Alle
schlugen auf ihn; es kam mit zackiger Gabel
Hastig der Pater herbei
und glaubte den Räuber zu fällen.
Hinze dachte zu sterben; da sprang
er wütend entschlossen
Zwischen die Schenkel des Pfaffen und biß
und kratzte gefährlich, Schändete grimmig den Mann und rächte
grausam das Auge.
Schreiend stürzte der Pater und fiel ohnmächtig
zur Erden.
Unbedachtsam schimpfte die Köchin: es habe der Teufel
Ihr zum Possen das Spiel selbst angerichtet. Und doppelt,
Dreifach
schwur sie: wie gern verlöre sie, wäre das Unglück Nicht dem Herren
begegnet, ihr bißchen Habe zusammen.
Ja, sie schwur: ein Schatz von
Golde, wenn sie ihn hätte,
Sollte sie wahrlich nicht reuen, sie wollt
ihn missen. So jammert' Sie die Schande des Herrn und seine schwere
Verwundung.
Endlich brachten sie ihn mit vielen Klagen zu Bette,
Ließen Hinzen am Strick und hatten seiner vergessen.
Als nun Hinze, der Kater, in seiner Not sich allein sah,
Schmerzlich
geschlagen und übel verwundet, so nahe dem Tode, Faßt' er aus Liebe
zum Leben den Strick und nagt' ihn behende. Sollt ich mich etwa
erlösen vom großen übel? so dacht er.
Und es gelang ihm, der Strick
zerriß. Wie fand er sich glücklich! Eilte, dem Ort zu entfliehn, wo er so
vieles erduldet;
Hastig sprang er zum Loche heraus und eilte die
Straße
Nach des Königes Hof, den er des Morgens erreichte.
Ärgerlich schalt er sich selbst: So mußte dennoch der Teufel Dich
durch Reinekens List, des bösen Verräters, bezwingen!
Kommst du
doch mit Schande zurück, am Auge geblendet
Und mit Schlägen
schmerzlich beladen, wie mußt du dich schämen!
Aber des Königes Zorn entbrannte heftig, er dräute
Dem Verräter den
Tod ohn alle Gnade. Da ließ er
Seine Räte versammeln; es kamen
seine Baronen,
Seine Weisen zu ihm, er fragte: wie man den Frevler
Endlich brächte zu Recht, der schon so vieles verschuldet?
Als nun
viele Beschwerden sich über Reineken häuften,
Redete Grimbart, der
Dachs: Es mögen in diesem Gerichte
Viele Herren auch sein, die
Reineken übels gedenken,
Doch wird niemand die Rechte des freien
Mannes verletzen.
Nun zum drittenmal muß man ihn fordern. Ist
dieses geschehen, Kommt er dann nicht, so möge das Recht ihn
schuldig erkennen. Da versetzte der König: Ich fürchte, keiner von
allen
Ginge, dem tückischen Manne die dritte Ladung zu bringen.
Wer hat ein Auge zu viel? wer mag verwegen genug sein,
Leib und
Leben zu wagen um diesen bösen Verräter?
Seine Gesundheit aufs
Spiel zu setzen und dennoch am Ende
Reineken nicht zu stellen? Ich
denke, niemand versucht es.
Überlaut versetzte der Dachs: Herr König, begehret
Ihr es von mir, so
will ich sogleich die Botschaft verrichten, Sei es, wie es auch sei. Wollt
Ihr mich öffentlich senden,
Oder geh ich, als käm ich von selber? Ihr
dürft nur befehlen. Da beschied ihn der König: So geht dann! Alle die
Klagen
Habt Ihr sämtlich gehört, und geht nur weislich zu Werke
Denn es ist ein gefährlicher Mann. Und Grimbart versetzte:
Einmal
muß ich es wagen und hoff ihn dennoch zu bringen.
So betrat er den
Weg nach Malepartus, der Feste;
Reineken fand er daselbst mit Weib
und Kindern und sagte:
Oheim Reineke, seid mir gegrüßt! Ihr seid ein
gelehrter,
Weiser, kluger Mann, wir müssen uns alle verwundern,
Wie Ihr des Königs Ladung verachtet, ich sage, verspottet,
Deucht
Euch nicht, es wäre nun Zeit? Es mehren sich immer
Klagen und
böse Gerüchte von allen Seiten. Ich rat Euch,
Kommt nach Hofe mit
mir, es hilft kein längeres Zaudern.
Viele, viele Beschwerden sind vor
den König gekommen,
Heute werdet Ihr nun zum dritten Male
geladen;
Stellt Ihr Euch nicht, so seid Ihr verurteilt. Dann führet der
König Seine Vasallen hieher, Euch einzuschließen, in dieser
Feste
Malepartus Euch zu belagern; so gehet
Ihr mit Weib und Kindern und
Gut und Leben zugrunde.
Ihr entfliehet dem Könige nicht; drum ist es
am besten,
Kommt nach Hofe mit mir! Es wird an listiger Wendung
Euch nicht fehlen, Ihr habt sie bereit und werdet Euch retten; Denn
Ihr habt ja wohl oft, auch an gerichtlichen Tagen,
Abenteuer
bestanden, weit größer als dieses, und immer
Kamt Ihr glücklich
davon und Eure Gegner in Schande.
Grimbart hatte gesprochen, und Reineke sagte dagegen:
Oheim, Ihr
ratet mir wohl, daß ich zu Hofe mich stelle,
Meines Rechtes selber zu
wahren. Ich hoffe, der König
Wird mir Gnade gewähren; er weiß, wie
sehr ich ihm nütze;
Aber er weiß auch, wie sehr ich deshalb den
andern verhaßt bin. Ohne mich kann der Hof nicht bestehn. Und hätt
ich noch zehnmal Mehr verbrochen, so weiß ich es schon: sobald mirs
gelinget, Ihm in die Augen zu sehen und ihn zu sprechen, so fühlt er
Seinen Zorn im Busen bezwungen. Denn freilich begleiten
Viele den
König und kommen in seinem Rate zu sitzen;
Aber es geht ihm
niemal zu Herzen; sie finden zusammen
Weder Rat noch Sinn. Doch
bleibet an jeglichem Hofe,
Wo ich immer auch sei, der Ratschluß
meinem Verstande.
Denn versammeln sich König und Herren, in
kitzlichen Sachen Klugen Rat zu ersinnen, so muß ihn Reineken finden.
Das mißgönnen mir viele. Die hab ich leider zu fürchten,
Denn sie
haben den Tod mir geschworen, und grade die Schlimmsten Sind am
Hofe versammelt, das macht mich eben bekümmert.
Über zehen und
Mächtige sinds, wie kann
Continue reading on your phone by scaning this QR Code
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the
Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.