Project Gutenberg's Roemische Elegien, by Johann Wolfgang von
Goethe #37 in our series by Johann Wolfgang von Goethe
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Title: Roemische Elegien
Author: Johann Wolfgang von Goethe
Release Date: April, 2005 [EBook #7875]
[Yes, we are more than
one year ahead of schedule]
[This file was first posted on May 29,
2003]
Edition: 10
Language: German
Character set encoding: iso-8859-1
0. START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK ROEMISCHE
ELEGIEN ***
Produced by Delphine Lettau and Mike Pullen
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Römische Elegien
Johann Wolfgang Goethe
Wie wir einst so glücklich waren,
Müssens jetzt durch euch erfahren.
1.
Saget, Steine, mir an, o sprecht, ihr hohen Paläste!
Straßen, redet ein
Wort! Genius, regst du dich nicht?
Ja, es ist alles beseelt in deinen
heiligen Mauern,
Ewige Roma; nur mir schweiget noch alles so still.
O wer flüstert mir zu, an welchem Fenster erblick ich
Einst das
holde Geschöpf, das mich versengend erquickt?
Ahn ich die Wege
noch nicht, durch die ich immer und immer
Zu ihr und von ihr zu
gehn, opfre die köstliche Zeit?
Noch betracht ich Kirch und Palast,
Ruinen und Säulen,
Wie ein bedächtiger Mann schicklich die Reise
benutzt.
Doch bald ist es vorbei: dann wird ein einziger Tempel
Amors Tempel nur sein, der den Geweihten empfängt.
Eine Welt
zwar bist du, o Rom; doch ohne die Liebe
Wäre die Welt nicht die
Welt, wäre denn Rom auch nicht Rom.
2.
Ehret, wen ihr auch wollt! Nun bin ich endlich geborgen!
Schöne
Damen und ihr, Herren der feineren Welt,
Fraget nach Oheim und
Vetter und alten Muhmen und Tanten,
Und dem gebundnen Gespräch
folge das traurige Spiel.
Auch ihr übrigen fahret mir wohl, in großen
und kleinen
Zirkeln, die ihr mich oft nah der Verzweiflung gebracht,
Wiederholet, politisch und zwecklos, jegliche Meinung,
Die den
Wandrer mit Wut über Europa verfolgt.
So verfolgte das Liedchen
"Malbrough" den reisenden Briten
Einst von Paris nach Livorn, dann
von Livorno nach Rom,
Weiter nach Napel hinunter, und wär er nach
Smyrna gesegelt, Malbrough! empfing ihn auch dort, Malbrough! im
Hafen das Lied. Und so mußt ich bis jetzt auf allen Tritten und
Schritten
Schelten hören das Volk, schelten der Könige Rat.
Nun
entdeckt ihr mich nicht sobald in meinem Asyle,
Das mir Amor der
Fürst, königlich schützend, verlieh.
Hier bedecket er mich mit seinem
Fittich; die Liebste
Fürchtet, römisch gesinnt, wütende Gallier nicht:
Sie erkundigt sich nie nach neuer Märe, sie spähet
Sorglich den
Wünschen des Manns, dem sie sich eignete, nach. Sie ergötzt sich an
ihm, dem freien, rüstigen Fremden,
Der von Bergen und Schnee,
hölzernen Häusern erzählt;
Teilt die Flammen, die sie in seinem
Busen entzündet,
Freut sich, daß er das Gold nicht wie der Römer
bedenkt.
Besser ist ihr Tisch nun bestellt; es fehlet an Kleidern,
Fehlet am Wagen ihr nicht, der nach der Oper sie bringt.
Mutter und
Tochter erfreun sich ihres nordischen Gastes,
Und der Barbare
beherrscht römischen Busen und Leib.
3.
Laß dich, Geliebte, nicht reun, daß du mir so schnell dich ergeben!
Glaub es, ich denke nicht frech, denke nicht niedrig von dir. Vielfach
wirken die Pfeile des Amors: einige ritzen,
Und vom schleichenden
Gift kranket auf Jahre das Herz.
Aber mächtig befiedert, mit frisch
geschliffener Schärfe
Dringen die andern ins Mark, zünden behende
das Blut.
In der heroischen Zeit, da Götter und Göttinnen liebten,
Folgte Begierde dem Blick, folgte Genuß der Begier.
Glaubst du, es
habe sich lang die Göttin der Liebe besonnen, Als im Idäischen Hain
einst ihr Anchises gefiel?
Hätte Luna gesäumt, den schönen Schläfer
zu küssen,
O, so hätt ihn geschwind, neidend, Aurora geweckt.
Hero erblickte Leandern am lauten Fest, und behende
Stürzte der
Liebende sich heiß in die nächtliche Flut.
Rhea Silvia
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