Richard III | Page 8

William Shakespeare
Euch selbst gewandt.
Margaretha. Gemalte Kön'gin! Scheinbild meines Glücks! Was streust
du Zucker auf die bauch'ge Spinne, Die dich mit tödlichem Geweb'
umstrickt? Törin! du schärfst ein Messer, das dich würgt; Es kommt der
Tag, wo du herbei mich wünschest Zum Fluchen auf den
giftgeschwollnen Molch.
Hastings. Schließ, Wahnprophetin, deinen tollen Fluch, Erschöpf nicht,
dir zum Schaden, die Geduld.
Margaretha. Schand' über euch! Ihr all erschöpftet meine.
Rivers. Beratet Euch und lernet Eure Pflicht.

Margaretha. Mich zu beraten, müßt ihr Pflicht mir leisten. Lehrt
Königin mich sein, euch Untertanen; Beratet mich, und lernet diese
Pflicht.
Dorset. O streitet nicht mit ihr, sie ist verrückt.
Margaretha. Still, Meister Marquis! Ihr seid naseweis, Eu'r
neugeprägter Rang ist kaum in Umlauf. Oh, daß Eu'r junger Adel
fühlen könnte, Was ihn verlieren heißt und elend sein. Wer hoch steht,
den kann mancher Windstoß treffen, Und wenn er fällt, so wird er ganz
zerschmettert.
Gloster. Traun, guter Rat! Marquis, nehmt ihn zu Herzen.
Dorset. Er geht Euch an, Mylord, so sehr als mich.
Gloster. Ja, und weit mehr: Doch ich bin hochgeboren; In
Zedernwipfeln nistet unsre Brut Und tändelt mit dem Wind und trotzt
der Sonne.
Margaretha. Und hüllt die Sonn' in Schatten--weh! ach weh! Das zeugt
mein Sohn, im Todesschatten jetzt; Des strahlend lichten Schein dein
wolk'ger Grimm Mit ew'ger Finsternis umzogen hat. In unsrer Jungen
Nest baut eure Brut. O Gott, der du es siehest, duld es nicht! Was Blut
gewann, sei auch so eingebüßt!
Buckingham. Still, still! aus Scham, wo nicht aus Christenliebe.
Margaretha. Rückt Christenliebe nicht, noch Scham mir vor.
Unchristlich seid ihr mit mir umgegangen, Und schamlos würgtet ihr
mir jede Hoffnung. Wut ist mein Lieben, Leben meine Schmach; Stets
leb' in meiner Schmach des Leidens Wut.
Buckingham. Hört auf! hört auf!
Margaretha. O Buckingham, ich küsse deine Hand Zum Pfand der
Freundschaft und des Bunds mit dir. Dir geh' es wohl und deinem edlen
Haus! Dein Kleid ist nicht befleckt mit unserm Blut, Und du nicht im
Bezirke meines Fluchs.
Buckingham. Auch keiner sonst; nie überschreiten Flüche Die Lippen
des, der in die Luft sie haucht.
Margaretha. Ich glaube doch, sie steigen himmelan Und wecken Gottes
sanft entschlafnen Frieden. O Buckingham, weich aus dem Hunde dort!
Sieh, wann er schmeichelt, beißt er; wann er beißt, So macht sein
gift'ger Zahn zum Tode wund. Hab nichts mit ihm zu schaffen, weich
ihm aus! Tod, Sünd' und Hölle haben ihn gezeichnet, Und ihre Diener
all umgeben ihn.

Gloster. Was sagt sie da, Mylord von Buckingham?
Buckingham. Nichts, das ich achte, mein gewogner Herr.
Margaretha. Wie? höhnst du mich für meinen treuen Rat Und hegst den
Teufel da, vor dem ich warne? O denke des auf einen andern Tag,
Wenn er dein Herz mit Gram zerreißt, und sage: Die arme Margaretha
war Prophetin. Leb' euer jeder, seinem Haß zum Ziel, Und er dem
euren, und ihr alle Gottes!
(Ab.)
Hastings. Mir sträubt das Haar sich, fluchen sie zu hören.
Rivers. Mir auch; es wundert mich, daß man so frei sie läßt.
Gloster. Ich schelte nicht sie, bei der Mutter Gottes! Sie hat zu viel
gelitten, und mich reut Mein Teil daran, was ich ihr angetan.
Elisabeth. Ich tat ihr nie zu nah, soviel ich weiß.
Gloster. Doch habt Ihr allen Vorteil ihres Leids. Ich war zu hitzig,
jemand wohlzutun, Der nun zu kalt ist, mir es zu gedenken. Mein Treu,
dem Clarence wird es gut vergolten: Man mästet ihn für seine Müh' im
Kofen. Verzeih Gott denen, welche schuld dran sind!
Rivers. Ein tugendhafter christlicher Beschluß, Für die zu beten, die
uns Böses tun!
Gloster. Das tu ich immer, weislich so belehrt:--
(Beiseit.)
Denn flucht' ich jetzt, hätt' ich mich selbst verflucht.
(Catesby tritt auf.)
Catesby. Fürstin, Euch fordert Seine Majestät;-- Eu'r Gnaden auch--und
Euch, Ihr edlen Lords.
Elisabeth. Ich komme, Catesby.--Geht Ihr mit mir, Lords?
Rivers. Wir sind zu Euer Gnaden Dienst.
(Alle ab, außer Gloster.)
Gloster. Ich tu das Bös' und schreie selbst zuerst. Das Unheil, das ich
heimlich angestiftet, Leg ich den andern dann zur schweren Last.
Clarence, den ich in Finsternis gelegt, Bewein ich gegen manchen
blöden Tropf, Ich meine Stanley, Hastings, Buckingham, Und sage, daß
die Kön'gin und ihr Anhang Den König wider meinen Bruder reizen.
Nun glauben sie's und stacheln mich zugleich Zur Rache gegen Rivers,
Vaughan, Grey; Dann seufz ich, und nach einem Spruch der Bibel Sag
ich, Gott heiße Gutes tun für Böses; Und so bekleid ich meine nackte
Bosheit Mit alten Fetzen, aus der Schrift gestohlen, Und schein ein

Heil'ger, wo ich Teufel bin.
(Zwei Mörder kommen.)
Doch still! da kommen meine Henkersknechte.-- Nun, meine wackern,
tüchtigen Gesellen, Geht ihr anjetzt, den Handel abzutun?
ErsterMörder. Ja, gnäd'ger Herr, und kommen um die Vollmacht,
Damit man uns einlasse, wo er ist.
Gloster. Ganz wohl bedacht! Ich habe hier sie bei mir;
(Gibt ihnen die Vollmacht.)
Wann ihr's
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