und den König.)
Strato. Ich verstehe mich mehr auf den Stahl, als auf die Arbeit. Glaube
mir Prinz; der Stahl ist gut. Der König hat, in seinen männlichen Jahren,
mehr als einen Helm damit gespalten.
Philotas. So stark werde ich nicht werden! Immerhin!--Tritt mir nicht
so nahe, Strato.
Strato. Warum nicht?
Philotas. So! (Indem er zurückspringt, und mit dem Schwerte einen
Streich durch die Luft tut.) Es hat den Zug, wie es ihn haben muß.
Aridäus. Prinz, schone deines verwundeten Armes! Du wirst dich
erhitzen!--
Philotas. Woran erinnerst du mich, König?--An mein Unglück; nein, an
meine Schande! Ich ward verwundet und gefangen! Ja! Aber ich will es
nie wieder werden! Bei diesem meinem Schwerte, ich will es nie
wieder werden! Nein, mein Vater, nein! Heut sparet dir ein Wunder das
schimpfliche Lösegeld für deinen Sohn; künftig spar' es dir sein Tor!
Sein gewisser Tod, wenn er sich wieder umringt siehet!--Wieder
umringt?--Entsetzen!--Ich bin es! Ich bin umringt! Was nun? Gefährte!
Freunde! Brüder! Wo seid ihr? Alle tot? Überall Feinde?-- Überall!
Hier durch, Philotas! Ha! Nimm das, Verwegner!--Und du das!--Und
du das! (Um sich hauend.)
Strato. Prinz! was geschieht dir? Fasse dich! (Geht auf ihn zu.)
Philotas (sich von ihm entfernend). Auch du, Strato? auch du?--O
Feind, sei großmütig! Töte mich! Nimm mich nicht gefangen!--Nein,
ich gebe mich nicht gefangen! Und wenn ihr alle Stratos wäret, die ihr
mich umringet! Doch will ich mich gegen euch alle, gegen eine Welt
will ich mich wehren!--Tut euer Bestes, Feinde!--Aber ihr wollt nicht?
Ihr wollt mich nicht töten, Grausame? Ihr wollt mich mit Gewalt
lebendig?--Ich lache nur! Mich lebendig gefangen? Mich?--Eher will
ich dieses mein Schwert, will ich--in diese meine Brust--eher-- (Er
durchsticht sich.)
Aridäus. Götter! Strato!
Strato. König!
Philotas. Das wollt' ich! (Zurücksinkend.)
Aridäus. Halt ihn, Strato!--Hilfe! dem Prinzen zur Hilfe!--Prinz, welche
wütende Schwermut--
Philotas. Vergib mir, König! ich habe dir einen tödlichern Streich
versetzt, als mir!--Ich sterbe; und bald werden beruhigte Länder die
Frucht meines Todes genießen.--Dein Sohn, König, ist gefangen; und
der Sohn meines Vaters ist frei--
Aridäus. Was hör' ich?
Strato. So war es Vorsatz, Prinz?--Aber als unser Gefangener hattest du
kein Recht über dich selbst.
Philotas. Sage das nicht, Strato!--Sollte die Freiheit zu sterben, die uns
die Götter in allen Umständen des Lebens gelassen haben, sollte diese
ein Mensch dem andern verkümmern können?--
Strato. O König!--Das Schrecken hat ihn versteinert!--König!
Aridäus. Wer ruft?
Strato. König!
Aridäus. Schweig!
Strato. Der Krieg ist aus, König!
Aridäus. Aus? Das leugst du, Strato!--Der Krieg ist nicht aus, Prinz!
--Stirb nur! stirb! Aber nimm das mit, nimm den quälenden Gedanken
mit: Als ein wahrer unerfahrner Knabe hast du geglaubt, daß die Väter
alle von einer Art, alle von der weichlichen, weiblichen Art deines
Vaters sind.--Sie sind es nicht alle! Ich bin es nicht! Was liegt mir an
meinem Sohne? Und denkst du, daß er nicht ebensowohl zum Besten
seines Vaters sterben kann, als du zum Besten des deinigen?--Er sterbe!
Auch sein Tod erspare mir das schimpfliche Lösegeld!--Strato, ich bin
nun verwaiset, ich armer Mann!--Du hast einen Sohn; er sei der
meinige!--Denn einen Sohn muß man doch haben.--Glücklicher Strato!
Philotas. Noch lebt auch dein Sohn, König! Und wird leben! Ich hör'
es!
Aridäus. Lebt er noch?--So muß ich ihn wieder haben. Stirb du nur! Ich
will ihn doch wieder haben! Und für dich!--Oder ich will deinem toten
Körper so viel Unehre, so viel Schmach erzeigen lassen!--Ich will ihn--
Philotas. Den toten Körper!--Wenn du dich rächen willst, König, so
erwecke ihn wieder!--
Aridäus. Ach!--Wo gerat' ich hin!
Philotas. Du daurest mich!--Lebe wohl, Strato! Dort, wo alle
Tugendhafte Freunde, und alle Tapfere Glieder eines seligen Staates
sind, im Elysium sehen wir uns wieder!--Auch wir, König, sehen uns
wieder--
Aridäus. Und versöhnt!--Prinz!--
Philotas. O so empfanget meine triumphierende Seele, ihr Götter; und
dein Opfer, Göttin des Friedens!
Aridäus. Höre mich, Prinz!--
Strato. Er stirbt!--Bin ich ein Verräter, König, wenn ich deinen Feind
beweine? Ich kann mich nicht halten. Ein wunderbarer Jüngling!
Aridäus. Beweine ihn nur!--Auch ich!--Komm! Ich muß meinen Sohn
wieder haben! Aber rede mir nicht ein, wenn ich ihn zu teuer erkaufe!--
Umsonst haben wir Ströme Bluts vergossen; umsonst Länder erobert.
Da zieht er mit unserer Beute davon, der größere Sieger!--Komm!
Schaffe mir meinen Sohn! Und wenn ich ihn habe, will ich nicht mehr
König sein. Glaubt ihr Menschen, daß man es nicht satt wird?--(Gehen
ab.)
Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Philotas, von Gotthold Ephraim
Lessing.
End of the Project Gutenberg EBook of Philotas, by Gotthold Ephraim
Lessing
*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK PHILOTAS
***
This file should be named 8phts10.txt or 8phts10.zip Corrected
EDITIONS of our eBooks get a new NUMBER, 8phts11.txt
VERSIONS based on separate sources get new LETTER, 8phts10a.txt
Produced by Delphine Letttau The book content was graciously
contributed by the Gutenberg Projekt-DE
Project Gutenberg eBooks are often created from several printed
editions, all of
Continue reading on your phone by scaning this QR Code
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the
Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.