als wir uns dem alten Kloster nahten,
Gab an der
Pforte ich den frommen Armen,
Die barhaupt bittend uns
entgegentraten,
Was ich besaß: sechs neue blanke Heller.
Mein
Träger ging auf wohlbekannten Pfaden;
Er zeigte links hinab: "Dies
ist dein Keller",
Sprach er, "da hast du deine vollen Fässer
Mit allen
Sorten besten Muskateller!"
Ich glaubte ihm, und mit dem blanken
Messer
Uns da ein schwarz und weißer Mönch begegnet.
Der Alte
sprach: "Nun sieh, stets kommt es besser!"
Und als: "Wer war es?"
ich ihm scheu entgegnet --
"Dies war dein heilger Pater
Küchenmeister,
Was er am Spieße brät, das ist gesegnet.
Er ist aus
Schwaben und Marcellus heißt er;
Er soll den Antichrist zum Spieße
stecken,
Er ist ein Zauberer, beschwöret Geister."
Nun hörte ich
durch blühnde Gartenhecken
Die Orgel aus der Kirche rührend
klingen;
Mich faßte da ein nie gefühlt Erschrecken.
Als endlich zu
der Kirche wir eingingen,
Des Weihrauchs süße Wolken mich
umwallten,
An hohen Säulen goldne Engel hingen,
Der vielen
Bilder seltsame Gestalten,
So stille und so kühl die hohen Bogen,
Wie unsre Schritte in den Hallen schallten,
Die Orgeltöne jubilierend
zogen,
Und wie die Mönche zu den Stühlen schlichen --
So
wunderbar hat nie mein Herz geflogen.
Der Alte machte mir des
Kreuzes Zeichen,
Mit Weihewasser er mich tüchtig sprengte,
Befahl mir dann, zu horchen und zu schweigen.
Die Seele sich in
meine Ohren drängte.
Als laut im Chor sie meinen Namen sagen,
Entzücken sich mit tiefer Angst vermengte.
Die Worte mir wie Feu'r
zur Seele klangen:
"|O clemens, o pia, o dulcis virgo Maria!|"
Ein
ewiges Gefühl hab ich empfangen.
Ruft man mich Clemens, sprech
ich still: "|o pia!|
In meiner letzten Stund dich mein erbarme;
|O
clemens, o pia, o dulcis virgo Maria,|
Empfange meine Seel in deine
Arme!"
Schon siebenmal war Weihnacht mir erschienen
Mit ihres
Kinderschatzes frommen Glanz;
Ich konnte lesen und die Messe
dienen.
Die Erde stand in Frühlingsfreude ganz;
Des lustgen
Pfingstfests Feier zu begehen
Schmückt man die Kinder mit dem
Blumenkranz.
Zur Kirche sah man tausend Kinder gehen;
Es teilt
die Firmung dort der Bischof aus,
Daß sie bestätigt in dem Glauben
stehen.
In Feierkleidern trat ich aus dem Haus
Und zog mit vielen
Kindern zu der Weihe,
Wie sie geschmückt mit einem Blumenstrauß.
Am Chore kniend in der langen Reihe
Hab ich vom Bischof da das
Öl empfangen
Auf meine Sirne, Gott mir Kraft verleihe!
Den
Backenstreich empfingen meine Wangen,
Daß ich gedenke an den
ernsten Tag,
An dem zur Kirch ich neu bin eingegangen.
Derb und
empfindlich schien bei mir der Schlag;
Er sah in mir wohl jenes
irdsche Wanken,
Das zu bestimmen noch ich kaum vermag.
Ich trat
erschüttert aus den heilgen Schranken,
Und meine Stirn umschlang
ein blaues Band.
Jedoch in mir, da schwankten die Gedanken,
Denn
mir zur Seite an dem Altar stand
Ein kleines Mägdlein, das mich tief
gerühret;
Ich faßte heftig ihre kleine Hand
Und habe sie zwei
Schritte wohl geführet.
Da sprach mein Führer: "Laß das Mägdlein
stehn!
Dergleichen Spiel allhier sich nicht gebühret."
Sie schied von
mir, ich mußte weitergehn;
Verschlungen ward dies Kind mir von der
Menge,
Und nimmer hab ich wieder es gesehn.
Von Sehnsucht wird
noch jetzt die Brust mir enge;
Ich suche jetzt wohl noch nach jenem
Kinde,
Und immer mehr tritt mirs aus dem Gedränge.
Traf mich
des Priesters Hand dort nicht gelinde,
So traf mich schärfer noch mit
seinem Pfeil
Der kleine Cupido mit seiner Binde.
Des Priesters
Schlag rührt mich nur kurze Weil,
Und nie genas ich von der Liebe
Wunden;
Der Tod empfängt den Kranken noch nicht heil.
Du zartes
Mägdlein, dir mir dort verschwunden,
Siehst du auf Erden noch das
süße Licht,
Hast du gelebt und hast du Leid empfunden,
Begegnet
dir dies dunkele Gedicht:
Nimm hin den Gruß und Dank, du
Namenlose,
Im irdschen Traum du himmlisches Gesicht!
Und
schläfst du schon in unsrer Mutter Schoße,
So falle dir aus meinem
ernsten Kranz
Ein Opfer auf das Grab: die weiße Rose!
Getrennet lebte fern ich von den Meinen
In strenger und
unmütterlicher Zucht.
Denk ich der Zeit, seh ich sich mir versteinen
Die Tage in des Lebens Blumenflucht,
Wie kleine Gärten zwischen
steilen Mauern,
Die nie ein Sonnenstrahl hat heimgesucht,
Wo kalte
Marmorkinder einsam trauern,
Die wilder Buchs und Salbei trüb
umkreist.
Ihr kennet wohl des Knaben einsam Trauern!
Ich fühlte
elend mich und tief verwaist.
Du, Schwester, die die trüben Tage
teilte,
Du fühltest auch, was fremde Pflege heißt.
Den Genius, der
früh bei mir verweilte,
Den sah ich dort zuerst, als unerkannt
Er mir
das junge Herz begeisternd heilte.
Da schmückt ich mich mit einem
blauen Band,
Und fesselt mich mit goldpapiernen Ketten,
Trug
einen Schäferstab in kindscher Hand
Und auf der Brust geweihte
Amuletten.
Ein alter Scherbenhügel war mein Thron;
Ich sprach:
"Wer will den armen Sklaven retten?"
Fürst, Schäfer war ich, und
verlorner Sohn,
Und sehnt mich zu den zarten Wolkenschafen,
Die
durch den Himmel überm Haupt mir flohn.
So war ich einst
begeistert dort entschlafen.
Schon stiegen die Gestirne aus dem Blau,
Die gütig mich mit ihrem Segen trafen;
Es spiegelte der Traum
sich in dem Tau,
Der meine Stirne kühlend schon benetzte;
Er
führte mich auf eine stille Au,
Wo eine Kinderschar sich laut ergötzte.
Fremd schienen sie; ich stand an einem Baum,
Zu dem ich scheu
mich endlich niedersetzte.
O seliger, o himmelvoller Traum!
Ich
sah hinauf. Aus deinem Himmel, Linde,
Zog nieder eines weißen
Kleides Saum,
Und nieder stieg ein Kind aus dem Gewinde
Der
Zweige, die es neidisch mir versteckt,
Ein Ebenbild von jenem
Firmungskinde.
Sehnsüchtig hatte ich die Arme
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