Prinz Friedrich von Homburg | Page 3

Heinrich von Kleist
Teufels du? Was machst du? Wie kommst du hier
zu Nacht auf diesen Platz?
Der Prinz von Homburg. Je, Lieber!
Hohenzollern. Nun, fürwahr, das muß ich sagen! Die Reuterei ist die du
kommandierst, Auf eine Stunde schon im Marsch voraus, Und du, du
liegst im Garten hier, und schläfst.

Der Prinz von Homburg. Welch eine Reuterei?
Hohenzollern. Die Mamelucken!-- So wahr ich Leben atm', er weiß
nicht mehr, Daß er der märkschen Reuter Oberst ist?!
Der Prinz von Homburg (steht auf). Rasch! Meinen Helm! Die
Rüstung!
Hohenzollern. Ja wo sind sie?
Der Prinz von Homburg. Zur Rechten, Heinz, zur Rechten; auf dem
Schemel!
Hohenzollern. Wo? Auf dem Schemel?
Der Prinz von Homburg. Ja, da legt ich, mein ich--!
Hohenzollern (sieht ihn an). So nimm sie wieder von dem Schemel
weg!
Der Prinz von Homburg. --Was ist dies für ein Handschuh?
(Er betrachtet den Handschuh, den er in der Hand hält.)
Hohenzollern. Ja, was weiß ich?-- (Für sich.) Verwünscht! Den hat er
der Prinzessin Nichte, Dort oben unbemerkt vom Arm gerissen!
(Abbrechend.) Nun, rasch! Hinweg! Was säumst du? Fort!
Der Prinz von Homburg (wirft den Handschuh wieder weg). Gleich,
gleich!-- He, Franz, der Schurke der mich wecken sollte!
Hohenzollern (betrachtet ihn). Er ist ganz rasend toll!
Der Prinz von Homburg. Bei meinem Eid! Ich weiß nicht, liebster
Heinrich, wo ich bin.
Hohenzollern. In Fehrbellin, du sinnverwirrter Träumer; In einem von
des Gartens Seitengängen, Der ausgebreitet hinterm Schlosse liegt!

Der Prinz von Homburg (für sich). Daß mich die Nacht verschlang!
Mir unbewußt Im Mondschein bin ich wieder umgewandelt!
(Er faßt sich)
Vergib! Ich weiß nun schon. Es war, du weißt, vor Hitze, Im Bette
gestern fast nicht auszuhalten. Ich schlich erschöpft in diesen Garten
mich, Und weil die Nacht so lieblich mich umfing, Mit blondem Haar,
von Wohlgeruch ganz triefend Ach! wie den Bräutgam eine Perserbraut,
So legt ich hier in ihren Schoß mich nieder. --Was ist die Glocke jetzo?
Hohenzollern. Halb auf Zwölf.
Der Prinz von Homburg. Und die Schwadronen, sagst du, brachen auf?
Hohenzollern. Versteht sich, ja! Glock zehn; dem Plan gemäß! Das
Regiment Prinzessin von Oranien, Hat, wie kein Zweifel ist, an ihrer
Spitze Bereits die Höhn von Hackelwitz erreicht, Wo sie des Heeres
stillen Aufmarsch morgen, Dem Wrangel gegenüber decken sollen.
Der Prinz von Homburg. Es ist gleichviel! Der alte Kottwitz führt sie,
Der jede Absicht dieses Marsches kennt. Zudem hätt ich zurück ins
Hauptquartier Um zwei Uhr morgens wieder kehren müssen, Weil hier
Parole noch soll empfangen werden: So blieb ich besser gleich im Ort
zurück. Komm; laß uns gehn! Der Kurfürst weiß von nichts?
Hohenzollern. Ei, was! Der liegt im Bette längst und schläft.
(Sie wollen gehen; der Prinz stutzt, kehrt sich um, und nimmt den
Handschuh auf.)
Der Prinz von Homburg. Welch einen sonderbaren Traum träumt
ich?!-- Mir war, als ob, von Gold und Silber strahlend Ein
Königsschloß sich plötzlich öffnete, Und hoch von seiner Marmorramp'
herab, Der ganze Reigen zu mir niederstiege, Der Menschen, die mein
Busen liebt: Der Kurfürst und die Fürstin und die--dritte, --Wie heißt
sie schon?

Hohenzollern. Wer?
Der Prinz von Homburg (er scheint zu suchen). Jene--die ich meine!
Ein Stummgeborner würd sie nennen können!
Hohenzollern. Die Platen?
Der Prinz von Homburg. Nicht doch, Lieber!
Hohenzollern. Die Ramin?
Der Prinz von Homburg. Nicht, nicht doch, Freund!
Hohenzollern. Die Bork? die Winterfeld?
Der Prinz von Homburg. Nicht, nicht; ich bitte dich! Du siehst die Perle
Nicht vor dem Ring, der sie in Fassung hält.
Hohenzollern. Zum Henker, sprich! Läßt das Gesicht sich raten?
--Welch eine Dame meinst du?
Der Prinz von Homburg. Gleichviel! Gleichviel! Der Nam ist mir, seit
ich erwacht, entfallen, Und gilt zu dem Verständnis hier gleichviel.
Hohenzollern. Gut! So sprich weiter!
Der Prinz von Homburg. Aber stör mich nicht!-- Und er, der Kurfürst,
mit der Stirn des Zeus, Hielt einen Kranz von Lorbeern in der Hand: Er
stellt sich dicht mir vor das Antlitz hin, Und schlägt, mir ganz die Seele
zu entzünden, Den Schmuck darum, der ihm vom Nacken hängt, Und
reicht ihn, auf die Locken mir zu drücken --O Lieber!
Hohenzollern. Wem?
Der Prinz von Homburg. O Lieber!
Hohenzollern. Nun, so sprich!
Der Prinz von Homburg. --Es wird die Platen wohl gewesen sein.

Hohenzollern. Die Platen? Was!--Die jetzt in Preußen ist?
Der Prinz von Homburg. Die Platen. Wirklich. Oder die Ramin.
Hohenzollern. Ach, die Ramin! Was! Die, mit roten Haaren!-- Die
Platen, mit den schelmschen Veilchenaugen! Die, weiß man, die gefällt
dir.
Der Prinz von Homburg. Die gefällt mir.--
Hohenzollern. Nun, und die, sagst du, reichte dir den Kranz?
Der Prinz von Homburg. Hoch auf, gleich einem Genius des Ruhms,
Hebt sie den Kranz, an dem die Kette schwankte, Als ob sie einen
Helden krönen wollte. Ich streck, in unaussprechlicher Bewegung, Die
Hände streck ich aus, ihn zu ergreifen: Zu Füßen will ich vor ihr
niedersinken. Doch, wie der Duft, der
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