Sappho | Page 2

Franz Grillparzer
den Dichter dr��ckt, In eurer Mitte nenn ich ihn erst mein. Hier, wo der Jugend tr?umende Entw��rfe, Wo des Beginnens schwankendes Bestreben, Wo des Vollbringens wahnsinngl��hnde Lust Mit eins vor meine trunkne Seele treten, Hier, wo Zypressen von der Eltern Grab Mir leisen Geistergru? her��berlispeln, Hier, wo so mancher Fr��hverblichne ruht Der meines Strebens, meines Wirkens sich erfreut, In eurem Kreis, in meiner Lieben Mitte, Hier d��nkt mir dieser Kranz erst kein Verbrechen, Hier wird die frevle Zier mir erst zum Schmuck.
Einer aus dem Volke. Wohl uns, da? wir dich, Hohe, unser nennen! Habt die bescheidne Rede ihr vernommen, Mehr als ganz Griechenland hat sie ihr Wort geschm��ckt!
Rhamnes (sich hinzudr?ngend). Sei mir gegr��?t, gegr��?t, du Herrliche!
Sappho (vom Wagen herabsteigend und die Umstehenden freundlich gr��?end). Mein treuer Rhamnes sei gegr��?t!--Artander, Du auch hier, trotzend deines Alters Schw?che? Kallisto--Rhodope--Ihr weinet Liebe!-- Das Auge zahlt so richtig als das Herz F��r Tr?nen Tr?nen, seht!--O schonet mein!
Einer aus dem Volke. Willkommen auf der Heimat altem Boden, Willkommen in der Deinen frohem Kreis!
Sappho. Umsonst sollt ihr die B��rgerin nicht gr��?en, Sie f��hrt zum Dank euch einen B��rger zu. Hier Phaon. Von den Besten stammet er Und mag auch k��hn sich stellen zu den Besten! Obschon die Jahre ihn noch J��ngling nennen, Hat ihn als Mann so Wort als Tat erwiesen. Wo ihr des Kriegers Schwert bed��rft, Des Redners Lippe und des Dichters Mund, Des Freundes Rat, des Helfers starken Arm, Dann ruft nach ihm und suchet l?nger nicht.
Phaon. Du spottest Sappho eines armen J��nglings! Wodurch h?tt' ich so reiches Lob verdient? Wer glaubt so Hohes von dem Unversuchten?
Sappho. Wer sieht, da? du err?test, da ich's sage.
Phaon. Ich kann besch?mt nur staunen und verstummen.
Sappho. Du sicherst dir was du von dir entfernst, Geschwister sind ja Schweigen und Verdienst. Ja meine Freunde, m?gt ihr's immer wissen, Ich liebe ihn, auf ihn fiel meine Wahl. Er war bestimmt, in seiner Gaben F��lle, Mich von der Dichtkunst wolkennahen Gipfeln In dieses Lebens heitre Bl��tent?ler Mit sanft bezwingender Gewalt herabzuziehn. An seiner Seite werd ich unter euch Ein einfach stilles Hirtenleben f��hren; Den Lorbeer mit der Myrte gern vertauschend Zum Preise nur von h?uslich stillen Freuden Die T?ne wecken dieses Saitenspiels. Die ihr bisher bewundert und verehrt, Ihr sollt sie lieben lernen, lieben Freunde.
Volk. Preis dir du Herrliche! Heil Sappho, Heil!
Sappho. Es ist genug! Ich dank euch, meine Freunde! Folgt meinem Diener, er wird euch geleiten, Da? ihr bei Speis' und Trank und frohen T?nzen Die Feier unsers Wiedersehns vollendet, Der Wiederkehr der Schwester zu den Ihren! (Zu den Landleuten die sie begr��?en.) Lebt wohl--auch du--und du--ihr alle--alle!
(Rhamnes mit den Landleuten ab.)

Dritter Auftritt
Sappho. Phaon.
Sappho. Siehst du, mein Freund, so lebt nun deine Sappho! F��r Wohltat Dank, f��r Liebe--Freundlichkeit, So ward mir's stets im Wechseltausch des Lebens; Ich war zufrieden, und bin hoch begl��ckt, Gibst du auch halb nur wieder das Empfangne, Wenn du dich nicht f��r ��bervorteilt h?ltst. Ich hab gelernt verlieren und entbehren; Die beiden Eltern sanken fr��h ins Grab Und die Geschwister, nach so mancher Wunde, Die sie dem treuen Schwesterherzen schlugen, Teils Schicksals Laune, und teils eigne Schuld Stie? fr��h sie schon zum Acheron hinunter. Ich wei? wie Undank brennt, wie Falschheit martert, Der Freundschaft und der--Liebe T?uschungen Hab ich in diesem Busen schon empfunden, Ich hab gelernt verlieren und entbehren! Nur eins verlieren k?nnt' ich wahrlich nicht, Dich Phaon, deine Freundschaft, deine Liebe! Drum mein Geliebter, pr��fe dich! Du kennst noch nicht die Unerme?lichkeit Die auf und nieder wogt in dieser Brust. O la? mich's nie, Geliebter nie erfahren, Da? ich den vollen Busen legte an den deinen Und f?nd' ihn leer!
Phaon. Erhabne Frau!
Sappho. Nicht so! Sagt dir dein Herz denn keinen s��?ern Namen?
Phaon. Wei? ich doch kaum was ich beginne, was ich sage. Aus meines Lebens stiller Niedrigkeit Hervorgezogen--an den Strahl des Lichts, Auf einen luftigen Gipfel hingestellt Nach dem der Besten W��nsche fruchtlos zielen, Erliege ich der unverhofften Wonne, Kann ich mich selbst in all dem Gl��ck nicht finden. Die W?lder und die Ufer seh ich fliehn, Die blauer H?hn, die niedern H��tten schwinden, Und kaum vermag ich's mich zu ��berzeugen, Da? alles feststeht und nur ich es bin, Der auf des Gl��ckes Wogen taumelnd wird getragen.
Sappho. Du schmeichelst s��?, doch, Lieber, schmeichelst du!
Phaon. Und bist du wirklich denn die hohe Frau, Die von der Pelops-Insel fernstem Strand Bis dahin wo des rauhen Thrakers Berge Sich an die lebensfrohe Hellas kn��pfen Auf jedem Punkt, den land- und menschenfern Ins Griechenmeer Kronions Hand geschleudert, An Asiens reicher, sonnenheller K��ste, All��berall, wo nur ein griech'scher Mund Die heitre G?ttersprache singend spricht, Der Ruf mit Jubel zu den Sternen hebt? Und bist du wirklich jene hohe Frau, Wie fiel dein Auge denn auf einen J��ngling, Der dunkel, ohne Namen, ohne Ruf, Sich h?hern Werts nicht r��hmt als--diese Leier Die man verehrt weil du sie hast ber��hrt.
Sappho. Pfui
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