Nathan der Weise | Page 8

Gotthold Ephraim Lessing
Ehgemahl Nach Pal?stina folgen w��rd', um da Ein Judenm?dchen zu erziehn. Es war Mein lieber Ehgemahl ein edler Knecht In Kaiser Friedrichs Heere--
Tempelherr. Von Geburt Ein Schweizer, dem die Ehr' und Gnade ward, Mit Seiner Kaiserlichen Majest?t In einem Flusse zu ersaufen.--Weib! Wievielmal habt Ihr mir das schon erz?hlt? H?rt Ihr denn gar nicht auf mich zu verfolgen?
Daja. Verfolgen! lieber Gott!
Tempelherr. Ja, ja, verfolgen. Ich will nun einmal Euch nicht weiter sehn! Nicht h?ren! Will von Euch an eine Tat Nicht fort und fort erinnert sein, bei der Ich nichts gedacht; die, wenn ich dr��ber denke, Zum R?tsel von mir selbst mir wird. Zwar m?cht' Ich sie nicht gern bereuen. Aber seht; Ereignet so ein Fall sich wieder: Ihr Seid schuld, wenn ich so rasch nicht handle; wenn Ich mich vorher erkund--und brennen lasse, Was brennt.
Daja. Bewahre Gott!
Tempelherr. Von heut an tut Mir den Gefallen wenigstens, und kennt Mich weiter nicht. Ich bitt Euch drum. Auch la?t Den Vater mir vom Halse. Jud' ist Jude. Ich bin ein plumper Schwab. Des M?dchens Bild Ist l?ngst aus meiner Seele; wenn es je Da war.
Daja. Doch Eures ist aus ihrer nicht.
Tempelherr. Was soll's nun aber da? was soll's?
Daja. Wer wei?! Die Menschen sind nicht immer, was sie scheinen.
Tempelherr. Doch selten etwas Bessers. (Er geht.)
Daja. Wartet doch! Was eilt Ihr?
Tempelherr. Weib, macht mir die Palmen nicht Verha?t, worunter ich so gern sonst wandle.
Daja. So geh, du deutscher B?r! so geh!--Und doch Mu? ich die Spur des Tieres nicht verlieren.
(Sie geht ihm von weiten nach.)

Zweiter Aufzug

Erster Auftritt
(Die Szene: des Sultans Palast.)
Saladin und Sittah spielen Schach.
Sittah. Wo bist du, Saladin? Wie spielst du heut?
Saladin. Nicht gut? Ich d?chte doch.
Sittah. F��r mich; und kaum. Nimm diesen Zug zur��ck.
Saladin. Warum?
Sittah. Der Springer Wird unbedeckt.
Saladin. Ist wahr. Nun so!
Sittah. So zieh Ich in die Gabel.
Saladin. Wieder wahr.--Schach dann!
Sittah. Was hilft dir das? Ich setze vor: und du Bist, wie du warst.
Saladin. Aus dieser Klemme seh Ich wohl, ist ohne Bu?e nicht zu kommen. Mag's! nimm den Springer nur.
Sittah. Ich will ihn nicht. Ich geh vorbei.
Saladin. Du schenkst mir nichts. Dir liegt An diesem Plane mehr, als an dem Springer.
Sittah. Kann sein.
Saladin. Mach deine Rechnung nur nicht ohne Den Wirt. Denn sieh! Was gilt's, das warst du nicht Vermuten?
Sittah. Freilich nicht. Wie konnt' ich auch Vermuten, da? du deiner K?nigin So m��de w?rst?
Saladin. Ich meiner K?nigin?
Sittah. Ich seh nun schon.--ich soll heut meine tausend Dinar', kein Naserinchen mehr gewinnen.
Saladin. Wieso?
Sittah. Frag noch!--Weil du mit Flei?, mit aller Gewalt verlieren willst.--Doch dabei find Ich meine Rechnung nicht. Denn au?er, da? Ein solches Spiel das unterhaltendste Nicht ist: gewann ich immer nicht am meisten Mit dir' wenn ich verlor? Wenn hast du mir Den Satz, mich des verlornen Spieles wegen Zu tr?sten, doppelt nicht hernach geschenkt?
Saladin. Ei sieh! so h?ttest du ja wohl, wenn du Verlorst, mit Flei? verloren, Schwesterchen?
Sittah. Zum wenigsten kann gar wohl sein, da? deine Freigebigkeit, mein liebes Br��derchen, Schuld ist, da? ich nicht besser spielen lernen.
Saladin. Wir kommen ab vom Spiele. Mach ein Ende!
Sittah. So bleibt es? Nun dann: Schach! und doppelt Schach!
Saladin. Nun freilich; dieses Abschach hab ich nicht Gesehn, das meine K?nigin zugleich Mit niederwirft.
Sittah. War dem noch abzuhelfen? La? sehn.
Saladin. Nein, nein; nimm nur die K?nigin. Ich war mit diesem Steine nie recht gl��cklich.
Sittah. Blo? mit dem Steine?
Saladin. Fort damit!--Das tut Mir nichts. Denn so ist alles wiederum Gesch��tzt.
Sittah. Wie h?flich man mit K?niginnen Verfahren m��sse: hat mein Bruder mich Zu wohl gelehrt. (Sie l??t sie stehen.)
Saladin. Nimm, oder nimm sie nicht! Ich habe keine mehr.
Sittah. Wozu sie nehmen? Schach!--Schach!
Saladin. Nur weiter.
Sittah. Schach!--und Schach!--und Schach!--
Saladin. Und matt!
Sittah. Nicht ganz; du ziehst den Springer noch Dazwischen; oder was du machen willst. Gleichviel!
Saladin. Ganz recht!--Du hast gewonnen: und Al-Hafi zahlt.--Man lass' ihn rufen! gleich! Du hattest, Sittah, nicht so unrecht; ich War nicht so ganz beim Spiele; war zerstreut. Und dann: wer gibt uns denn die glatten Steine Best?ndig? die an nichts erinnern, nichts Bezeichnen. Hab ich mit dem Iman denn Gespielt?--Doch was? Verlust will Vorwand. Nicht Die umgeformten Steine, Sittah, sind's, Die mich verlieren machten: deine Kunst, Dein ruhiger und schneller Blick...
Sittah. Auch so Willst du den Stachel des Verlusts nur stumpfen. Genug, du warst zerstreut; und mehr als ich.
Saladin. Als du? Was h?tte dich zerstreuet?
Sittah. Deine Zerstreuung freilich nicht!--O Saladin, Wenn werden wir so flei?ig wieder spielen.
Saladin. So spielen wir um so viel gieriger!-- Ah! weil es wieder losgeht, meinst du?--Mag's!-- Nur zu!--Ich habe nicht zuerst gezogen; Ich h?tte gern den Stillestand aufs neue Verl?ngert; h?tte meiner Sittah gern, Gern einen guten Mann zugleich verschafft. Und das mu? Richards Bruder sein: er ist Ja Richards Bruder.
Sittah. Wenn du deinen Richard Nur loben kannst!
Saladin. Wenn unserm Bruder Melek Dann Richards Schwester w?r' zu Teile worden: Ha! welch ein Haus zusammen! Ha, der ersten, Der besten H?user in der Welt das beste! Du h?rst, ich bin
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