Romanzero | Page 8

Heinrich Heine
verbirgt sich ganz. Es pfeift?Der Nachtwind kalt vorbei;?Hoch über unsern H?uptern ert?nt?Pl?tzlich ein gellender Schrei.
Die wei?e, gespenstische M?we wars,?Und ob dem b?sen Schrei,?Der schauerlich klang wie Warnungsruf,?Erschraken wir alle drei.
Bin ich im Fieber? Ist das ein Spuk?Der n?chtlichen Phantasei???fft mich ein Traum? Es tr?umet mir?Grausame Narretei.
Grausame Narretei! Mir tr?umt,?Da? ich ein Heiland sei,?Und da? ich trüge das gro?e Kreuz?Geduldig und getreu.
Die arme Sch?nheit ist schwer bedr?ngt,?Ich aber mache sie frei?Von Schmach und Sünde, von Qual und Not,?Von der Welt Unfl?terei.
Du arme Sch?nheit, schaudre nicht?Wohl ob der bittern Arznei;?Ich selber kredenze dir den Tod,?Bricht auch mein Herz entzwei.
O Narretei, grausamer Traum,?Wahnsinn und Raserei!?Es g?hnt die Nacht, es kreischt das Meer,?O Gott! o steh mir bei!
O steh mir bei, barmherziger Gott!?Barmherziger Gott Schaddey!?Da schollerts hinab ins Meer - O Weh -?Schaddey! Schaddey! Adonay! -
Die Sonne ging auf, wir fuhren ans Land,?Da blühte und glühte der Mai!?Und als wir stiegen aus dem Kahn,?Da waren wir unsrer zwei.
Vitzliputzli
Pr?ludium
Dieses ist Amerika!?Dieses ist die neue Welt!?Nicht die heutige, die schon?Europ?isieret abwelkt. -
Dieses ist die neue Welt!?Wie sie Christoval Kolumbus?Aus dem Ozean hervorzog.?Gl?nzet noch in Flutenfrische,
Tr?ufelt noch von Wasserperlen,?Die zerstieben, farbensprühend,?Wenn sie kü?t das Licht der Sonne.?Wie gesund ist diese Welt!
Ist kein Kirchhof der Romantik,?Ist kein alter Scherbenberg?Von verschimmelten Symbolen?Und versteinerten Perucken.
Aus gesundem Boden sprossen?Auch gesunde B?ume - keiner?Ist blasiert und keiner hat?In dem Rückgratmark die Schwindsucht.
Auf den Baumes?sten schaukeln?Gro?e V?gel. Ihr Gefieder?Farbenschillernd. Mit den ernsthaft?Langen Schn?beln und mit Augen,
Brillenartig schwarz umr?ndert,?Schaun sie auf dich nieder, schweigsam -?Bis sie pl?tzlich schrillend aufschrein?Und wie Kaffeeschwestern schnattern.
Doch ich wei? nicht, was sie sagen,?Ob ich gleich der V?gel Sprachen?Kundig bin wie Salomo,?Welcher tausend Weiber hatte
Und die V?gelsprachen kannte,?Die modernen nicht allein,?Sondern auch die toten, alten,?Ausgestopften Dialekte.
Neuer Boden, neue Blumen!?Neue Blumen, neue Düfte!?Unerh?rte, wilde Düfte,?Die mir in die Nase dringen,
Neckend, prickelnd, leidenschaftlich -?Und mein grübelnder Geruchsinn?Qu?lt sich ab: Wo hab ich denn?Je dergleichen schon gerochen?
Wars vielleicht auf Regentstreet,?In den sonnig gelben Armen?Jener schlanken Javanesin,?Die best?ndig Blumen kaute?
Oder wars zu Rotterdam,?Neben des Erasmi Bilds?ul,?In der wei?en Waffelbude?Mit geheimnisvollem Vorhang?
W?hrend ich die neue Welt?Solcher Art verdutzt betrachte,?Schein ich selbst ihr einzufl??en?Noch viel gr??re Scheu - Ein Affe,
Der erschreckt ins Buschwerk forthuscht,?Schl?gt ein Kreuz bei meinem Anblick,?Angstvoll rufend: ?Ein Gespenst!?Ein Gespenst der alten Welt!?
Affe! fürcht dich nicht, ich bin?Kein Gespenst, ich bin kein Spuk;?Leben kocht in meinen Adern,?Bin des Lebens treuster Sohn.
Doch durch jahrelangen Umgang?Mit den Toten, nahm ich an?Der Verstorbenen Manieren?Und geheime Seltsamkeiten.
