Penthesilea | Page 8

Heinrich von Kleist
schrecken, seiner Rosse ferner Tritt Dir kein Gel?chter einer Jungfrau st?ren: Mit meinem Haupt steh' ich dir dafür ein!
Penthesilea. (indem sie sich pl?tzlich zu Asteria wendet) Kann das geschehn, Asteria?
Asteria. Herrscherinn--
Penthesilea. Kann ich das Heer, wie Prothoe verlangt, Nach Themiscyra wohl zurücke führen?
Asteria. Vergieb, wenn ich in meinem Fall, o Fürstinn--
Penthesilea. Sprich dreist. Du h?rst.
Prothoe. (schüchtern) Wenn du den Rath willst gütig Versammelt aller Fürstinnen befragen, So wird--
Penthesilea. Den Rath hier dieser will ich wissen! --Was bin ich denn seit einer Hand voll Stunden? (Pause, in welcher sie sich sammelt) –--Kann ich das Heer, du sprichst, Asteria, Kann ich es wohl zurück zur Heimath führen?
Asteria. Wenn du so willst, o Herrscherinn, so la? Mich dir gestehn, wie ich des Schauspiels staune, Das mir in die ungl?ub'gen Sinne f?llt. Vom Kaukasus, mit meinem V?lkerstamm, Um eine Sonne sp?ter aufgebrochen, Konnt' ich dem Zuge deines Heeres nicht, Der rei?end wie ein Strom dahinscho?, folgen, Erst heute, wei?t du, mit der D?mmerung, Auf diesen Platz schlagfertig treff ich ein; Und jauchzend schallt aus tausend Kehlen mir Die Nachricht zu: Der Sieg, er sei erk?mpft, Beschlossen schon, auf jede Forderung Der ganze Amazonenkrieg. Erfreut, Versichr' ich dich, da? das Gebet des Volks sich dir So leicht, und unbedürftig mein, erfüllt, Ordn' ich zur Rückkehr Alles wieder an; Neugierde treibt mich doch, die Schaar zu sehen, Die man mir als des Sieges Beute rühmt; Und eine Handvoll Knechte, bleich und zitternd, Erblickt mein Auge, der Argiver Auswurf, Auf Schildern, die sie fliehend weggeworfen, Von deinem Kriegstro? schw?rmend aufgelesen. Vor Trojas stolzen Mauern steht das ganze Helenenheer, steht Agamemnon noch, Stehn Menelaus, Ajax, Palamed; Ulysses, Diomedes, Antilochus, Sie wagen dir ins Angesicht zu trotzen: Ja jener junge Nere?densohn, Den deine Hand mit Rosen schmücken sollte, Die Stirn beut er, der übermüth'ge, dir; Den Fu?tritt will er, und erkl?rt es laut, Auf deinen k?niglichen Nacken setzen: Und meine gro?e Arestochter fragt mich, Ob sie den Siegesheimzug feiern darf?
Prothoe. (leidenschaftlich) Der K?niginn, du Falsche, sanken Helden An Hoheit, Muth und Sch?ne--
Penthesilea. Schweig, Verha?te! Asteria fühlt, wie ich, es ist nur Einer Hier mir zu sinken werth: und dieser Eine, Dort steht er noch im Feld der Schlacht und trotzt!
Prothoe. Nicht von der Leidenschaft, o Herrscherinn, Wirst du dich--
Penthesilea. Natter! Deine Zunge nimm gefangen! --Willst du den Zorn nicht deiner K?niginn wagen! Hinweg!
Prothoe. So wag' ich meiner K?niginn Zorn! Eh' will ich nie dein Antlitz wiedersehen, Als feig', in diesem Augenblick, dir eine Verr?therinn schmeichlerisch zur Seite stehn. Du bist, in Flammen wie du loderst, nicht Geschickt, den Krieg der Jungfraun fortzuführen; So wenig, wie, sich mit dem Spie? zu messen, Der L?we, wenn er von dem Gift getrunken, Das ihm der J?ger tückisch vorgesetzt. Nicht den Peliden, bei den ew'gen G?ttern, Wirst du in dieser Stimmung dir gewinnen: Vielmehr, noch eh' die Sonne sinkt, versprech' ich, Die Jünglinge, die unser Arm bezwungen, So vieler unsch?tzbaren Mühen Preis, Uns blo?, in deiner Raserei verlieren.
Penthesilea. Das ist ja sonderbar und unbegreiflich! Was macht dich pl?tzlich denn so feig?
Prothoe. Was mich?--
Penthesilea. Wen überwandst du, sag' mir an?
Prothoe. Lykaon, Den jungen Fürsten der Arkadier. Mich dünkt, du sahst ihn.
Penthesilea. So, so. War es jener, Der zitternd stand, mit eingeknicktem Helmbusch, Als ich mich den Gefangnen gestern--
Prothoe. Zitternd! Er stand so fest, wie je dir der Pelide! Im Kampf von meinen Pfeilen hei? getroffen, Sank er zu Füssen mir, stolz werd' ich ihn, An jenem Fest der Rosen, stolz, wie Eine, Zu unserm heil'gen Tempel führen k?nnen.
Penthesilea. Wahrhaftig? Wie du so begeistert bist. Nun denn--er soll dir nicht entrissen werden! --Führt aus der Schaar ihn den Gefangenen, Lykaon, den Arkadier herbei! --Nim, du unkriegerische Jungfrau, ihn, Entfleuch, da? er dir nicht verloren gehe, Aus dem Ger?usch der Schlacht mit ihm, bergt euch In Hecken von sü? duftendem Holunder, In der Gebirge fernsten Kluft, wo ihr Wollüstig Lied die Nachtigall dir fl?tet, Und fei'r es gleich, du Lüsterne, das Fest, Das deine Seele nicht erwarten kann. Doch aus dem Angesicht sei ewig mir, Sie aus der Hauptstadt mir verbannt, la? den Geliebten dich und seine Kü?e, tr?sten, Wenn Alles, Ruhm dir, Vaterland und Liebe, Die K?niginn, die Freundinn untergeht. Geh' und befreie--geh! ich will nichts wissen! Von deinem hassenswürd'gen Anblick mich!
Meroe. O, K?niginn!
Eine andere Fürstinn. (aus ihrem Gefolge) Welch ein Wort sprachst du?
Penthesilea. Schweigt, sag ich! Der Rache weih' ich den, der für sie fleht!
Eine Amazone. (tritt auf) Achilles nahet dir, o Herrscherinn!
Penthesilea. Er naht--Wohlauf, ihr Jungfraun, denn zur Schlacht!-- Reicht mir der Spie?e Treffendsten, o reicht Der Schwerdter Wetterflammendstes mir her! Die Lust, ihr G?tter, mü?t ihr mir gew?hren, Den einen hei?ersehnten Jüngling siegreich Zum Staub mir noch der Fü?e hinzuwerfen. Das ganze Maas von Glück erla? ich euch, Das meinem Leben zugemessen ist.-- Asteria! Du wirst die Schaaren führen. Besch?fftige den Griechentro? und sorge Da? sich des Kampfes Inbrunst mir nicht st?re.
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