Pole Poppenspaeler | Page 8

Theodor W. Storm
Arme waren an seinem Leibe klebengeblieben; es ruckte und ruckte, aber sie kamen um keine Handbreit in die H?he.
Kasperl sprach und tat nichts weiter.--Hinter der B��hne entstand eine Unruhe, man h?rte leise, aber heftig sprechen, der Fortgang des St��ckes war augenscheinlich unterbrochen.
Mir stand das Herz still; da hatten wir die Bescherung! Ich w?re gern fortgelaufen, aber ich sch?mte mich. Und wenn gar dem Lisei meinetwegen etwas gesch?he!
Da begann Kasperl auf der B��hne pl?tzlich ein kl?gliches Geheule, wobei ihm Kopf und Arme schlaff herunterhingen, und der Famulus Wagner erschien wieder und fragte ihn, warum er denn so lamentiere.
"Ach, mei Zahnerl, mei Zahnerl!" schrie Kasperl.
"Guter Freund", sagte Wagner, "so la? Er sich einmal in das Maul sehen! "--Als er ihn hierauf bei der gro?en Nase packte und ihm zwischen die Kinnladen hineinschaute, trat auch der Doktor Faust wieder in das Zimmer. --"Verzeihen Euere Magnifizenz", sagte Wagner, "ich werde diesen jungen Mann in meinem Dienst nicht gebrauchen k?nnen; er mu? sofort in das Lazarett geschafft werden!"
"Is das a Wirtshaus?" fragte Kasperle.
"Nein, guter Freund", erwiderte Wagner, "das ist ein Schlachthaus. Man wird Ihm dort einen Weisheitszahn aus der Haut schneiden, und dann wird er seiner Schmerzen ledig sein."
"Ach, du liebs Hergottl", jammerte Kasperl, "mu? mi arms Viecherl so ein Ungl��ck treffen! Ein Weisheitszahnerl, sagt Ihr, Herr Famulus? Das hat noch keiner in der Famili gehabt! Da geht's wohl auch mit meiner Kasperlschaft zu End?"
"Allerdings, mein Freund", sagte Wagner; "eines Dieners mit Weisheitsz?hnen bin ich ba? entraten; die Dinger sind nur f��r uns gelehrte Leute. Aber Er hat ja noch einen Bruderssohn, der sich auch bei mir zum Dienst gemeldet hat. Vielleicht", und er wandte sich gegen den Doktor Faust, "erlauben Euere Magnifizenz!"
Der Doktor Faust machte eine w��rdige Drehung mit dem Kopfe.
"Tut, was Euch beliebt, mein lieber Wagner", sagte er; "aber st?rt mich nicht weiter mit Eueren Lappalien in meinem Studium der Magie!"--"Heere, mei Gutester", sagte ein Schneidergesell, der vor mir auf der Br��stung lehnte, zu seinem Nachbar, "das geheert ja nicht zum St��ck, ich kenn's, ich hab es vor ? Weilchen erst in Seifersdorf gesehn."--Der andere aber sagte nur: "Halt's Maul, Leipziger!" und gab ihm einen Rippensto?.--Auf der B��hne war indessen Kasperle, der zweite, aufgetreten. Er hatte eine unverkennbare ?hnlichkeit mit seinem kranken Onkel, auch sprach er ganz genau wie dieser; nur fehlte ihm der bewegliche Daumen, und in seiner gro?en Nase schien er kein Gelenk zu haben.
Mir war ein Stein vom Herzen gefallen, als das St��ck nun ruhig weiterspielte, und bald hatte ich alles um mich her vergessen. Der teuflische Mephistopheles erschien in einem feuerfarbenen Mantel, das H?rnchen vor der Stirn, und Faust unterzeichnete mit seinem Blute den h?llischen Vertrag:
"Vierundzwanzig Jahre sollst du mir dienen; dann will ich dein sein mit Leib und Seele."
Hierauf fuhren beide in des Teufels Zaubermantel durch die Luft davon. F��r Kasperle kam eine ungeheuere Kr?te mit Fledermausfl��geln aus der Luft herab. "Auf dem h?llischen Sperling soll ich nach Parma reiten?" rief er, und als das Ding wackelnd mit dem Kopfe nickte, stieg er auf und flog den beiden nach.--Ich hatte mich ganz hinten an die Wand gestellt, wo ich besser ��ber alle die K?pfe vor mir hinwegsehen konnte. Und jetzt rollte der Vorhang zum letzten Aufzug in die H?he.
Endlich ist die Frist verstrichen. Faust und Kasper sind beide wieder in ihrer Vaterstadt. Kasper ist Nachtw?chter geworden; er geht durch die dunkeln Stra?en und ruft die Stunden ab:
H?rt, ihr Herrn, und la?t euch sagen, Meine Frau hat mich geschlagen; H��t't euch vor dem Weiberrock! Zw?lf ist der Klock! Zw?lf ist der Klock!
Von fern h?rt man eine Glocke Mitternacht schlagen. Da wankt Faust auf die B��hne; er versucht zu beten, aber nur Heulen und Z?hneklappern t?nt aus seinem Halse. Von oben ruft eine Donnerstimme:
Fauste, Fauste, in aeternum damnatus es!
Eben fuhren im Feuerregen drei schwarzhaarige Teufel herab, um sich des Armen zu bem?chtigen, da f��hlte ich eins der Bretter zu meinen F��?en sich verschieben. Als ich mich b��ckte, um es zurechtzubringen, glaubte ich aus dem dunkeln Raume unter mir ein Ger?usch zu h?ren; ich horchte n?her hin; es klang wie das Schluchzen einer Kinderstimme.--"Lisei!" dachte ich "wenn es Lisei w?re!" Wie ein Stein fiel meine ganze Untat mir wieder aufs Gewissen; was k��mmerte mich jetzt der Doktor Faust und seine H?llenfahrt!
Unter heftigem Herzklopfen dr?ngte ich mich durch die Zuschauer und lie? mich seitw?rts an dem Bretterger��st herabgleiten. Rasch schl��pfte ich in den darunter befindlichen Raum, in welchem ich an der Wand entlang ganz aufrecht gehen konnte; aber es war fast dunkel, so da? ich mich an den ��berall untergestellten Latten und Balken stie?. "Lisei!" rief ich. Das Schluchzen, das ich eben noch geh?rt hatte, wurde pl?tzlich still; aber dort in dem tiefsten Winkel sah ich etwas sich bewegen. Ich tastete mich weiter bis an das Ende des Raumes, und--da sa? sie, zusammengekauert, das K?pfchen in den Scho? gedr��ckt.
Ich zupfte sie am
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