Romanzen vom Rosenkranz | Page 9

Clemens Brentano
gr��?t er mit dem Degen?Jeden in dem weiten Ringe.
Doch zuerst tritt ins Gefecht?Den er niederwarf im Grimme,?Und in tiefen ?ngsten schwebend?Stehn die Jungfrauen und singen:
"Gott und Vater, soll er sterben,?Lasse seinen Zorn sich stillen,?Da? er m?ge Heil erwerben?Um Herrn Jesu Leiden willen!
Gott und Sohn! Schirm den Gerechten,?Decke ihn mit deinem Schilde,?Lasse ihn mit Ehren fechten?Hier vor deiner Mutter Bilde!
Heilger Geist, das Herz erhelle?Ihm, dem frommen Schwertumklirrten,?Da? der b?se Feind nicht stelle?Schlingen dem im Streit Verwirrten!
Und Maria, Mutter, helfe,?Da? er seinen Judas finde,?Denn hier stehen wieder zw?lfe,?Wie bei deinem heilgen Kinde!" --
"Gleiche Rechte, gleiche Rechte!"?Ruft der Gegner, "Br��der singet!?Hat er sich Musik bestellet,?La?t mir auch ein Lied erklingen!"
Und es bricht aus vollen Kehlen?Ein Gesang mit wildem Grimme;?An den stillen Mauern brechen?Widergellend sich die Stimmen:
"Blanke Jungfern, blanke Degen?Mu? man k��ssen, mu? man schwingen;?Der Schwertfeger wei? zu fegen,?Sind sie rostig, unsre Klingen!
Wenn der Metzger Messer wetzet,?Mu? sein Weib ein Lied ihm singen,?Und das Kalb, vom Hund gehetzet,?Hilft sie leichter ihm bezwingen.
Wetzt, ihr Br��der, wetzt die Degen,?Weil die sch?ne Jungfer singet,?Weil das Kalb sie uns entgegen?Singend aus dem Stalle bringet.
Blanke Jungfern, blanke Degen,?Mu? man k��ssen, mu? man schwingen;?Der Schwertfeger wei? zu fegen,?Sind sie rostig, unsre Klingen!"
Und schon mehret sich die Menge,?Hergelockt aus allen Winkeln,?Und es drohet aus der Ferne?Schon der schwere Tritt der Sbirren.
Von dem wilden Sang erwecket,?Kam nun Apo auch zu Sinnen,?Der in seiner Weisheit Netzen?Hing wie eine giftge Spinne.
Und kaum trat er auf die Schwelle,?N?hert sich der heilgen Linde,?Als ein Lebehoch entgegen?Ihm von allen Lippen dringet.
Aber vor ihm fliegt ein Degen,?Senkrecht in die Erde dringend,?Den Meliore seinem Gegener?Kr?ftig aus der Faust legierte.
Und Apone fragt verlegen:?"Wer hat diesen Gru? geschicket?"?Und Meliore spricht: "Vergebet,?Es ist meines Gegners Klinge.
Nicht um Ehre, noch um Leben?Fecht ich hier, blo? um die Klinge:?Diese euch zu F��?en legend,?W?hlt mein Gl��ck euch selbst zum Richter.
Und ich reich euch meinen Degen,?Weil ich kann mit be?rer Sitte?Weder rechten hier, noch fechten!"?Spricht Apone -- "Werdet stille!
Denn es ist ein schwerer Frevel,?Jetzt Tumulte anzuspinnen,?Da der ganze Staat sich trennet?In zwei feindliche Partien.
Wer jetzt offnen L?rm erreget,?Gleicht der Kr?he, welche pickend?Auf dem hohen Alpenschnee?Ansto? gibt zu den Lawinen,
Die sich w?lzend m?chtig schwellen?Und verderbend niederdringen,?Mit des kalten Eises Decke?St?dt und D?rfer ��berrinnend.
��bt ihr also meine Lehre,?Die euch auf die stolze Spitze?H?hrer Anschauung gestellet?Der Natur und der Geschichte?
O, ihr kramt noch im Elenden,?Streitend um gemachte Lichter,?Ihr, die ich so frei gelehret?Mit den Sternen umzuspringen!
Wollt ihr hier die Gieremei?Und die Lambertazzi spielen,?Die blind gen einander fechtend?T?richt hier ihr Blut vergie?en?