Meine sch?nsten Lebensjahre,?Die verbracht ich im Kyffh?user,?Auch im Venusberg und andern?Katakomben der Romantik.
Fürcht dich nicht vor mir, mein Affe!?Bin dir hold, denn auf dem haarlos?Ledern abgeschabten Hintern?Tr?gst du Farben, die ich liebe.
Teure Farben! Schwarz-rot-goldgelb!?Diese Affenstei?couleuren?Sie erinnern mich mit Wehmut?An das Banner Barbarossas.
I
Auf dem Haupt trug er den Lorbeer,?Und an seinen Stiefeln gl?nzten?Goldne Sporen - dennoch war er?Nicht ein Held und auch kein Ritter.
Nur ein R?uberhauptmann war er,?Der ins Buch des Ruhmes einschrieb,?Mit der eignen frechen Faust,?Seinen frechen Namen: Cortez.
Unter des Kolumbus Namen?Schrieb er ihn, ja dicht darunter,?Und der Schulbub auf der Schulbank?Lernt auswendig beide Namen -
Nach dem Christoval Kolumbus,?Nennt er jetzt Fernando Cortez?Als den zweiten gro?en Mann?In dem Pantheon der Neuwelt.
Heldenschicksals letzte Tücke:?Unser Name wird verkoppelt?Mit dem Namen eines Sch?chers?In der Menschen Angedenken.
W?rs nicht besser, ganz verhallen?Unbekannt, als mit sich schleppen?Durch die langen Ewigkeiten?Solche Namenskameradschaft?
Messer Christoval Kolumbus?War ein Held, und sein Gemüte,?Das so lauter wie die Sonne,?War freigebig auch wie diese.
Mancher hat schon viel gegeben,?Aber jener hat der Welt?Eine ganze Welt geschenket,?Und sie hei?t Amerika.
Nicht befreien konnt er uns?Aus dem ?den Erdenkerker,?Doch er wu?t ihn zu erweitern?Und die Kette zu verl?ngern.
Dankbar huldigt ihm die Menschheit,?Die nicht blo? europamüde,?Sondern Afrikas und Asiens?Endlich gleichfalls müde worden - -
Einer nur, ein einzger Held,?Gab uns mehr und gab uns Be?res?Als Kolumbus, das ist jener,?Der uns einen Gott gegeben.
Sein Herr Vater, der hie? Amram,?Seine Mutter hie? Jochebeth,?Und er selber, Moses hei?t er,?Und er ist mein bester Heros.
Doch, mein Pegasus, du weilest?Viel zu lang bei dem Kolumbus -?Wisse, unser heutger Flugritt?Gilt dem gringern Mann, dem Cortez.
Breite aus den bunten Fittig,?Flügelro?! und trage mich?Nach der Neuwelt sch?nem Lande,?Welches Mexiko gehei?en.
Trage mich nach jener Burg,?Die der K?nig Montezuma?Gastlich seinen spanschen G?sten?Angewiesen zur Behausung.
Doch nicht Obdach blo? und Atzung,?In verschwenderischer Fülle,?Gab der Fürst den fremden Strolchen -?Auch Geschenke reich und pr?chtig,
Kostbarkeiten kluggedrechselt,?Von massivem Gold, Juwelen,?Zeugten gl?nzend von der Huld?Und der Gro?mut des Monarchen.
Dieser unzivilisierte,?Abergl?ubisch blinde Heide?Glaubte noch an Treu und Ehre?Und an Heiligkeit des Gastrechts.
Er willfahrte dem Gesuche,?Beizuwohnen einem Feste,?Das in ihrer Burg die Spanier?Ihm zu Ehren geben wollten -
Und mit seinem Hofgesinde,?Arglos, huldreich, kam der K?nig?In das spanische Quartier,?Wo Fanfaren ihn begrü?ten.
Wie das Festspiel war betitelt,?Wei? ich nicht. Es hie? vielleicht:??Spansche Treue!? doch der Autor?Nannt sich Don Fernando Cortez.
Dieser gab das Stichwort - pl?tzlich?Ward der K?nig überfallen,?Und man band ihn und behielt ihn?In der Burg als eine Geisel.
Aber Montezuma starb,?Und da war der Damm gebrochen,?Der die kecken Abenteurer?Schützte vor dem Zorn des Volkes.
Schrecklich jetzt begann die Brandung -?Wie ein wild emp?rtes Meer?Tosten, rasten immer n?her?Die erzürnten Menschenwellen.
Tapfer schlugen zwar
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