und Güter.
In seinem Thronsaal sa? K?nig Gunther. Hochgewachsen war er, fast wie Siegfried gro?, und in den Kampfspielen bewandert wie kaum ein zweiter. Aber ein strenger Hochmut lag auf seinen Zügen und hei?e Herrschbegier. Ein kr?ftiger Degen war Gernot, sein Bruder, ein ritterlicher und tapferer Mann. Der jüngste Bruder aber, Geiselher, war fast noch ein Kind, mit blondem Gelock, blauen, schw?rmerischen Augen und einem Herzen voll lachender Begeisterung.
Um den Thron herum sa?en und standen die Gro?en des Landes.
Da war vor allem Hagen von Tronje, der Oheim der Burgundenfürsten, ein hagerer und knochiger Mann mit finsterem, schwarzb?rtigem Antlitz. Nur ein Auge besa? er, das blitzte scharf und sp?hend unter der buschigen Braue. Das andere hatte er verloren, als er als Geisel aus dem Hunnenlande heimgekehrt war und auf der Landstra?e seinen Gesellen Walther überfallen wollte. Als erster Ratgeber stand Hagen dem Throne am n?chsten, und seine eifersüchtige Seele kannte nichts anderes als die Gr??e und Macht seiner Herren. So war er gleich furchtbar in der Treue zu seinen Fürsten wie in seinem Ha? gegen alle Widersacher.
Da waren ferner Hagens Bruder Dankwart, ein wilder Recke, der blindlings seines Bruders Willen tat; Herr Ortwein von Metz, ein hei?blütiger Haudegen, dem das Schwert so locker sa? wie die Zunge und der ein Schwestersohn Hagens war; Herr Volker von Alzey, der die Fiedel so hei? und lieblich erklingen lassen konnte, wie er lustig und nimmermüd den Degen pfeifen lie?; Ritter Rumold, der der Oberküchenmeister hie?; Ritter Hunold, dem das Amt des Mundschenken oblag; Ritter Sindold, der Herold; und manch ein anderer.
Und K?nig Gunther hob lauschend und mi?vergnügt den Kopf und sprach:
?Was ist das für ein L?rmen am Rhein? Wei? das Volk nicht, da? es sich ruhig zu verhalten hat, wenn die Fürsten mit ihren R?ten niedersitzen? Der Herold gehe und erforsche die Ursache.?
Da ging der Ritter Sindold eilends hinaus und kam eilends wieder.
?K?nig Gunther,? berichtete er hastig, ?ein fremder Recke ist angelangt mit Rittern und Mannen, und das Volk str?mt zusammen von weit und breit, den herrlich im Sattel sitzenden Mann zu bewundern und nicht minder sein und seiner Leute kostbares Rüstzeug und Gewand.?
?Was schiert mich Rüstzeug und Gewand,? eiferte Gunther. ?Den Namen will ich wissen.?
Und Sindold mu?te bekennen, da? er ihm unbekannt sei und keiner ihn wisse.
Da erhob sich K?nig Gunther von seinem Thron und schritt schnell zum Fenster, und seine Brüder und R?te mit ihm. Aber so sehr sie auch schauten, keiner konnte ein Zeichen finden, an dem er den Helden erkundete, und Gunthers Zorn war gro?.
?Erlaubt mir ein Wort,? sprach endlich Hagen. ?Mir ist von meinen weiten Fahrten kein Ritter der Christen und Heiden unbekannt geblieben, und wen ich nicht selber sah, von dem h?rte ich doch sagen. Dieser aber, so deucht mich, kann nach Wuchs, Muskelkraft und vollendetem Anstand kein anderer sein als der gewaltige Siegfried vom Niederrhein.?
Da wurde es still im Saal, und jeder gedachte des Helden ruhmreicher Taten. Bis endlich Gunther sprach: ?Was mag ihn hergeführt haben? Und sollen wir ihn als Freund oder als Feind empfangen??
?Ich rate,? sagte der verschlagene Hagen, ?ihm freundlich entgegenzukommen. K?nnen wir ihn zum Freunde gewinnen, so wird er uns in manchen Dingen nutzbar sein k?nnen, denn seine Macht und sein Reichtum reichen weit. Bedenket wohl, da? er den Lindwurm erschlug und dadurch in den Besitz der unerme?lichen Sch?tze des Nibelungenhortes kam.?
?Ich fürchte,? entgegnete Gunther, ?es wird ihm wenig an unserer Freundschaft gelegen sein, da er so selbstherrlich und unangemeldet in unser Land kommt.?
Hagen von Tronje l?chelte. ?Ich wei?, wie man solche Falken z?hmt. Held Siegfried, der st?rkste Mann der Welt, hat ein knabenhaftes Herz, weich und sehnsüchtig, wenn ihn der wilde Zorn nicht bedr?ngt. Lasset uns damit rechnen und klug und behutsam zu Werke gehen. Sehet, wie er sich stattlich vom Pferde schwingt! Wir wollen ihm entgegengehen und ihn wie einen edlen Herrn an der Schwelle des Saales empfangen.?
Ungern tat es Gunther, aber die Klugheit war gr??er als sein Hochmut, und er empfing den fremden Gast mit ausgestreckter Hand im Türbogen der Halle.
[Illustration: K?nig Gunther hei?t Siegfried willkommen]
?Willkommen, Held Siegfried, im Burgundenlande. Nehmt Quartier, und wenn Ihr Euch geruht und mit Speise und Trank gekr?ftigt habt, so erscheint aufs neue unter uns und tut uns zu wissen, welcher glückliche Umstand uns einen so vieledlen Gast beschert hat.?
?Ihr seid Gunther, der K?nig,? sprach Siegfried ernst. ?Und da Ihr wisset, wer ich bin, so ziemt es mir nicht, Gastfreundschaft von Euch anzunehmen, die Ihr sp?ter vielleicht gern ungeschehen machen m?chtet.?
?Was k?nnte das wohl sein,? rief Gunther erstaunt, ?das imstande w?re, Euch uns unlieb zu machen??
?K?nig Gunther,? entgegnete Siegfried, ?es liegt in Eurer Hand. Euer Reich ist so gro?, da? Ihr es kaum übersehen, geschweige denn all Eure Grenzen schützen k?nnt. Schon rüsten im Osten die gottlosen Hunnen zu neuem Kriegszug, und im Norden rührt sich der ewig unruhige D?ne und sein Bruder, der Sachse. Wie
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