiedet auf einem eisernen Lager. Wie eine Schlafende lag sie mit geschlossenen Augen.
Leise trat Siegfried heran und beugte sich ��ber sie. Nie glaubte er Herrlicheres geschaut zu haben. Denn wie eine Kriegsg?ttin war diese Frau anzusehen, von m?chtigem K?rperbau und doch von Antlitz sch?n und stolz wie eine hehre Jungfrau. Nachtschwarz fielen ihr die Locken um die Wangen, und der Mund bl��hte rot und sehns��chtig.
[Illustration: Siegfried tritt an das Lager Brunhilds]
Behutsam nahm Siegfried sein Schwert, und der Balmung durchschnitt die Eisenfesseln, als w?ren es weiche Stricke gewesen. Da dehnte die heldische Jungfrau traumbefangen ihre Glieder. Und Siegfried beugte sich tiefer ��ber sie und k��?te sie sacht auf den Mund.
Gro? und weit ?ffnete die Jungfrau ihre Augen. Dunkel waren sie wie ihr nachtschwarzes Gelock, und sie erwachten aus dem Traum und gewannen Leben und Feuer.
?Wer bist du, Held?? sprachen ihre Lippen. ?Und wo kommst du her??
Und der Held antwortete und war noch immer ��ber sie gebeugt: ?Ich bin Siegfried, Siegmunds Sohn und geb��rtig aus Xanten am Niederrhein.?
?Was trieb dich, o Siegfried, dies Wagest��ck zu bestehen??
?Der Wunsch, o Brunhild, dich zu befreien und dich zu gewinnen.?
Sie st��tzte sich auf ihre starken Arme und richtete sich auf. Ihr Blick schweifte durch das offene Tor den Berg hinab.
?Das Feuer ist erloschen,? sagte sie leise und atmete tief. ?Und der furchtbare Bannspruch ist mit ihm erloschen.?
Sie sprang auf die F��?e, da? ihr Panzer klirrte, reckte die Arme und streckte den Leib. ?Frei! Frei!?
Und Siegfried stand neben ihr, staunte ihres Leibes Kraft und Sch?nheit an und wu?te nichts zu sagen.
Da wendete sie den Kopf nach ihm, gewahrte sein bewunderndes Auge, gewahrte seine Reckengestalt und err?tete tief.
?Blicke mich nicht so an, o Held.?
?Du bist so sch?n, o Brunhild.?
?Nur wer mein Gemahl w?re, d��rfte mich so anschauen. Und es gibt keinen Mann auf Erden, der so stark ist, da? er mich bezw?nge.?
?Wehr' dich,? lachte Siegfried, trat auf sie zu und schlo? sie in seine Arme, da? sie sich nicht regen konnte. Aber der Zorn flammte aus ihren Augen und f?rbte ihre Wangen.
?Gib mich frei,? stie? sie hervor, ?oder es k?nnte dich reuen.?
?Hab' nimmer gelernt, was Furcht ist,? lachte der Held und k��?te sie auf den zornigen Mund.
?Du Unband,? st?hnte sie, aber nun lachte auch sie.
?Siehst du wohl,? sagte Siegfried, ?es geht schon an. Nun k��sse auch du mich einmal.?
Sie glaubte seine Arme gelockert und sprang pl?tzlich gegen ihn an, da? es ihn fast umgeworfen h?tte. Aber nun umschlang er sie, da? sich ihr Panzer bog und ihr der Atem in der Kehle stockte. ?Ist das dein Ku?, du Wilde? So will ich dich wohl auf deine Weise wieder k��ssen, wenn dir das eher gef?llt.?
Da hob sie, von seiner Kraft und seinem Lachen bezwungen, den Kopf und k��?te ihn.
Und allsogleich lie? er von ihr ab, bog das Knie und huldigte ihr ritterlich.
Das Blitzen ihrer Augen schwand, und ihr Blick wurde weich und frauenhaft. Ihre Hand spielte in seinen Locken.
?Mein Held,? sagte sie und atmete tief. ?Mein Held und Befreier.?
?Danke mir besser, o, ich bitte dich, Brunhild.?
?Was k?nntest du Besseres begehren als meine Freundschaft??
Und Siegfried sprang vom Boden auf und rief: ?Dich selber! Werde mein Weib!?
Lange sann Brunhild in die Ferne hinaus. Dann sprach sie:
?Fern im Nordmeer liegt ein Inselreich. Wie eine unbezwingbare Festung steigt es aus der wildrollenden See. Eine Kette von feuerspeienden Bergen umg��rtet es, und kochend hei?e Fl��sse zischen ins schwarzblaue Meer. Island hei?t das Land, das nie bezwungene, und mir geh?rte es, bis mich der Spruch des z��rnenden Gottvaters hierher und in Ketten in die wabernde Lohe warf. Seit ich fern bin, ist Island unterjocht. Du willst mich zum Weibe, Siegfried? Wo ist dein Brautgeschenk? Ich will es dir nennen und will die Deine sein, so du es mir schaffst: Nimm Island mit st��rmender Hand f��r mich. Setze mich wieder auf den Thron meiner Heimat. Ich kann mich nur als K?nigin dir schenken und nicht als Magd.?
So sprach die stolze Frau, und Siegfried, hingerissen von der Gr??e ihrer Sprache, gelobte es ihr in die Hand und zog den Ring Nibelungs von seinem Finger
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