Sieben Jahre in Süd-Afrika. Erster Band. | Page 9

Emil Holub
Meer und die frische Luft der Algoabai genie?t. Hier haben sie in einem Clubhause eine elegante Ressource eingerichtet, wo sie sich namentlich an Mittwochen zu einem gemeinschaftlichen Diner einzufinden pflegen.
Ein kleiner schlammiger Flu? scheidet die Stadt in einen südlichen kleineren und einen gr??eren n?rdlichen Theil, ersterer wird meist von malayischen Fischern bewohnt. Nicht weit von dem Bakensflu?, am südlichen Ende der oberw?hnten Mainstra?e findet sich der Marktplatz, von dem pr?chtigsten Rathhause Süd-Afrika's an seiner südlichen Seite begrenzt. Sein Centrum ist von einer Granitpyramide geziert und man gelangt zu ihm unmittelbar von dem in's Meer auslaufenden Pier,[1] so da? er den Fremden, der sich durch die etwas monotone Ansicht der Stadt vom Meere aus, nicht viel verspricht, mit seinen sch?nen Geb?uden und den einer europ?ischen Gro?stadt ?hnlichen, luxuri?s ausgestatteten Verkaufslocalen auf das Angenehmste überrascht. Zwischen dem Meere und diesem Marktplatz, wie auch bis zur Mündung des Bakensflusses, ziehen sich riesige Speicher, in denen die Wolle zur Ausfuhr aufgestapelt und die eingeführten Güter, bevor sie in die Stadt gebracht werden, lagern.--Der Anblick der Stadt von der See aus wird in seiner Einfachheit einigerma?en durch die zahlreichen sch?nen Kirchen etwas gehoben. Oben am Hill findet sich auch ein sehr gut eingerichtetes Hospital und etwa eine halbe Meile davon landeinw?rts, sowie unmittelbar unter den H?hen am n?rdlichen Ende der Stadt je ein botanischer Garten. In der Stadthalle finden wir eine sehr gute Bibliothek und ein leider vollkommen verwahrlostes Museum, auf das ich noch sp?ter zurückkommen werde.
1: Ich nenne Pier, die in's Meer auslaufenden, bei Hafenbauten errichteten Holzbrücken.
Nachdem ich gelandet, suchte ich ein Hotel auf, doch nicht mit der Unbefangenheit des wohlausgerüsteten Reisenden, denn meine Barschaft war, nachdem ich die zu entrichtende Waffensteuer (1 £ St. für meinen Gewehrlauf, zehn Shillinge für meinen Revolver) geleistet, bis auf zehn Shillinge zusammengeschmolzen und selbst diese dankte ich nur dem Umstande, da? die meinen Hinterlader enthaltende Kiste nicht mit auf dem ?Briton? verschifft worden war. Ein deutscher Kaufmann, Hermann Michaelis, an den ich einen Empfehlungsbrief hatte, wies mich an den ?sterreichischen Consul, Herrn Adler, und diesem Manne habe ich es zu danken, da? mir Port Elizabeth zu einem angenehmen Aufenthaltsorte wurde. Ich kann es nur herzlich wünschen, da? die Vertreter Oesterreich-Ungarns, auch in anderen Weltgegenden solch' regen Eifer für das Wohl der ihrem Schutze Empfohlenen an den Tag legen, in so energischer und unermüdlicher Weise die Interessen ihres Staates wahren m?chten, als ich es in Port Elizabeth gefunden. Sowohl Herr Adler, der damalige Consul, als auch seine beiden Nachfolger, die Herren Allerberg und Mosenthal, der gegenw?rtig Oesterreichs Interessen vertritt, bewiesen sich mir als solche.
Herr Adler führte mich bei den Honoratioren der Stadt ein und bald hatte ich die Freude und Genugtuung, einige Patienten meiner Obsorge anvertraut zu sehen. Um jedoch die freien Stunden wo m?glichst zu benutzen, machte ich t?glich Ausflüge in die Umgegend, die ich in Folgendem zu schildern versuchen will. Schon nach vierzehnt?gigem Aufenthalte in Port Elizabeth wurde mir von einem der Gro?h?ndler der Stadt der Antrag gestellt, mich gegen ein Jahreshonorar von 600 £ St. in der Stadt als Arzt niederzulassen. So ehrenvoll der Antrag für mich auch war, und so sehr seine Annahme mich von allen Lebenssorgen befreit h?tte, ich konnte ihn aus noch n?her anzuführenden Gründen nicht annehmen.
Zu meinen Ausflügen erkor ich mir einerseits das südliche Meeresufer, eine breite, theils mit dichtem tropischen Gebüsch bewachsene, theils meilenweit mit Sanddünen bedeckte Landzunge, die an ihrer ?u?ersten Spitze ein Leuchthaus tr?gt (7 Meilen von Port Elizabeth entfernt), anderseits das n?rdliche Meeresufer nach der Mündung des Zwartkop-River zu, sowie auch das Thal des Baker-River, das mir viel des Interessanten darbot.--Zu diesen G?ngen w?hlte ich mir in der Regel (nach beendeten ?rztlichen Visiten) den Morgen und kehrte am Nachmittag heim. Mit allen Hilfsger?then eines Sammlers ausgerüstet, verlie? ich dann das Hotel und eilte an den Wollspeichern vorüber nach der über den Bakensflu? führenden Brücke zu. Auch an diesen gro?en Wolllagerpl?tzen konnte ich nie vorübergehen, ohne nicht ein halbes Stündchen das Treiben an der sich zwischen dem Meer und den Geb?uden etwa 250 Schritt breit erstreckenden Düne zu verfolgen. Diese bietet dem Besucher einen, Port Elizabeth charakterisirenden und gewi? sehr anziehenden Anblick dar. Auf einer etwa 500 Schritt langen und 250 Schritt breiten, sandigen Fl?che finden wir alle m?glichen Schiffsartikel aufgestapelt. Da liegen an's Land gezogene K?hne und an ihnen gelehnt, schmauchen zahlreiche Theerjacken ihr Thonpfeifchen--so gemüthlich und phlegmatisch--für alle Welt vergessen, wie es die ?getreuesten? ihres Schlages an den Ufern Alt-Englands zu thun pflegen! F?rmliche Barrikaden von F?ssern, Kisten, Eisendrahtrollen etc., riesige Anker und Ketten sowie verschiedene Schiffsreste sind über die Fl?che zerstreut aufgethürmt. Ein reges Leben herrscht in diesem Labyrinthe von Kisten, F?ssern und Rollen, ein stetes Auf- und Abladen, hier in die gro?en Waaren-Lagerh?user, dort unmittelbar auf die gro?en, ochsenbespannten Capw?gen, deren Bestimmungsort viele hundert englische Meilen landeinw?rts liegt. Das Amt der Custom-Officers (Zollbeamten) ist
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