Pole Poppenspaeler | Page 4

Theodor W. Storm
Tisch zusammen.
"Schau, das h��bsch Brinnrot!" sagte Lisei und nickte begehrlich nach einem St��ckchen franz?sischen Kattuns hin��ber.
"Kannst es brauchen?" fragte Gabriel.--Ob sie es brauchen konnte! Der Ritter Siegfried sollte ja auf den Abend noch eine neue Weste geschneidert bekommen.
"Aber da geh?ren auch die Tressen noch dazu", sagte der Alte und brachte allerlei Endchen Gold- und Silberflitter. Bald kamen noch gr��ne und gelbe Seidenl?ppchen und B?nder, endlich ein ziemlich gro?es St��ck braunen Pl��sches. "Nimm's nur, Kind!" sagte Gabriel. "Das gibt ein Tierfell f��r euere Genoveva, wenn das alte vielleicht verschossen w?re!" Dann packte er die ganze Herrlichkeit zusammen und legte sie der Kleinen in den Arm.
"Und es kost't nix?" fragte sie beklommen.
Nein, es kostete nichts. Ihre Augen leuchteten. "Sch?n' Dank, guter Mann! Ach, wird der Vater schauen!"
Hand in Hand, Lisei mit ihrem P?ckchen unter dem Arm, verlie?en wir den Laden; als wir aber in die N?he unserer Wohnung kamen, lie? sie mich los und rannte ��ber die Stra?e nach der Schneiderherberge, da? ihr die schwarzen Flechten in den Nacken flogen.--Nach dem Mittagessen stand ich vor unserer Haust��r und erwog unter Herzklopfen das Wagnis, schon heute zur ersten Vorstellung meinen Vater um das Eintrittsgeld anzugehen; ich war ja mit der Galerie zufrieden, und sie sollte f��r uns Jungens nur einen Doppeltschilling kosten. Da, bevor ich's noch bei mir ins reine gebracht hatte, kam das Lisei ��ber die Stra?e zu mir hergeflogen. "Der Vater schickt's!" sagte sie, und eh ich mich's versah, war sie wieder fort; aber in meiner Hand hielt ich eine rote Karte, darauf stand mit gro?en Buchstaben: Erster Platz.
Als ich aufblickte, winkte auch von dr��ben der kleine schwarze Mann mit beiden Armen aus der Bodenluke zu mir her��ber. Ich nickte ihm zu; was mu?ten das f��r nette Leute sein, diese Puppenspieler! "Also heute abend", sagte ich zu mir selber, "heute abend und--Erster Platz!"
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Du kennst unsern Sch��tzenhof in der S��derstra?e; auf der Haust��r sah man damals noch einen sch?n gemalten Sch��tzen in Lebensgr??e, mit Federhut und B��chse; im ��brigen war aber der alte Kasten damals noch bauf?lliger, als er heute ist. Die Gesellschaft war bis auf drei Mitglieder herabgesunken; die vor Jahrhunderten von den alten Landesherz?gen geschenkten silbernen Pokale, Pulverh?rner und Ehrenketten waren nach und nach verschleudert; den gro?en Garten, der, wie du wei?t, auf den B��rgersteig hinausl?uft, hatte man zur Schaf- und Ziegengr?sung verpachtet. Das alte zweist?ckige Haus wurde von niemandem weder bewohnt noch gebraucht; windrissig und verfallen stand es da zwischen den munteren Nachbarh?usern; nur in dem ?den wei?gekalkten Saale, der fast das ganze obere Stockwerk einnahm, produzierten mitunter starke M?nner oder durchreisende Taschenspieler ihre K��nste. Dann wurde unten die gro?e Haust��r mit dem gemalten Sch��tzenbruder knarrend aufgeschlossen. --Langsam war es Abend geworden; und--das Ende trug die Last, denn mein Vater wollte mich erst f��nf Minuten vor dem angesetzten Glockenschlage laufen lassen; er meinte, eine ��bung in der Geduld sei sehr vonn?ten, damit ich im Theater stillesitze.
Endlich war ich an Ort und Stelle. Die gro?e T��r stand offen, und allerlei Leute wanderten hinein; denn derzeit ging man noch gern zu solchen Vergn��gungen; nach Hamburg war eine weite Reise, und nur wenige hatten sich die kleinen Dinge zu Hause durch die dort zu schauenden Herrlichkeiten leid machen k?nnen.--Als ich die eichene Wendeltreppe hinaufgestiegen war, fand ich Liseis Mutter am Eingange des Saales an der Kasse sitzen. Ich n?herte mich ihr ganz vertraulich und dachte, sie w��rde mich so recht als einen alten Bekannten begr��?en; aber sie sa? stumm und starr und nahm mir meine Karte ab, als wenn ich nicht die geringste Beziehung zu ihrer Familie h?tte.--Etwas gedem��tigt trat ich in den Saal; der kommenden Dinge harrend, plauderte alles mit halber Stimme durcheinander; dazu fiedelte unser Stadtmusikus mit drei seiner Gesellen. Das erste, worauf meine Augen fielen, war in der Tiefe des Saales ein roter Vorhang oberhalb der Musikantenpl?tze. Die Malerei in der Mitte desselben stellte zwei lange Trompeten vor, die kreuzweise ��ber einer goldenen Leier lagen; und, was mir damals sehr sonderbar erschien, an dem Mundst��ck einer jeden hing, wie mit den leeren Augen daraufgeschoben, hier eine finster, dort eine lachend ausgepr?gte Maske.--Die drei vordersten Pl?tze waren schon besetzt; ich dr?ngte mich in die vierte Bank, wo ich einen Schulkameraden bemerkt hatte, der dort neben seinen Eltern sa?. Hinter uns bauten sich die Pl?tze schr?g ansteigend in die H?he, so da? der letzte, die sogenannte Galerie, welche nur zum Stehen war, sich fast mannshoch ��ber dem Fu?boden befinden mochte. Auch dort schien es wohlgef��llt zu sein; genau vermochte ich es nicht zu sehen, denn die wenigen Talglichter, welche in Blechlampetten an den beiden Seitenw?nden brannten, verbreiteten nur eine schwache Helligkeit; auch dunkelte die schwere Balkendecke des Saales. Mein Nachbar wollte mir eine Schulgeschichte erz?hlen; ich begriff nicht, wie er an so etwas denken konnte, ich schaute nur auf den Vorhang, der von den Lampen des Podiums und der Musikantenpulte feierlich
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