Penthesilea | Page 9

Heinrich von Kleist
Der Jungfrau'n keine, wer sie immer sei, Trifft den Peliden selbst! Dem ist ein Pfeil Gesch?rft des Todes, der sein Haupt, was sag' ich! Der seiner Locken eine mir berührt! Ich nur, ich wei? den G?ttersohn zu f?llen. Hier dieses Eisen soll, Gef?hrtinnen, Soll mit der sanftesten Umarmung ihn, (Weil ich mit Eisen ihn umarmen mu?!) An meinen Busen schmerzlos niederziehn. Hebt euch, ihr Frühlingsblumen, seinem Fall, Da? seiner Glieder keines sich verletze. Blut meines Herzens mi?t' ich ehr, als seines. Nicht eher ruhn will ich, bis ich aus Lüften, Gleich einem sch?ngef?rbten Vogel, ihn Zu mir herabgestürzt; doch liegt er jetzt Mit eingeknickten Fittigen, ihr Jungfrau'n, Zu Füssen mir, kein Purpurst?ubchen messend. Nun dann, so m?gen alle Seeligen Daniedersteigen, unsern Sieg zu feiern, Zur Heimath geht der Jubelzug, dann bin ich Die K?niginn des Rosenfestes euch! Jetzt kommt!-- (Indem sie abgehen will, erblickt sie die weinende Prothoe, und wendet sich unruhig. Darauf pl?tzlich, indem sie ihr um den Hals f?llt.) Prothoe! Meiner Seelen Schwester! Willst du mir folgen?
Prothoe. (mit gebrochener Stimme) In den Orkus dir! Gieng' ich auch zu den Seeligen ohne dich?
Penthesilea. Du Bessere, als Menschen sind! Du willst es? Wohlan, wir k?mpfen, siegen mit einander, Wir beide oder keine, und die Losung Ist: Rosen für die Scheitel unsrer Helden, Oder Cypressen für die unsrigen.
(Alle ab)

Sechster Auftritt.
Die Oberpriesterinn der Diana (mit ihren) Priesterinnen (treten auf. Ihnen folgen) eine Schaar junger M?dchen (mit Rosen in K?rben auf den K?pfen, und) die Gefangenen (geführt von einigen bewaffneten) Amazonen.
Die Oberpriesterinn. Nun, ihr geliebten, kleinen Rosenjungfrau'n, La?t jetzt die Frucht mich eurer Wandrung sehn. Hier, wo die Felsenquelle einsam sch?umt, Beschattet von der Pinie, sind wir sicher: Hier schüttet eure Erndte vor mir aus.
Ein junges M?dchen. (ihren Korb ausschüttend) Sieh', diese Rosen pflückt' ich, heil'ge Mutter!
Ein Anderes. (ebenso) Hier diesen Schoosvoll ich!
Ein Drittes. Und diesen ich!
Ein Viertes. Und diesen ganzen üpp'gen Frühling ich!
Die andern jungen M?dchen. (folgen)
Die Oberpriesterinn. Das blüht ja wie der Gipfel von Hymetta! Nun solch ein Tag des Seegens, o Diana! Gieng deinem Volke herrlich noch nicht auf Die Mütter bringen mir, die T?chter, Gaben; Nicht von der Pracht, der doppelten, geblendet, Wei? ich, wem sch?n'rer Dank gebühren mag. Doch ist die? euer ganzer Vorrath, Kinder?
Das erste M?dchen. Mehr nicht, als du hier siehst, war aufzufinden.
Die Oberpriesterinn. So waren eure Mütter flei?iger.
Das zweyte M?dchen. Auf diesen Feldern, heil'ge Priest'rinn, erndten Gefangne leichter auch, als Rosen, sich. Wenn dichtgedr?ngt, auf allen Hügeln rings, Die Saat der jungen Griechen steht, die Sichel Nur einer muntern Schnitterinn erwartend, So blüht so sparsam in den Th?lern rings, Und so verschanzt, versichr' ich dich, die Rose, Da? man durch Pfeile sich und Lanzen lieber, Als ihr Geflecht der Dornen schlagen m?chte. --Sieh nur die Finger an, ich bitte dich.
Das dritte M?dchen. Auf eines Felsens Vorsprung wagt' ich mich, Um eine einz'ge Rose dir zu pflücken. Und bla? nur, durch des Kelches Dunkelgrün, Erschimmerte sie noch, ein Kn?splein nur, Für volle Liebe noch nicht aufgeblüht. Doch greif' ich sie, und strauchl' und sinke pl?tzlich In einen Abgrund hin, der Nacht des Todes Glaubt' ich, Verlorne, in den Schoos zu sinken. Mein Glück doch war's, denn eine Rosenpracht Stand hier im Flor, da? wir zehn Siege noch Der Amazonen h?tten feiern k?nnen.
Das vierte M?dchen. Ich pflückte dir, du heil'ge Priesterinn, Dir pflückt' ich eine Rose nur, nur Eine; Doch eine Rose ist's, hier diese, sieh! Um eines K?nigs Scheitel zu bekr?nzen: Nicht sch?ner wünscht Penthesilea sie, Wenn sie Achill, den G?ttersohn, sich f?llt.
Die Oberpriesterinn. Wohlan, wenn ihn Penthesilea f?llt, Sollst du die k?nigliche Ros' ihr reichen. Verwahre sie nur sorgsam, bis sie k?mmt.
Das erste M?dchen. Zukünftig, wenn, beim Cymbelnschlag, von Neuem Das Amazonenheer ins Schlachtfeld rückt, Ziehn wir zwar mit, doch nicht mehr, das versprichst du, Durch Rosenpflücken blo? und Kr?nzewinden, Den Sieg der Mütter zu verherrlichen. Sieh, dieser Arm, er schwingt den Wurfspie? schon, Und sausend trifft die Schleuder mir das Ziel: Was gilt's? Mir selbst schon blüht ein Kranz zusammen, --Und tapfer im Gedr?ng' schon mag er k?mpfen, Der Jüngling, dem sich diese Sehne strafft.
Die Oberpriesterinn. Meinst du?--Nun freylich wohl, du mu?t es wissen. --Hast du die Rosen schon drauf angesehn? --Den n?chsten Lenz, sobald sie wieder reif, Sollst du den Jüngling, im Gedr?ng' dir suchen. --Doch jetzt, der Mütter frohe Herzen dr?ngen: Die Rosen schnell zu Kr?nzen eingewunden!
Die M?dchen. (durcheinander) Fort zum Gesch?fft! Wie greifen wir es an?
Das erste M?dchen. (Zur Zweiten) Komm her, Glaukothoe!
Das Dritte. (zum Vierten) Komm, Charmion!
(Sie setzen sich paarweise)
Das erste M?dchen. Wir--der Ornythia winden wir den Kranz, Die sich Alcest mit hohen Büschen f?llte.
Das Dritte. Und wir--Parthenion, Schwester: Athen?us, Mit der Medus' im Schilde, soll sie fesseln.
Die Oberpriesterinn. (zu den bewaffneten Amazonen) Nun? Wollt ihr eure G?ste nicht erheitern? --Steht ihr nicht unbehülflich da, ihr Jungfrau'n, Als mü?t' ich das Gesch?fft der Lieb' euch lehren! Wollt ihr das Wort
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