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oder Der vergoetterte Waldteufel, by J.W. Goethe
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Title: Satyros oder Der vergoetterte Waldteufel
Author: J.W. Goethe
Release Date: December 1, 2003 [EBook #10353]
Language: German
Character set encoding: ASCII
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Thanks to Andrew Sly.
"Satyros oder Der vergoetterte Waldteufel" by Johann Wolfgang Goethe [in German]
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Johann Wolfgang Goethe
Satyros oder Der vergoetterte Waldteufel
Drama
Erster Akt
Einsiedler. Ihr denkt, ihr Herrn, ich bin allein, Weil ich nicht mag in Staedten sein. Ihr irrt euch, liebe Herren mein! Ich hab' mich nicht hierher begeben, Weil sie in Staedten so ruchlos leben Und alle wandeln nach ihrem Trieb, Der Schmeichler, Heuchler und der Dieb: Das haett mich immerfort ergetzt, Wollten sie nur nicht sein hochgeschaetzt, Bestehlen und bescheissen mich, wie die Raben, Und noch dazu Reverenzen haben! Ihrer langweiligen Narrheit satt, Bin herausgezogen in Gottes Stadt, Wo's freilich auch geht drueber und drunter Und geht demohngeacht nicht unter. Ich sah im Fruehling ohne Zahl Blueten und Knospen durch Berg und Tal, Wie alles draengt und alles treibt, Kein Plaecklein ohne Keimlein bleibt. Da denkt nun gleich der steif Philister: Das ist fuer mich und meine Geschwister. Unser Herrgott ist so gnaedig heuer; Haett ich's doch schon in Fach und Scheuer! Unser Herrgott spricht: Aber mir nit so; Es sollen's ander auch werden froh. Da lockt uns denn der Sonnenschein Stoerch und Schwalb aus der Fremd herein, Den Schmetterling aus seinem Haus, Die Fliegen aus den Ritzen 'raus, Und bruetet das Raupenvoelklein aus. Das quillt all von Erzeugungskraft, Wie sich's hat aus dem Schlaf gerafft; Voegel und Froesch und Tier' und Muecken Begehn sich zu allen Augenblicken, Hinten und vorn, auf Bauch und Ruecken, Dass man auf jeder Bluet und Blatt Ein Eh- und Wochenbettlein hat. Und sing ich denn im Herzen mein Lob Gott mit allen Wuermelein. Das Volk will dann zu essen haben, Verzehren bescherte Gottesgaben. So frisst's Wuermlein frisch Keimlein-Blatt, Das Wuermlein macht das Lerchlein satt, Und weil ich auch bin zu essen hier, Mir das Lerchlein zu Gemuete fuehr. Ich bin denn auch ein haeuslich Mann, Hab Haus und Stall und Garten dran. Mein Gaertlein, Fruechtlein ich beschuetz Vor Kaelt und Raupen und duerrer Hitz. Kommt aber herein der Kieselschlag Und furaschiert mir an einem Tag, So aergert mich der Streich fuerwahr; Doch leb ich noch am End vom Jahr, Wo mancher Werwolf ist schon tot Aus Aengsten vor der Hungersnot.
[Man hoert von ferne heulen: U! U! Au! Au! Weh! Weh! Ai! Ai!]
Einsiedler. Welch ein erbaermlich Wehgeschrei! Muss eine verwundte Besti' sein.
Satyros. O weh, mein Ruecken! o weh, mein Bein!
Einsiedler. Gut Freund, was ist Euch Leids geschehn?
Satyros. Dumme Frag! Ihr koennt's ja sehn. Ich bin gestuerzt - entzwei mein Bein!
Einsiedler. Hockt auf! Hier in die Huetten 'rein. [Einsiedler hockt ihn auf, traegt ihn in die Huette und legt ihn aufs Bett.]
Einsiedler. Halt still, dass ich die Wund beseh!
Satyros. Ihr seid ein Flegel! Ihr tut mir weh.
Einsiedler. Ihr seid ein Fratz! so halt denn still! Wie Teufel ich Euch da schindeln will? [Verbindet ihn.] So bleibt nur wenigstens in Ruh!
Satyros. Schafft mir Wein und Obst dazu.
Einsiedler. Milch und Brot, sonst nichts auf der Welt.
Satyros. Eure Wirtschaft ist schlecht bestellt.
Einsiedler. Des vornehm Gasts mich nicht versah. Da kostet von dem Topfe da!
Satyros. Pfui! was ist das ein ae Geschmack Und magrer als ein Bettelsack. Da droben im G'birg die wilden Ziegen, Wenn ich eine bei'n Hoernern tu kriegen, Fass mit dem Maul ihre vollen Zitzen, Tu mir mit Macht die Gurgel bespritzen, Das ist, bei Gott! ein ander Wesen.
Einsiedler. Drum eilt Euch, wieder zu genesen.
Satyros. Was blast Ihr da so in die Hand?
Einsiedler. Seid Ihr nicht mit der Kunst bekannt? Ich hauch die Fingerspitzen warm.
Satyros. Ihr seid doch auch verteufelt arm.
Einsiedler. Nein, Herr! ich bin gewaltig reich: Meinem eignen Mangel helf ich gleich. Wollt Ihr von Supp und Kraut nicht was?
Satyros. Das warm Geschlapp, was soll mir das?
Einsiedler. So legt Euch denn einmal zur Ruh, Bringt ein paar Stund mit Schlafen zu. Will sehen, ob ich nicht etwan Fuer Euren Gaum was finden kann.
Ende des ersten Akts.
Zweiter Akt
Satyros [erwachend]. Das ist ein Hunde-Lagerstaett'! Ein's Missetaeters Folterbett! Aufliegen hab' ich tan mein'n Ruecken, Und die Unzahl verfluchte Muecken! Bin kommen in ein garstig Loch. In meiner Hoehl, da lebt man doch; Hat Wein im wohlgeschnitzten Krug Und fette Milch