Welcher Jammer k?nnt entstehen,?Wenn, in euern L?rm sich mischend,?Die argw?hnenden Geschlechter?Sich erblickten und erhitzten?
Und schon seh ich allerwegen?M��?ig Volk heran sich ziehen.?Stecket ruhig ein die Degen,?Tretet um mich bei der Linde.
Wer war unter euch zugegen?Und nicht in den Streit verwickelt??Er soll treulich das Entstehen?Dieses Kampfes mir berichten."
Aufgefordert naht der Redner,?Bei?t rhetorisch sich die Lippe:?"Meister, deine Weisheit ehrend,?Preis ich selig mein Geschicke,
Da? mir ward ein gro?er Lehrer,?Der mich lehrte Frieden stiften.?Fr��her schon war mein Bestreben,?Diesen Zwiespalt zu vermitteln.
Doch mir war der Wind entgegen,?Der hier weht durch diese Linde,?Und die reizende Sirene,?Die in diesen Meeren singet.
Er verachtete mein Reden,?Und mit frecher Hand beschimpfte?Jenen er, der von Biondetten?Eine Pause wollt erzwingen.
Aber nicht um eigne Ehre?Hat der Kampf sich so erhitzet;?Herr, es galt um deine Lehre,?Die er traf mit giftgem Witze!"
Also schlo? der falsche Gegner. --?Apo spricht: "Nun ins Gesichte?Wiederhole mir die Reden,?Knabe, die du sprachst zum Schimpfe!"
Doch Meliore hat vergessen,?Da? er stehet im Gerichte;?Er gedenket an Biondetten,?Wie sie sang die Totenhymne.
Was sie fromm f��r ihn gebetet,?Als er flehend zu ihr blickte,?F��hlt er schon als Himmelssegen?Sich durch alle Adern rinnen.
Wie in geisterf��llte Segel?Blickt er ins Gew?lb der Linde,?Freudig st??t er ab die Erde,?Hin nach sch?nrer Heimat dringend.
Aber wie am Sterbebette?Rechnend gern der Teufel sitzet,?Zerrt ihn nun Apones Rede?Vom Unendlichen zur Ziffer.
"Meister, was Ihr habt begehret,?La?t mich g��tig nochmals wissen,?Sagt mir's schnelle, denn die Schwelle?Meines irdschen Hauses zittert."
Apo spricht: "Was meiner Ehre,?Meiner Lehre du zum Schimpfe?Sprachst, des Streites freche Quelle,?Sollst du in den Bart mir spritzen!"
Und Meliore spricht: "Vollendet?Hatte Guido grad, der Bildner,?Ein Gem?lde voller Schrecken?Und zur Schau es ausgestellet.
Wie Aglaure und die Schwestern?Wild vom Wahnsinn sind ergriffen,?Kniend um den Korb Athenes,?Den sie treulos aufgerissen.
Giftig aus dem Korbe strecken,?Um das Kind Erechtheus ringelnd,?Sich zwei Schlangen, und Entsetzen?Packt die t?richten Geschwister.
Um den Busen will sich Herfe?G��rtend eine Schlange winden,?Und es steigt ihr Haar zu Berge,?Denn das Tier h?ngt an dem Kinde.
Und Aglaurens F?uste treffen?Rasend ihre eigne Stirne,?W?hrend Krampf die F��?e hebet?Und zu wilden Spr��ngen zwinget.
Und Pandrosa zuchtvergessen?Hat sich das Gewand zerrissen;?Antlitz, Busen, Scho? und Lende?Sind ein Spiegel der Erynnen.
Hinter ihnen steht Athene,?Ernst in Marmor gottgebildet;?B?sen Fluges V?gel schweben?Um der fernen Tempel Zinnen.
Still und mannigfach erreget?Hatten wir dies Bild umringet,?Bis, sich ja nicht zu vergessen,?Einer alle schnell erinnert:
"Jedes Kunstwerk, das vollendet",?Sprach er und zog hoch die Stirne,?"Mu?, um klar sich auszusprechen, # wird niemals beendet?Stehen auf ewigen Begriffen.
Doch, wie ich mich auch mag setzen,?Vor und in und nach dem Bilde,?Seh ich tot nur vor mir stehen?Dieses
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