Maennern der folgenden Generation
waren die namhaftesten Haeupter der reinen Aristokratie Quintus
Metellus Pius (Konsul 674 80), Sullas Genosse in Gefahren und Siegen;
Quintus Lutatius Catulus, Konsul in Sullas Todesjahr 676 (78), der
Sohn des Siegers von Vercellae; und zwei juengere Offiziere, die
beiden Brueder Lucius und Marcus Lucullus, von denen jener in Asien,
dieser in Italien mit Auszeichnung unter Sulla gefochten hatten; um zu
schweigen von Optimaten wie Quintus Hortensius (640-704 114-50),
der nur als Sachwalter etwas bedeutete, oder gar wie Decimus Iunius
Brutus (Konsul 677 77), Mamercus Aemilius Lepidus Livianus
(Konsul 677 77) und andern solchen Nullitaeten, an denen der
vollklingende aristokratische Name das gute Beste war. Aber auch jene
vier Maenner erhoben sich wenig ueber den Durchschnittswert der
vornehmen Adligen dieser Zeit. Catulus war gleich seinem Vater ein
feingebildeter Mann und ehrlicher Aristokrat, aber von maessigen
Talenten und namentlich kein Soldat. Metellus war nicht bloss ein
persoenlich achtbarer Charakter, sondern auch ein faehiger und
erprobter Offizier: nicht so sehr wegen seiner engen
verwandtschaftlichen und kollegialischen Beziehungen zu dem
Regenten, als besonders wegen seiner anerkannten Tuechtigkeit war er
im Jahre 675 (79) nach Niederlegung des Konsulats nach Spanien
gesandt worden, als dort die Lusitaner und die roemischen Emigranten
unter Quintus Sertorius abermals sich regten. Tuechtige Offiziere
waren auch die beiden Lucullus, namentlich der aeltere, der ein sehr
achtbares militaerisches Talent mit gruendlicher literarischer Bildung
und schriftstellerischen Neigungen vereinigte und auch als Mensch
ehrenwert erschien. Allein als Staatsmaenner waren doch selbst diese
besseren Aristokraten nicht viel weniger schlaff und kurzsichtig als die
Dutzendsenatoren der Zeit. Dem aeusseren Feind gegenueber
bewaehrten die namhafteren darunter sich wohl als brauchbar und brav;
aber keiner von ihnen bezeigte Lust und Geschick, die eigentlich
politischen Aufgaben zu loesen und das Staatsschiff durch die bewegte
See der Intrigen und Parteiungen als rechter Steuermann zu lenken. Ihre
politische Weisheit beschraenkte sich darauf, aufrichtig zu glauben an
die alleinseligmachende Oligarchie, dagegen die Demagogie ebenso
wie jede sich emanzipierende Einzelgewalt herzlich zu hassen und
mutig zu verwuenschen. Ihr kleiner Ehrgeiz nahm mit wenigem vorlieb.
Was von Metellus in Spanien erzaehlt wird, dass er nicht bloss die
wenig harmonische Leier der spanischen Gelegenheitspoeten sich
gefallen, sondern sogar, wo er hinkam, sich gleich einem Gotte mit
Weinspenden und Weihrauchduft empfangen und bei Tafel von
niederschwebenden Viktorien unter Theaterdonner das Haupt mit dem
goldenen Siegeslorbeer sich kraenzen liess, ist nicht besser beglaubigt
als die meisten geschichtlichen Anekdoten; aber auch in solchem
Klatsch spiegelt sich der heruntergekommene Ehrgeiz der
Epigonengeschlechter. Selbst die Besseren waren befriedigt, wenn
nicht Macht und Einfluss, sondern das Konsulat und der Triumph und
im Rate ein Ehrenplatz errungen war, und traten da, wo sie bei rechtem
Ehrgeiz erst angefangen haben wuerden, ihrem Vaterland und ihrer
Partei wahrhaft nuetzlich zu sein, von der politischen Buehne zurueck,
um in fuerstlichem Luxus unterzugehen. Maenner wie Metellus und
Lucius Lucullus waren schon als Feldherren nicht weniger als auf die
Erweiterung des roemischen Gebiets durch neu unterworfene Koenige
und Voelkerschaften bedacht auf die der endlosen Wildbret-,
Gefluegel- und Dessertliste der roemischen Gastronomie durch neue
afrikanische und kleinasiatische Delikatessen und haben den besten
Teil ihres Lebens in mehr oder minder geistreichem Muessiggang
verdorben. Das traditionelle Geschick und die individuelle Resignation,
auf denen alles oligarchische Regiment beruht, waren der verfallenen
und kuenstlich wiederhergestellten roemischen Aristokratie dieser Zeit
abhanden gekommen; ihr galt durchgaengig der Cliquengeist als
Patriotismus, die Eitelkeit als Ehrgeiz, die Borniertheit als Konsequenz.
Waere die Sullanische Verfassung unter die Obhut von Maennern
gekommen, wie sie wohl im roemischen Kardinalskollegium und im
venezianischen Rat der Zehn gesessen haben, so ist es nicht zu sagen,
ob die Opposition vermocht haben wuerde, sie so bald zu erschuettern;
mit solchen Verteidigern war allerdings jeder Angriff eine ernste
Gefahr. Unter den Maennern, die weder unbedingte Anhaenger noch
offene Gegner der Sullanischen Verfassung waren, zog keiner mehr die
Augen der Menge auf sich als der junge, bei Sullas Tode
achtundzwanzigjaehrige Gnaeus Pompeius (geb. 29. September 648
106). Es war das ein Unglueck fuer den Bewunderten wie fuer die
Bewunderer; aber es war natuerlich. Gesund an Leib und Seele, ein
tuechtiger Turner, der noch als Oberoffizier mit seinen Soldaten um die
Wette sprang, lief und hob, ein kraeftiger und gewandter Reiter und
Fechter, ein kecker Freischarenfuehrer, war der Juengling in einem
Alter, das ihn von jedem Amt und vom Senat ausschloss, Imperator
und Triumphator geworden und hatte in der oeffentlichen Meinung den
ersten Platz naechst Sulla, ja von dem laesslichen, halb anerkennenden,
halb ironischen Regenten selbst den Beinamen des Grossen sich
erworben. Zum Unglueck entsprach seine geistige Begabung diesen
unerhoerten Erfolgen schlechterdings nicht. Er war kein boeser und
kein unfaehiger, aber ein durchaus gewoehnlicher Mensch, durch die
Natur geschaffen, ein tuechtiger Wachtmeister, durch die Umstaende
berufen, Feldherr und Staatsmann zu sein. Ein einsichtiger, tapferer und
erfahrener, durchaus vorzueglicher Soldat, war er doch auch als
Militaer ohne eine Spur hoeherer Begabung; als Feldherr wie
ueberhaupt
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