um uns den Aufenthalt im Hafen
angenehm zu machen, und gab uns den Rat, uns auf der Corvette
*Pizarro* [Nach dem spanischen Sprachgebrauch war der Pizarro eine
leichte Fregatte (Fregata lijera).] einzuschiffen, die nach der Havana
und Mexico ging. Dieses Fahrzeug, das die Post für Juni an Bord hatte,
sollte mit der Alcudia segeln, dem Paketboot für den Mai, das wegen
der Blokade seit drei Wochen nicht hatte auslaufen können. Der Pizarro
galt für keinen guten Segler, aber durch einen glücklichen Zufall war er
vor kurzem auf seiner langen Fahrt von Rio de la Plata nach Corunna
den kreuzenden englischen Fahrzeugen entgangen. Clavijo ließ an Bord
der Korvette Einrichtungen treffen, daß wir unsere Instrumente
aufstellen und während der Ueberfahrt unsere chemischen Versuche
über die atmosphärische Luft vornehmen konnten. Der Capitän des
Pizarro erhielt Befehl, bei Tenerifa so lange anzulegen, daß wir den
Hafen von Orotava besuchen und den Gipfel des Pic besteigen könnten.
Die Einschiffung verzögerte sich nur zehn Tage, dennoch kam uns der
Aufenthalt gewaltig lang vor. Wir benutzten die Zeit, die Pflanzen
einzulegen, die wir in den schönen, noch von keinem Naturforscher
betretenen Thälern Galiciens gesammelt; wir untersuchten die Tange
und Weichthiere, welche die Fluth von Nordwest her in Menge an den
Fuß des steilen Felsen wirft, auf dem der Wachtturm des Herkules steht.
Dieser Thurm, auch »der eiserne Thurm« genannt, wurde im Jahre
1788 restauriert. Er ist 92 Fuß [30 m] hoch, seine Mauern sind 4 und
einen halben Fuß [1,46 m] dick, und nach seiner Bauart ist er
unzweifelhaft ein Werk der Römer. Eine in der Nähe der Fundamente
gefundene Inschrift, von der ich durch Herrn de Labordes Gefälligkeit
eine Abschrift besitze, besagt, der Thurm sey von Cajus Servius Lupus,
Architekten der Stadt *Aqua Flavia* (Chaves), erbaut und dem Mars
geweiht. Warum heißt der eiserne Thurm der Herkulesthurm? Sollten
ihn die Römer auf den Trümmern eines griechischen oder phönicischen
Bauwerkes errichtet haben? Wirklich behauptet Strabo, Galizien, das
Land der Galläci, sey von griechischen Colonien bevölkert gewesen.
Nach einer Angabe des Asklepiades von Myrläa in seiner Geographie
von Spanien hätten sich nach einer alten Sage die Gefährten des
Herkules in diesen Landstrichen niedergelassen. [Die Phönicier und die
Griechen besuchten die Küsten von Galizien (Gallaecia) wegen des
Handels mit Zinn, das sie von hier wie von den Cassiteridischen Inseln
bezogen.]
Die Höhen von Ferrol und Corunna sind an derselben Bai gelegen, so
daß ein Schiff, das bei schlimmem Wetter gegen das Land getrieben
wird, je nach der Richtung des Windes, im einen oder im anderen
Hafen vor Anker gehen kann. Ein solcher Vortheil ist unschätzbar in
Strichen, wo die See fast beständig hoch geht, wie zwischen den
Vorgebirgen Ortegal und Finisterre, den Vorgebirgen Trileucum und
Artabrum der algen Geographen. Ein enger, von steilen Granitfelsen
gebildeter Canal führt in das weite Becken von Ferrol. In ganz Europa
findet sich kein zweiter Ankerplatz, der so merkwürdig weit ins Land
hineinschnitte. Dieser enge, geschlängelte Paß, durch den die Schiffe in
den Hafen gelangen, sieht aus, als wäre er durch eine Fluth oder durch
wiederholte Stöße heftiger Erdbeben eingerissen. In der Neuen Welt, an
der Küste von Neuandalusien, hat die Laguna des Opisco, der
»Bischofsee«, genau dieselbe Gestalt wie der Hafen von Ferrol. Die
auffallendsten geologischen Erscheinungen wiederholen sich auf den
Festländern an weit entlegenen Punkten, und der Forscher, der
Gelegenheit gehabt, verschiedene Welttheile zu sehen, erstaunt über die
durchgehende Gleichförmigkeit im Ausschnitt der Küsten, im
krummen Zug der Thäler, im Anblick der Berge und ihrer Gruppirung.
Das zufällige Zusammentreffen derselben Ursachen mußte allerorten
dieselben Wirkungen hervorbringen, und mitten aus der
Mannigfaltigkeit der Natur tritt uns in der Anordnung der todten Stoffe,
wie in der Organisation der Pflanzen und Thiere, eine gewisse
Uebereinstimmung in Bau und Gestaltung eingegen.
Auf der Ueberfahrt von Corunna nach Ferrol machten wir über einer
Untiefe beim »weißen Signal,« in der Bai, die nach d'Anville der portus
magnus der Alten war, mittels einer Thermometersonde mit Ventilen
einige Beobachtungen über die Temperatur der See und über die
Abnahme der Wärme in den über einander gelagerten Wasserschichten.
Ueber der Bank zeigte das Instrument an der Meeresfläche 12°5 bis
13°3 Grad der hunderttheiligen Scale, während ringsumher, wo das
Meer sehr tief war, der Thermometer bei 12°8 Lufttemperatur auf 15° -
15°3 stand. Der berühmte Franklin und Jonathan Williams, der
Verfasser des zu Philadelphia erschienenen Werkes »thermometric
Navigation,« haben zuerst die Physiker darauf aufmerksam gemacht,
wie abweichend sich die Temperaturverhältnisse der See über Untiefen
gestalten, sowie in der Zone warmer Wasserströme, die aus dem
Meerbusen von Mexico zur Bank von Neufoundland und hinüber an
die Nordküsten von Europa sich erstreckt. Die Beobachtung, daß sich
die Nähe einer Sandbank durch ein rasches Sinken der Temperatur an
der Meeresflüche verkündet, ist nicht nur für die Physik von
Wichtigkeit, sie kann auch für Sicherheit der Schiffahrt von großer
Bedeutung werden. Allerdings wird man über dem Thermometer das
Senkblei
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