In den offenen Speichern lag das Getreide ausgesch��ttet, und unter dem Tor stand ein Wirrwarr von Karren, von den Barbaren ineinandergefahren. Die Pfauen auf den Zedern?sten entf?cherten ihre Schweife und begannen zu schreien.
Mathos Unbeweglichkeit setzte Spendius in Staunen. Der Libyer war noch bleicher denn zuvor und verfolgte, beide F?uste auf die Terrassenmauer gest��tzt, mit starrem Blick etwas am Horizont. Spendius beugte sich vor und entdeckte endlich, was jener betrachtete. Ein goldner Punkt rollte in der Ferne im Staub auf der Stra?e nach Utika. Es war die Radnabe eines mit zwei Maultieren bespannten Gef?hrts. Ein Sklave lief an der Spitze der Deichsel und hielt die Tiere an den Trensen. Auf dem Wagen sa?en zwei Frauen. Die Sch?pfe der Tiere standen nach persischer Sitte kammartig hoch zwischen den Ohren unter einem Netz von blauen Perlen. Spendius erkannte die Insassen. Er unterdr��ckte einen Aufschrei.
Ein langer Schleier flatterte im Winde hinterdrein.
II
In Sikka
Zwei Tage sp?ter verlie?en die S?ldner Karthago. Man hatte einem jeden ein Goldst��ck gezahlt, unter der Bedingung, da? sie ihr Standquartier nach Sikka verlegten. Auch hatte man ihnen allerlei Schmeicheleien gesagt:
?Ihr seid die Retter Karthagos! Doch ihr w��rdet es in Hungersnot bringen, wenn ihr hier bliebet. Ihr machtet es zahlungsunf?hig. Marschiert ab! Die Republik wird euch einstens f��r diese Willf?hrigkeit Dank wissen. Wir werden unverz��glich Steuern erheben. Euer Sold soll euch auf Heller und Pfennig ausgezahlt werden. Dazu wird man Galeeren ausr��sten, die euch in eure Heimat zur��ckbringen.?
Sie wu?ten nicht, was sie auf solchen Wortschwall erwidern sollten. Zudem langweilte die kriegsgewohnten M?nner der Aufenthalt in der Stadt. Und so waren sie ohne gro?e M��he zu ��berreden. Das Volk stieg auf die Mauern, um sie abziehen zu sehen.
Der Abmarsch erfolgte durch die Khamonstra?e und das Kirtaer Tor. Bunt durcheinander zogen sie ab: leichte Bogensch��tzen neben Schwerbewaffneten, Offiziere neben Gemeinen, Lusitanier neben Griechen. Stolzen Schritts marschierten sie vorbei und lie?en ihre schweren Stahlstiefel auf dem Pflaster klirren. Ihre R��stungen trugen Beulen von Katapultgeschossen, und ihre Gesichter waren vom Schlachtenbrand geschw?rzt. Rauhe Rufe drangen aus ihren dichten B?rten. Ihre zerfetzten Panzerhemden klapperten ��ber den Schwertergriffen, und durch die L?cher im Erz sah man ihre nackten Glieder, drohend wie Gesch��tz. Die langen Lanzen, die Streit?xte, die Speere, die Filzhauben und ehernen Helme, alles wogte im Takt in gleicher Bewegung. Die Stra?e war von dem Zuge derartig angef��llt, da? die Mauern dr?hnten. Zwischen den hohen sechsst?ckigen H?usern, die mit Asphalt get��ncht waren, w?lzte sich der Strom der gewappneten Krieger hin. Hinter den Fenstergittern aus Eisen oder Rohr sa?en verschleierte Frauen und sahen schweigend dem Vorbeimarsch der Barbaren zu.
Terrassen, Festungsw?lle, Mauern, alles verschwand unter der Masse der schwarz gekleideten Karthager. Die Jacken der Matrosen leuchteten in dieser dunklen Menge wie Blutflecke. Halbnackte Kinder, auf deren blendender Haut sich kupferne Armringe abhoben, schrien von den Blattornamenten der S?ulen und von den Zweigen der Palmen herab. Mehrere der ?Alten? hatten sich auf die flachen D?cher der T��rme gestellt, aber man wu?te nicht, warum diese langb?rtigen Gestalten in bestimmten Abst?nden so nachdenklich dort oben wachten. Von weitem gesehen, hoben sie sich vom Hintergrunde des Himmels unheimlich wie Gespenster ab und unbeweglich wie Steinbilder.
Alle bedr��ckte die gleiche Besorgnis: man f��rchtete, die Barbaren k?nnten, da sie sich so stark sahen, auf den Einfall kommen, bleiben zu wollen. Doch sie zogen so vertrauensselig ab, da? die Karthager Mut sch?pften und sich zu den S?ldnern gesellten. Man ��berh?ufte sie mit Beteuerungen und Freundschaftsbezeugungen. Einige redeten ihnen sogar aus ��bertriebener Berechnung und verwegener Heuchelei zu, die Stadt nicht zu verlassen. Man warf ihnen Parf��merien, Blumen und Geldst��cke zu. Man schenkte ihnen Amulette gegen Krankheiten, hatte aber vorher dreimal darauf gespien, um den Tod herbeizubeschw?ren, oder Schakalhaare hineingetan, die das Herz feig machen. Laut rief man Melkarths Segen auf die Abziehenden herab, leise indessen seinen Fluch.
Es folgte das Gewirr des Trosses, der Lasttiere und Nachz��gler. Kranke sa?en st?hnend auf Dromedaren. Andre hinkten vor��ber, auf einen Lanzenstumpf gest��tzt. Trunkenbolde schleppten Weinschl?uche mit sich, Gefr??ige Fleisch, Kuchen, Fr��chte, Butter in Feigenbl?ttern, Eis in Leinwands?cken. Etliche sah man mit Sonnenschirmen in der Hand und Papageien auf den Schultern. Andre wurden von Hunden, Gazellen und Panthern begleitet. Frauen libyschen Stammes ritten auf Eseln. Sie verh?hnten die Negerweiber, die den Soldaten zuliebe die Bordelle von Malka verlassen hatten. Manche s?ugten Kinder, die in Ledertragen an ihren Br��sten hingen. Die Maultiere, die man mit den Schwertspitzen anstachelte, vermochten die Last der ihnen aufgepackten Zelte kaum zu erschleppen. Ein Schwarm Knechte und Wassertr?ger, hager, fiebergelb und voller Ungeziefer, die Hefe des karthagischen P?bels, h?ngte sich den Barbaren an.
Als alle hinaus waren, schlo? man die Tore. Das Volk blieb auf den Mauern. Der S?ldnerzug f��llte alsbald die ganze Breite der Landenge. Er teilte sich in ungleiche Haufen. Die Lanzen sahen nur noch wie hohe Grashalme aus. Schlie?lich verlor sich alles in Staubwolken. Wenn von den S?ldnern einer nach Karthago zur��ckblickte, sah er nichts denn die langen
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