als zu den Rutenbuendeln und dem gestickten
Mantel der Triumphatoren. Augenblicklich war er Sullaner und
Anhaenger des Senats; allein er war viel zu sehr Finanzmann, um einer
bestimmten politischen Partei sich zu eigen zu geben und etwas anderes
zu verfolgen als seinen persoenlichen Vorteil. Warum sollte Crassus,
der reichste und der intriganteste Mann in Rom und kein scharrender
Geizhals, sondern ein Spekulant im groessten Massstab, nicht
spekulieren auch auf die Krone? Vielleicht vermochte er allein es nicht,
dies Ziel zu erreichen; aber er hatte ja schon manches grossartige
Gesellschaftsgeschaeft gemacht: es war nicht unmoeglich, dass auch
hierfuer ein passender Teilnehmer sich darbot. Es gehoerte zur Signatur
der Zeit, dass ein mittelmaessiger Redner und Offizier, ein Politiker,
der seine Ruehrigkeit fuer Energie, seine Begehrlichkeit fuer Ehrgeiz
hielt, der im Grunde nichts hatte als ein kolossales Vermoegen und das
kaufmaennische Talent, Verbindungen anzuknuepfen - dass ein solcher
Mann, gestuetzt auf die Allmacht der Koterien und Intrigen, den ersten
Feldherren und Staatsmaennern der Zeit sich ebenbuertig achten und
mit ihnen um den hoechsten Preis ringen durfte, der dem politischen
Ehrgeiz winkt. In der eigentlichen Opposition, sowohl unter den
liberalen Konservativen als unter den Popuhren, hatten die Stuerme der
Revolution mit erschreckender Gruendlichkeit aufgeraeumt. Unter
jenen war der einzig uebriggebliebene namhafte Mann Gaius Cotta
(630 bis ca. 681 124 -73), der Freund und Bundesgenosse des Drusus
und deswegen im Jahre 663 (91) verbannt, sodann durch Sullas Krieg
zurueckgefuehrt in die Heimat; er war ein kluger Mann und ein
tuechtiger Anwalt, aber weder durch das Gewicht seiner Partei noch
durch das seiner Persoenlichkeit zu mehr berufen als zu einer achtbaren
Nebenrolle. In der demokratischen Partei zog unter dem jungen
Nachwuchs der vierundzwanzigjaehrige Gaius Iulius Caesar (geb. 12.
Juli 652? 102) ^2 die Blicke von Freund und Feind auf sich. Seine
Verschwaegerung mit Marius und Cinna - seines Vaters Schwester war
Marius' Gemahlin gewesen, er selbst mit Cinnas Tochter vermaehlt -;
die mutige Weigerung des kaum dem Knabenalter entwachsenen
Juenglings, nach dem Befehl des Diktators seiner jungen Gemahlin
Cornelia den Scheidebrief zuzusenden, wie es doch im gleichen Falle
Pompeius getan; ein keckes Beharren auf dem ihm von Marius
zugeteilten, von Sulla aber wieder aberkannten Priesteramt; seine
Irrfahrten waehrend der ihm drohenden und muehsam durch Fuerbitte
seiner Verwandten abgewandten Aechtung; seiner Tapferkeit in den
Gefechten vor Mytilene und in Kilikien, die dem zaertlich erzogenen
und fast weiblich stutzerhaften Knaben niemand zugetraut hatte; selbst
die Warnungen Sullas vor dem "Knaben im Unterrock", in dem mehr
als ein Marius stecke - alles dies waren ebenso viele Empfehlungen in
den Augen der demokratischen Partei. Indes an Caesar konnten doch
nur Hoffnungen fuer die Zukunft sich knuepfen; und die Maenner, die
durch ihr Alter und ihre Stellung im Staat schon jetzt berufen gewesen
sein wuerden, der Zuegel der Partei und des Staates sich zu
bemaechtigen, waren saemtliche tot oder geaechtet. So war die
Fuehrerschaft der Demokratie in Ermangelung eines wahrhaft
Berufenen fuer jeden zu haben, dem es belieben mochte, sich zum
Vertreter der unterdrueckten Volksfreiheit aufzuwerfen; und in dieser
Weise kam sie an Marcus Aemilius Lepidus, einen Sullaner, der aus
mehr als zweideutigen Beweggruenden ueberging in das Lager der
Demokratie. Einst ein eifriger Optimat und stark beteiligt bei den ueber
die Gueter der Geaechteten abgehaltenen Auktionen, hatte er als
Statthalter von Sizilien die Provinz so arg gepluendert, dass ihm eine
Anklage drohte, und, um dieser zu entgehen, sich in die Opposition
geworfen. Es war ein Gewinn von zweifelhaftem Werte. Zwar ein
bekannter Name, ein vornehmer Mann, ein hitziger Redner auf dem
Markt war damit der Opposition erworben; aber Lepidus war ein
unbedeutender und unbesonnener Kopf, der weder im Rate noch im
Felde verdiente, an der Spitze zu stehen. Nichtsdestoweniger hiess die
Opposition ihn willkommen, und dem neuen Demokratenfuehrer
gelang es nicht bloss, seine Anklaeger von der Fortsetzung des gegen
ihn begonnenen Angriffs abzuschrecken, sondern auch, seine Wahl
zum Konsul fuer 676 (78) durchzusetzen, wobei ihm uebrigens ausser
den in Sizilien erpressten Schaetzen auch Pompeius' albernes Bestreben
foerderlich war, bei dieser Gelegenheit Sulla und den reinen Sullanern
zu zeigen, was er vermoege. Da also, als Sulla starb, die Opposition an
Lepidus wieder ein Haupt gefunden hatte und da dieser ihr Fuehrer der
hoechste Beamte des Staats geworden war, so liess sich der nahe
Ausbruch einer neuen Revolution in der Hauptstadt mit Sicherheit
vorhersehen. ------------------------------------------------------ ^2 Als
Caesars Geburtsjahr pflegt man das Jahr 654 (100) anzusetzen, weil er
nach Sueton (Caes. 88), Plutarch (Caes. 69) und Appian (civ. 2 149) bei
seinem Tode (15. Maerz 710 44) im 56. Jahre stand; womit auch die
Angabe, dass er zur Zeit der Sullanischen Proskription (672 82)
achtzehn Jahre alt gewesen (Vell. 2, 41), ungefaehr uebereinstimmt.
Aber in unaufloeslichem Widerspruch damit steht es, dass Caesar im
Jahre 689 (65) die Aedilitaet, 692 (62) die Praetur, 695 (59) das
Konsulat bekleidet hat und jene Aemter nach den Annalgesetzen
fruehestens
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