Papa Hamlet | Page 3

Arno Holz and Johannes Schlaf
Tag lebt man von Kaffee und Butterbrot! Ich m��chte wissen, wie das arme Wurm dabei gedeihen sollte!"
"Ha! Zu leben im Schwei�� und Brodem eines eklen Betts, gebrht in F?ulnis, buhlend und sich paarend ber dem garst'gen Nest! Nicht wahr? Du willst damit sagen, da�� ich an unsrer Lage schuld bin, Amalie!"
"Na! Etwa ich?"
"Weib!!"
"Moi'n!"
Die Tr, an der es schon eine ganze Weile vergeblich geklopft hatte, wurde in diesem Augenblick weit aufgesto��en, und herein, in seinem ewigen Havelock, der vor Zeiten wahrscheinlich einmal hechtgrau gewesen war, den ungeheuren schwarzen Schlapphut tief in das kleine fidele, blasse Gesichtchen gedrckt, t?nzelte jetzt der kleine Ole Nissen.
"Moi'n! Also la��t euch nicht st��ren, Kinder! Bitte, bitte! Keine Umst?nde, Nielchen! Keine Umst?nde! Wei�� schon! Probiert 'ne neue Szene ein! Also, wie gesagt ... Donnerwetter! Ist das Biest hart!"
Er hatte sich eben mitten auf das kleine Kattun'ne plumpsen lassen und dabei wieder in einem Haar seine ?gypter verloren, die er schief zwischen die Z?hne geklemmt hielt.
"Also, wie gesagt! Laufe da eben ganz trbselig den Hafendamm runter. H?? Und wer begegnet mir da? Der Kanalinspektor! Na, wer denn sonst? Der Kanalinspektor natrlich! Nobel verheiratet, Villa in Bratsberg, no! etc. pp. K��nnt euch ja denken! Schleift mich also natrlich sofort zu Hiddersen und l?��t vorfahren... Na, oller Junge? Wie geht's?... Faul! sag ich also natrlich. Faul!...Hm! Wei��te was? KK��nntest eigentlich meine Alte portr?tieren!...Hm! Mit Jenu��, Kind! Mit Jenu��! Aber--e...Farben, siehst du--he, Leinwand, Rahmen also...H?! Was? Nobles Putthuhn!!"
Ole Nissen lie�� jetzt die sch��nen, noblen Kronen in seinen Taschen nur so klimpern.
"Frau Wach-tel! Frau Wachtell!! Frau Wach-tellll!!!"
Das Haus Thienwiebel schwamm wieder in Wonne. Sein Krach war wieder auf eine Weile verschoben.
"H?! Und dies? Ist das Butter? Und dies? H?? Ist das Schinken? H?? Und dies? H?? Platz fr das Silberzeug! Silentium!!"
Der kleine Ole war heute wieder ganz aus dem H?uschen...
Nachdem das "Silberzeug" dann endlich abger?umt und die Punschbowle zu zwei Dritteln bereits geleert war, mu��te Frau Wachtel sogar noch die Skatkarten "ranschleifen". Es war einfach herrlich! Der gro��e Thienwiebel hatte seinen trkischen Fez auf, Ole Nissen bot seine ?gypter sogar galant der alten Madame Wachtel an, die sich aber emp��rt von ihnen wieder in ihre Kche zurckflchtete, Amalie rauchte tapfer mit. Ihre alten Opheliajahre waren wieder lebendig in ihr geworden.
"Ach, Thienwiebel! Niels!! Geliebter!!!"
Der gro��e Thienwiebel stand da und weinte.
"Bin ich 'ne Memm'?--Ha! Rauft mir den Bart und werft ihn mir ins Antlitz! Nein, reizende Ophelial Nein! Weine nicht! Mein Schicksal ruft und macht die kleinste Ader meines Leibes so fest als Sehnen des Nemeerl��wen!... Was, alter Jephta?...Nein, glaube nicht, da��ich dir schmeichle! Was fr Bef��rdrung hoff ich wohl von dir, der keine Rent' als seinen muntren Geist, um sich zu n?hren und zu kleiden hat!"
Seine Stimme brach ab, die Hand, die er ihm auf die Schulter gelegt hatte, zitterte.--
Zuletzt, als die alte Glaslampe nur noch wie eine kleine ?lfunzel brannte und die prachtvollen ?gypter um ihre grne Glocke einen sch��nen, silbergrauen, fingerdicken Nebelring gelegt hatten, wurde auch der kleine Ole Nissen gerhrt.
Er hatte sich nach und nach zu der reizenden Ophelia auf das kleine, blaue Kattunberzogene gedr?ngt und titulierte sie nur noch "Miezchen". Jetzt hatte er endlich auch ihre H?nde zu fassen bekommen und bedeckte sie nun mit seinen Kssen.
Der gro��e Thienwiebel erhob keine Einsprache. Er hatte segnend seine H?nde ber sie gebreitet und konnte sein Herz nur noch stammelnd ausschtten.
"Der Kreis hier wei��, ihr h��rtet's auch gewi��, wie ich mit schwerem Trbsinn bin geplagt!"
Der kleine Krebsrote hinten in seiner Ecke hatte unterdessen seine Not mit sich gehabt. Schon verschiedene Male hatte er sich in den Schlaf geweint. Jetzt aber war er wieder aufgewacht und konnte absolut nicht mehr seinen Gummipfropfen finden. Die reizende Ophelia h��rte ihn nicht. Sie war l?ngst in ihrer Sofaecke eingeschlafen. Er schrie jetzt, als ob er am Spie��e stak.
Der gro��e Thienwiebel hatte natrlich erst recht keine Zeit fr den Schurken. Er hatte den kleinen Ole Nissen, der jetzt kaum noch seine kleinen, wasserblauen Augen aufhalten konnte, vorn an seinem Rockkragen zu packen bekommen und deklamierte nur wieder:
"Er ist eine Elster, Horatio! Eine Elster! Aber, wie ich dir sagte, mit weitl?ufigen Besitzungen von--Kot gesegnet!"

III

Es war nicht anders! Aber er hegte Taubenmut, der gro��e Thienwiebel, ihm fehlte es an Galle...
Er hatte seit kurzem--er wu��te nicht wodurch?--all seine Munterkeit eingeb��t, seine gewohnten ?bungen aufgegeben, und es stand in der Tat so bel um seine Gemtslage, da�� die Erde, dieser treffliche Bau, ihm nur ein kahles Vorgebirge schien. Dieser herrliche Baldachin, die Luft, dieses majest?tische Dach mit goldnem Feuer ausgelegt: kam es ihm doch nicht anders vor als ein fauler, verpesteter Haufe von Dnsten. Welch ein Meisterwerk war der Mensch! Wie edel durch Vernunft! Wie unbegrenzt an F?higkeiten! In Gestalt und Bewegung wie bedeutend und wunderwrdig im Handeln, wie ?hnlich einem Engel; im Begreifen, wie ?hnlich einem Gotte; die Zierde der Welt! Das Vorbild der Lebendigen! Und doch: was war ihm
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