st”rrisch!"
Amalie, die jetzt ihre kleine, mollige Fuábank der Trikottaillien wegen
zu ihrem groáen Leidwesen vom Ofen ans Fenster hatte verlegen mssen,
war gerade dabei, sich ihre erste Nadel fr heute einzuf„deln. Sie hatte
wieder so lange inhalieren mssen...
"St”rrisch?"
"Wie ich dir sage, Amalie! St”rrisch!"
"Ach, nich doch!"
"Amalie? Ich sage dir noch einmal- st”rrisch! Fortinbras ist st”rrisch.
St”r-risch!!"
"Ach, red doch nich! Wie soll er denn st”rrisch sein!"
"Amalie?!"
Amalie sah sich nicht einmal um. Sie zuckte kaum mit den Achseln.
"So! So! Also glaubst du mir nicht mehr, wenn ich dir etwas sage! Du
miátraust mir! In der Tat! In der Tat! Ich h„tte mir das denken k”nnen!
Sag's doch lieber gleich! Wozu die Umst„nde! Du bedauerst, daá ich
mich nicht noch schneller aufreibe!"
Amalie nieste. Sie wollte ihren Schnupfen gar nicht mehr loswerden.
Mitten im Sommer.
"Natrlich! Wie sollte man auch nicht! Man vertreibt sich die Zeit
mit--Niesen! Man trinkt Kaffee und vertreibt sich die Zeit mit--Niesen!
In der Tat! In der Tat! Andre Leute m”gen unterdes zusehn, wie sie
fertig werden!...Aber, ich werde es dir beweisen, Amalie! H”rst du? Ich
werde es dir beweisen, daá Fortinbras st”rrisch ist!--Du! Sag a...a...Nun?
Wird's bald?...Na?...A!...Du Schlingel! A!...A!!...Ha! Siehst du?! Wie
ich dir sagte, wie ich dir sagte, Amalie! Der Lmmel brllt, als wenn ihm
der Kopf abgeschnitten wird! Er ist st”rrisch! Habe ich recht
gehabt?!--Willst du still sein, du Zebra?! Gleich bist du still!"
Jetzt endlich war Amalie an ihrem Fenster pl”tzlich etwas
aufmerksamer geworden.
"Du willst ihn doch nicht etwa--schlagen?"
"Gewiá will ich das, Amalie! Ein Kind darf nicht eigenwillig sein! Ein
Kind bedarf der Erziehung, Amalie! Eine leichte Zchtigung..."
"Niels!?"
"Ach was! Aus dem Weg! Aus dem Weg, sage ich! ... Da, du in-famer
Schlingel! Da, du in...Amaaalie!"
"Gewiá, du alter Esel! Du glaubst wohl, du kannst hier am Ende tun,
was du Lust hast? Du geh”rst ja in die Verrcktenanstalt! Wie kann man
denn 'n Kind von 'nem halben Jahr so maltr„tieren?! Wie kann man es
schlagen !"
"Amaaalie!!"
War's m”glich?! War es zu glauben?! War das seine Backe?!
"Amaaalie!!!..."
V
"Wirtschaft, Horatio! Wirtschaft! Das Gebackne vom Leichenschmaus
gab kalte Hochzeitsschsseln. E--doch, um auf der ebenen Heerstraáe
der Freundschaft zu bleiben: was macht Ihr auf Helsing”r?"
Der groáe Thienwiebel hatte wieder gut auf der ebenen Heerstraáe der
Freundschaft zu bleiben; was sollte der kleine Ole groá machen auf
Helsing”r? Was er nun schon seit Wochen machte: Firmenschilder
pinseln! Das rentierte sich. n„mlich famos, weiát du!
Abel Gr”ndal: Materialwarenhandlung, auch Heringe-Lars Brodersen:
Canariensieen und Hanfsamen--Jacob Lorrensen: Alle Sorten Rauch-,
Schnupf- und Kautabak-etc. pp. H„? Was? Noble Putthhner!!
Die sch”nen Leberwurstfarbenen waren wieder zu Ehren gekommen,
die prachtvollen Žgypter wurden wieder nur so pfundweis verpafft, die
verteufelte kleine Mieze lieá die arme, liebe, alte, gute Frau Wachtel
kaum mehr vom Schlsselloch wegkommen.
Es war aber auch wirklich schrecklich, was es jetzt alles dort drinnen zu
sehn gab. Die vielen weiáen Salbent”pfe, in die die Farben nur so wie
Butter reingequetscht waren, die merkwrdig groáen Maurerpinsel, die
der gesch„ftige' kleine Ole kaum zu dirigieren vermochte, die sch”nen,
dicken, mannslangen Bretter, auf denen man jetzt die wunderbarsten
Sachen zu lesen bekam, und vor allen Dingen auch jener groáe,
geheimnisvolle, grne Wandschirm dicht neben dem Ofen, hinter dem
sich immer die sch„ndliche, kleine Mieze versteckt hielt, das alles
interessierte die alte, liebe, gute Frau Wachtel auf das lebhafteste. Noch
nie hatte sie sich mit ihrer Stellung als Zimmervermieterin so zufrieden
gefhlt. Die drckendsten alten Rckst„nde waren wieder ausgeglichen, fr
die d”sigen Thienwiebels brauchte ihr jetzt auch nicht mehr so bange
zu sein, ja, ja! Der liebe Herrgott!
Die reizende Ophelia war wieder in ihren alten Stumpfsinn
zurckverfallen. Sie bereute ihre Untat aufs tiefste. Das einzige, was ihr
so schlieálich noch vom Leben briggeblieben war, war ihr Salbeitopf.
Ihr groáer Gatte verachtete sie nur noch...Geschrieben--e...hatte man
ihm zwar unterdessen bereits, aber--e...wie kam's daá sie umherstreiften?
Ein fester Aufenthalt war vorteilhafter fr ihren Ruf als ihre Einnahme!
Kurz und gut, es war eben nur eine umherziehende Truppe gewesen,
und der groáe Thienwiebel hatte sich zu degradieren gefrchtet. Solange
noch der kleine Ole da nebenan da war...kurz und gut: er tat, was Ihm
Beruf und Neigung hieá! Denn...e...jeder Mensch hat Neigung und
Beruf!
Am schlimmsten erging es jedoch entschieden dem kleinen Fortinbras.
Seine Z„hnchen hatten ihm seinen sch”nen Gummipfropfen ganz
verleidet. Er hatte an nichts mehr Freude; nicht einmal am Schreien
mehr.
Er war ein vollendeter Pessimist geworden. An seinem knftigen Beruf,
seinen groáen Vater den Unbefriedigten zu erkl„ren, schien ihm nur
noch. wenig zu liegen. Sein kleines Zngchen war dick belegt, seine
H„ndchen sahen weiá wie Kuchenteig aus, er schlief jetzt oft ganze
Tage lang.
Nur heute abend war er auffallend munter.
Die beiden hellen Lampen auf dem Tische, die vielen Leute, der
Skandal, der merkwrdig groáe Zuckerkringel, den man ihm so
Continue reading on your phone by scaning this QR Code
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the
Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.