neben der aufkeimenden Latinisierung, die
namentlich durch die in den Silberbergwerken zahlreich beschaeftigten
Italiker und durch die starke stehende Besatzung gefoerdert ward. In
dieser Hinsicht erwaehnenswert sind die roemische Ortschaft Italica
(bei Sevilla) und die latinische Kolonie Carteia (an der Bai von
Gibraltar), die letztere die erste ueberseeische Stadtgemeinde
latinischer Zunge und italischer Verfassung. Italica wurde von dem
aelteren Scipio, noch ehe er Spanien verliess (548 206), fuer seine zum
Verbleiben auf der Halbinsel geneigten Veteranen gegruendet,
wahrscheinlich indes nicht als Buergergemeinde, sondern nur als
Marktort ^1; Carteias Gruendung faellt in das Jahr 583 (171) und ward
veranlasst durch die Menge der von roemischen Soldaten mit
spanischen Sklavinnen erzeugten Lagerkinder, welche rechtlich als
Sklaven, tatsaechlich als freie Italiker aufwuchsen und nun von Staats
wegen freigesprochen und in Verbindung mit den alten Einwohnern
von Carteia als latinische Kolonie konstituiert wurden. Beinahe dreissig
Jahre nach der Ordnung der Ebroprovinz durch Tiberius Sempronius
Gracchus (575, 576 179, 178) genossen die spanischen Landschaften
im ganzen ungestoert die Segnungen des Friedens, obwohl ein paarmal
von Kriegszuegen gegen die Keltiberer und Lusitaner die Rede ist.
Aber ernstere Ereignisse traten im Jahre 600 (154) ein. Unter Fuehrung
eines Haeuptlings Punicus fielen die Lusitaner ein in das roemische
Gebiet, schlugen die beiden gegen sie vereinigten roemischen
Statthalter und toeteten ihnen eine grosse Anzahl Leute. Die Vettonen
(zwischen dem Tajo und dem oberen Duero) wurden hierdurch
bestimmt, mit den Lusitanern gemeinschaftliche Sache zu machen; so
verstaerkt vermochten diese ihre Streifzuege bis an das
Mittellaendische Meer auszudehnen und sogar das Gebiet der
Bastulophoeniker unweit der roemischen Hauptstadt Neukarthago
(Cartagena) zu brandschatzen. Man nahm in Rom die Sache ernst
genug, um die Absendung eines Konsuls nach Spanien zu beschliessen,
was seit 559 (195) nicht geschehen war, und liess sogar zur
Beschleunigung der Hilfsleistung die neuen Konsuln zwei und einen
halben Monat vor der gesetzlichen Zeit ihr Amt antreten - es war dies
die Ursache, weshalb der Amtsantritt der Konsuln vom 15. Maerz sich
auf den 1. Januar verschob und damit derjenige Jahresanfang sich
feststellte, dessen wir noch heute uns bedienen. Allein ehe noch der
Konsul Quintus Fulvius Nobilior mit seiner Armee eintraf, kam es
zwischen dem Statthalter des Jenseitigen Spaniens, dem Praetor Lucius
Mummius, und den jetzt nach Punicus' Fall von seinem Nachfolger
Kaesarus gefuehrten Lusitanern am rechten Ufer des Tajo zu einem
sehr ernsthaften Treffen (601 158). Das Glueck war anfangs den
Roemern guenstig; das lusitanische Heer ward zersprengt, das Lager
genommen. Allein, teils bereits vom Marsch ermuedet, teils in der
Unordnung des Nachsetzens sich aufloesend, wurden sie von den schon
besiegten Gegnern schliesslich vollstaendig geschlagen und buessten
zu dem feindlichen Lager das eigene sowie an Toten 9000 Mann ein.
Weit und breit loderte jetzt die Kriegsflamme auf. Die Lusitaner am
linken Ufer des Tajo warfen sich unter Anfuehrung des Kaukaenus auf
die den Roemern untertaenigen Keltiker (in Alentejo) und nahmen ihre
Stadt Conistorgis weg. Den Keltiberern sandten die Lusitaner die dem
Mummius abgenommenen Feldzeichen zugleich als Siegesbotschaft
und als Mahnung zu; und auch hier fehlte es nicht an Gaerungsstoff.
Zwei kleine, den maechtigen Arevakern (um die Quellen des Duero
und Tajo) benachbarte Voelkerschaften Keltiberiens, die Beller und
Titther, hatten beschlossen, in eine ihrer Staedte, Segeda, sich
zusammenzusiedeln. Waehrend sie mit dem Mauerbau beschaeftigt
waren, ward ihnen dieser roemischerseits untersagt, da die
Sempronischen Ordnungen den unterworfenen Gemeinden jede
eigenmaechtige Staedtegruendung verboeten, und zugleich die
vertragsmaessig schuldige, aber seit laengerer Zeit nicht verlangte
Leistung an Geld und Mannschaft eingefordert. Beiden Befehlen
weigerten die Spanier den Gehorsam, da es sich nur um Erweiterung,
nicht um Gruendung einer Stadt handle, die Leistungen aber nicht bloss
suspendiert, sondern von den Roemern erlassen seien. Darueber
erschien Nobilior im Diesseitigen Spanien mit einem fast 30000 Mann
starken Heer, unter dem auch numidische Reiter und zehn Elefanten
sich befanden. Noch standen die Mauern der neuen Stadt nicht
vollstaendig; die meisten Segedaner unterwarfen sich. Allein die
entschlossensten fluechteten mit Weib und Kind zu den maechtigen
Arevakern und forderten sie auf, mit ihnen gegen die Roemer
gemeinschaftliche Sache zu machen. Die Arevaker, ermutigt durch den
Sieg der Lusitaner ueber Mummius, gingen darauf ein und waehlten
einen der fluechtigen Segedaner, Karus, zu ihrem Feldherrn. Am dritten
Tag nach seiner Wahl war der tapfere Fuehrer eine Leiche, aber das
roemische Heer geschlagen und bei 6000 roemische Buerger getoetet -
der Tag des 23. August, das Fest der Volkanalien, blieb seitdem den
Roemern in schlimmer Erinnerung. Doch bewog der Fall ihres
Feldherrn die Arevaker, sich in ihre festeste Stadt Numantia (Garray,
eine Legua noerdlich von Soria am Duero) zurueckzuziehen, wohin
Nobilior ihnen folgte. Unter den Mauern der Stadt kam es zu einem
zweiten Treffen, in welchem die Roemer anfaenglich durch ihre
Elefanten die Spanier in die Stadt zurueckdraengten, aber dabei infolge
der Verwundung eines der Tiere in Verwirrung gerieten und durch die
abermals ausrueckenden Feinde eine zweite Niederlage erlitten. Dieser
und andere Unfaelle, wie
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