Papa Hamlet | Page 8

Arno Holz and Johannes Schlaf
sein! Ein Kind bedarf der Erziehung, Amalie! Eine leichte Zchtigung..."
"Niels!?"
"Ach was! Aus dem Weg! Aus dem Weg, sage ich! ... Da, du in-famer Schlingel! Da, du in...Amaaalie!"
"Gewiá, du alter Esel! Du glaubst wohl, du kannst hier am Ende tun, was du Lust hast? Du geh”rst ja in die Verrcktenanstalt! Wie kann man denn 'n Kind von 'nem halben Jahr so maltr?tieren?! Wie kann man es schlagen !"
"Amaaalie!!"
War's m”glich?! War es zu glauben?! War das seine Backe?!
"Amaaalie!!!..."

V

"Wirtschaft, Horatio! Wirtschaft! Das Gebackne vom Leichenschmaus gab kalte Hochzeitsschsseln. E--doch, um auf der ebenen Heerstraáe der Freundschaft zu bleiben: was macht Ihr auf Helsing”r?"
Der groáe Thienwiebel hatte wieder gut auf der ebenen Heerstraáe der Freundschaft zu bleiben; was sollte der kleine Ole groá machen auf Helsing”r? Was er nun schon seit Wochen machte: Firmenschilder pinseln! Das rentierte sich. n?mlich famos, weiát du!
Abel Gr”ndal: Materialwarenhandlung, auch Heringe-Lars Brodersen: Canariensieen und Hanfsamen--Jacob Lorrensen: Alle Sorten Rauch-, Schnupf- und Kautabak-etc. pp. H?? Was? Noble Putthhner!!
Die sch”nen Leberwurstfarbenen waren wieder zu Ehren gekommen, die prachtvollen ?gypter wurden wieder nur so pfundweis verpafft, die verteufelte kleine Mieze lieá die arme, liebe, alte, gute Frau Wachtel kaum mehr vom Schlsselloch wegkommen.
Es war aber auch wirklich schrecklich, was es jetzt alles dort drinnen zu sehn gab. Die vielen weiáen Salbent”pfe, in die die Farben nur so wie Butter reingequetscht waren, die merkwrdig groáen Maurerpinsel, die der gesch?ftige' kleine Ole kaum zu dirigieren vermochte, die sch”nen, dicken, mannslangen Bretter, auf denen man jetzt die wunderbarsten Sachen zu lesen bekam, und vor allen Dingen auch jener groáe, geheimnisvolle, grne Wandschirm dicht neben dem Ofen, hinter dem sich immer die sch?ndliche, kleine Mieze versteckt hielt, das alles interessierte die alte, liebe, gute Frau Wachtel auf das lebhafteste. Noch nie hatte sie sich mit ihrer Stellung als Zimmervermieterin so zufrieden gefhlt. Die drckendsten alten Rckst?nde waren wieder ausgeglichen, fr die d”sigen Thienwiebels brauchte ihr jetzt auch nicht mehr so bange zu sein, ja, ja! Der liebe Herrgott!
Die reizende Ophelia war wieder in ihren alten Stumpfsinn zurckverfallen. Sie bereute ihre Untat aufs tiefste. Das einzige, was ihr so schlieálich noch vom Leben briggeblieben war, war ihr Salbeitopf.
Ihr groáer Gatte verachtete sie nur noch...Geschrieben--e...hatte man ihm zwar unterdessen bereits, aber--e...wie kam's daá sie umherstreiften? Ein fester Aufenthalt war vorteilhafter fr ihren Ruf als ihre Einnahme! Kurz und gut, es war eben nur eine umherziehende Truppe gewesen, und der groáe Thienwiebel hatte sich zu degradieren gefrchtet. Solange noch der kleine Ole da nebenan da war...kurz und gut: er tat, was Ihm Beruf und Neigung hieá! Denn...e...jeder Mensch hat Neigung und Beruf!
Am schlimmsten erging es jedoch entschieden dem kleinen Fortinbras. Seine Z?hnchen hatten ihm seinen sch”nen Gummipfropfen ganz verleidet. Er hatte an nichts mehr Freude; nicht einmal am Schreien mehr.
Er war ein vollendeter Pessimist geworden. An seinem knftigen Beruf, seinen groáen Vater den Unbefriedigten zu erkl?ren, schien ihm nur noch. wenig zu liegen. Sein kleines Zngchen war dick belegt, seine H?ndchen sahen weiá wie Kuchenteig aus, er schlief jetzt oft ganze Tage lang.
Nur heute abend war er auffallend munter.
Die beiden hellen Lampen auf dem Tische, die vielen Leute, der Skandal, der merkwrdig groáe Zuckerkringel, den man ihm so unerwartet in die Hand gesteckt hatte: er begriff das alles nicht. Nu bloá noch'n biáchen Streupulver!
Die Damen hatten auf dem Sofa Platz genommen, die kleine Mieze, die sich zu den Mannsleuten rechnete, saá dem kleinen Ole vis-a-vis, der groáe Thienwiebel pr?sidierte. Die groáartige Gans mitten auf dem Tisch in deren knusprigen Prachtrcken er eben energisch seine blitzende Bratengabel gestoáen hatte, roch durch das ganze kleine Zimmer. Die beiden Lampen rechts und links brannten durch ihren Dampf wie durch einen Nebel. Frau Wachtel, die sich in ihrer Sofaecke wie auf einem Pr?sentierteller vorkam, atmete schwer. Sie hatte heute ihr "Seidnes". an.
"Willkommen, all ihr Herrn! Wir wollen frisch daran, wie franz”sische Falkoniere, auf alles losfliegen, was uns vorkommt! Beim Himmel! Den mach ich zum Gespenst, der mich zurckh?lt!...Ha! Seid Ihr tugendhaft, sch”ne Dame?"
"Thienwiebelchen?"
Der kleine Ole , der sich eben ber seinen pomp”sen Flgel hergemacht hatte, blinzelte vor Entzcken. Die kleine Mieze war heute mal wieder ordentlich zum Anknabbern!
"Thienwiebelchen?!"
Das reizende Grbchen in ihrem rosa Fingerchen kam jetzt so recht zur Geltung.
"Thienwiebelchen? Es gibt was!"
Aber der groáe Thienwiebel, der sich jetzt auch die Serviette unter sein blaues Doppelkinn gestopft hatte, fhlte sich wieder durchaus auf der H”he der Situation.
"Meint Ihr, ich h?tte erbauliche Dinge im Sinn? Ein sch”ner Gedanke, zwischen den..."
"Nielchen!!"
Der kleine Ole hat es fr die h”chste Zeit gehalten.
Er hatte sich jetzt auch seinen prachtvollen Porter eingeschenkt und schwenkte ihn nun fidel gegen die neue Lampe.
"Putthuhn Nro. 25!"
Sein sch”nes Jubil?um sollte nicht so ohne weiteres zu Wasser werden.
"Putthuhn Nro. 25!"
Die kleine Mieze war jetzt ganz rot vor Vergngen. Die beiden kleinen, silbernen Ringe in ihren Ohrl?ppchen blitzten, ihr Stumpfn?schen sah wie aus Marzipan aus.
"Bravo, Dickchen! Es soll leben! Putthuhn Nro. 25!" Sie hatte ausgelassen
Continue reading on your phone by scaning this QR Code

 / 16
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.