Lago d'Iseo) an die Stadt Bergomum, das der Salasser
(Val d'Aosta) an Eporedia (Ivrea), und die keineswegs friedliche
Nachbarschaft pflogen. Oft genug ueberwunden und als besiegt auf
dem Kapitol proklamiert, pluenderten diese Staemme, allen Lorbeeren
der vornehmen Triumphatoren zum Trotz, fortwaehrend die Bauern
und die Kaufleute Oberitaliens. Ernstlich zu steuern war dem Unwesen
nicht, solange die Regierung sich nicht entschloss, die Alpenhoehen zu
ueberschreiten und auch den noerdlichen Abhang in ihre Gewalt zu
bringen; denn ohne Zweifel stroemten bestaendig zahlreiche dieser
Raubgesellen ueber die Berge herueber, um das reiche Nachbarland zu
brandschatzen. Auch nach Gallien hin war noch in gleicher Weise zu
tun; die Voelkerschaften im oberen Rhonethal (Wallis und Waadt)
waren zwar von Caesar unterworfen worden, aber sind auch unter
denen genannt, die den Feldherren seines Sohnes zu schaffen machten.
Andererseits klagten die friedlichen gallischen Grenzdistrikte ueber die
stetigen Einfaelle der Raeter. Eine Geschichtserzaehlung leiden und
fordern die zahlreichen Expeditionen nicht, welche Augustus dieser
Missstaende halber veranstaltet hat; in den Triumphalfasten sind sie
nicht verzeichnet und gehoeren auch nicht hinein, aber sie gaben Italien
zum ersten Mal Befriedung des Nordens. Erwaehnt moegen werden die
Niederwerfung der oben erwaehnten Camunner im Jahre 738 (16)
durch den Statthalter von Illyricum und die gewisser ligurischer
Voelkerschaften in der Gegend von Nizza im Jahre 740 (14), weil sie
zeigen, wie noch um die Mitte der augustischen Zeit diese
unbotmaessigen Staemme unmittelbar auf Italien drueckten. Wenn der
Kaiser spaeterhin in dem Gesamtbericht ueber seine Reichsverwaltung
erklaerte, dass gegen keine dieser kleinen Voelkerschaften von ihm zu
Unrecht Gewalt gebraucht worden sei, so wird dies dahin zu verstehen
sein, dass ihnen Gebietsabtretungen und Sitzwechsel angesonnen
wurden und sie sich dagegen zur Wehr setzten; nur der unter Koenig
Cottius von Segusio (Susa) vereinigte kleine Gauverband fuegte sich
ohne Kampf in die neue Ordnung. Der Schauplatz dieser Kaempfe
waren die suedlichen Abhaenge und die Taeler der Alpen. Es folgte die
Festsetzung auf dem Nordabhang der Gebirge und in dem noerdlichen
Vorlande im Jahre 739 (15). Die beiden dem kaiserlichen Hause
zugezaehlten Stiefsoehne Augusts, Tiberius, der spaetere Kaiser, und
sein Bruder Drusus, wurden damit in die ihnen bestimmte
Feldherrnlaufbahn eingefuehrt - es waren sehr sichere und sehr
dankbare Lorbeeren, die ihnen in Aussicht gestellt wurden. Von Italien
aus das Tal der Etsch hinauf drang Drusus in die raetischen Berge ein
und erfocht hier einen ersten Sieg; fuer das weitere Vordringen reichte
ihm der Bruder, damals Statthalter Galliens, vom helvetischen Gebiet
aus die Hand; auf dem Bodensee selbst schlugen die roemischen
Trieren die Boote der Vindeliker; an dem Kaisertag, dem 1. August 739
(15), wurde in der Umgegend der Donauquellen die letzte Schlacht
geschlagen, durch die Raetien und das Vindelikerland, das heisst Tirol,
die Ostschweiz und Bayern, fortan Bestandteile des Roemischen
Reiches wurden. Kaiser Augustus selbst war nach Gallien gegangen,
um den Krieg und die Einrichtung der neuen Provinz zu ueberwachen.
Da wo die Alpen am Golf von Genua endigen, auf der Hoehe oberhalb
Monaco, wurde einige Jahre darauf von dem dankbaren Italien dem
Kaiser Augustus ein weit in das Tyrrhenische Meer hinausschauendes,
noch heute nicht ganz verschwundenes Denkmal dafuer errichtet, dass
unter seinem Regiment die Alpenvoelker alle vom oberen zum unteren
Meer - ihrer sechsundvierzig zaehlt die Inschrift auf - in die Gewalt des
roemischen Volkes gebracht worden waren. Es war nicht mehr als die
einfache Wahrheit, und dieser Krieg das, was der Krieg sein soll, der
Schirmer und der Buerge des Friedens. Schwieriger wohl als die
eigentliche Kriegsarbeit war die Organisation des neuen Gebietes;
insbesondere auch deshalb, weil die inneren politischen Verhaeltnisse
hier zum Teil recht stoerend eingriffen. Da nach der Lage der Dinge
das militaerische Schwergewicht nicht in Italien liegen durfte, so
musste die Regierung darauf bedacht sein, die grossen
Militaerkommandos aus der unmittelbaren Naehe Italiens moeglichst
zu entfernen; ja es hat wohl bei der Besetzung Raetiens selbst das
Bestreben mitgewirkt, das Kommando, welches wahrscheinlich bis
dahin in Oberitalien selbst nicht hatte entbehrt werden koennen,
definitiv von dort wegzulegen, wie es dann auch zur Ausfuehrung kam.
Was man zunaechst erwarten sollte, dass fuer die in dem
neugewonnenen Gebiet unentbehrlichen militaerischen Aufstellungen
ein grosser Mittelpunkt am Nordabhang der Alpen geschaffen worden
waere, davon geschah das gerade Gegenteil. Es wurde zwischen Italien
einer- und den grossen Rhein- und Donaukommandos andererseits ein
Guertel kleinerer Statthalterschaften gezogen, die nicht bloss alle vom
Kaiser, sondern auch durchaus mit dem Senat nicht angehoerigen
Maennern besetzt wurden. Italien und die suedgallische Provinz
wurden geschieden durch die drei kleinen Militaerdistrikte der
Seealpen (Departement der Seealpen und Provinz Cuneo), der
Kottischen mit der Hauptstadt Segusio (Susa) und wahrscheinlich der
Graischen (Ostsavoyen), unter denen der zweite, von dem schon
genannten Gaufuersten Cottius und seinen Nachkommen eine Zeitlang
in den Formen der Klientel verwaltete ^4 am meisten bedeutete, die
aber alle eine gewisse Militaergewalt besassen und deren naechste
Bestimmung war, in dem betreffenden Gebiet und vor allem auf den
wichtigen, dasselbe

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