Nachtstuecke | Page 7

E.T.A. Hoffmann
schreibe ich Dir aber das alles? Besser und ausf��hrlicher h?tte ich Dir das m��ndlich erz?hlen k?nnen. Wisse n?mlich, da? ich ��ber vierzehn Tage bei Euch bin. Ich mu? mein s��?es liebes Engelsbild, meine Clara, wiedersehen. Weggehaucht wird dann die Verstimmung sein, die sich (ich mu? das gestehen) nach dem fatalen verst?ndigen Briefe meiner bemeistern wollte. Deshalb schreibe ich auch heute nicht an sie.
Tausend Gr��?e etc. etc. etc.
Seltsamer und wunderlicher kann nichts erfunden werden, als dasjenige ist, was sich mit meinem armen Freunde, dem jungen Studenten Nathanael, zugetragen, und was ich dir, g��nstiger Leser! zu erz?hlen unternommen. Hast du, Geneigtester! wohl jemals etwas erlebt, das deine Brust, Sinn und Gedanken ganz und gar erf��llte, alles andere daraus verdr?ngend? Es g?rte und kochte in dir, zur siedenden Glut entz��ndet sprang das Blut durch die Adern und f?rbte h?her deine Wangen. Dein Blick war so seltsam als wolle er Gestalten, keinem andern Auge sichtbar, im leeren Raum erfassen und die Rede zerflo? in dunkle Seufzer. Da frugen dich die Freunde: ?Wie ist Ihnen, Verehrter? - Was haben Sie, Teurer?? Und nun wolltest du das innere Gebilde mit allen gl��henden Farben und Schatten und Lichtern aussprechen und m��htest dich ab, Worte zu finden, um nur anzufangen. Aber es war dir, als m��?test du nun gleich im ersten Wort alles Wunderbare, Herrliche, Entsetzliche, Lustige, Grauenhafte, das sich zugetragen, recht zusammengreifen, so da? es, wie ein elektrischer Schlag, alle treffe. Doch jedes Wort, alles was Rede vermag, schien dir farblos und frostig und tot. Du suchst und suchst, und stotterst und stammelst, und die n��chternen Fragen der Freunde schlagen, wie eisige Windeshauche, hinein in deine innere Glut, bis sie verl?schen will. Hattest du aber, wie ein kecker Maler, erst mit einigen verwegenen Strichen, den Umri? deines innern Bildes hingeworfen, so trugst du mit leichter M��he immer gl��hender und gl��hender die Farben auf und das lebendige Gew��hl mannigfacher Gestalten ri? die Freunde fort und sie sahen, wie du, sich selbst mitten im Bilde, das aus deinem Gem��t hervorgegangen! - Mich hat, wie ich es dir, geneigter Leser! gestehen mu?, eigentlich niemand nach der Geschichte des jungen Nathanael gefragt; du wei?t ja aber wohl, da? ich zu dem wunderlichen Geschlechte der Autoren geh?re, denen, tragen sie etwas so in sich, wie ich es vorhin beschrieben, so zumute wird, als frage jeder, der in ihre N?he kommt und nebenher auch wohl noch die ganze Welt: ?Was ist es denn? Erz?hlen Sie Liebster?? - So trieb es mich denn gar gewaltig, von Nathanaels verh?ngnisvollem Leben zu dir zu sprechen. Das Wunderbare, Seltsame davon erf��llte meine ganze Seele, aber eben deshalb und weil ich dich, o mein Leser! gleich geneigt machen mu?te, Wunderliches zu ertragen, welches nichts Geringes ist, qu?lte ich mich ab, Nathanaels Geschichte, bedeutend - originell, ergreifend, anzufangen: ?Es war einmal? - der sch?nste Anfang jeder Erz?hlung, zu n��chtern! - ?In der kleinen Provinzialstadt S. lebte? - etwas besser, wenigstens ausholend zum Klimax. - Oder gleich medias in res: ?>Scher er sich zum Teufel<, rief, Wut und Entsetzen im wilden Blick, der Student Nathanael, als der Wetterglash?ndler Giuseppe Coppola? - Das hatte ich in der Tat schon aufgeschrieben, als ich in dem wilden Blick des Studenten Nathanael etwas Possierliches zu versp��ren glaubte; die Geschichte ist aber gar nicht spa?haft. Mir kam keine Rede in den Sinn, die nur im mindesten etwas von dem Farbenglanz des innern Bildes abzuspiegeln schien. Ich beschlo? gar nicht anzufangen. Nimm, geneigter Leser! die drei Briefe, welche Freund Lothar mir g��tigst mitteilte, f��r den Umri? des Gebildes, in das ich nun erz?hlend immer mehr und mehr Farbe hineinzutragen mich bem��hen werde. Vielleicht gelingt es mir, manche Gestalt, wie ein guter Portr?tmaler, so aufzufassen, da? du es ?hnlich findest, ohne das Original zu kennen, ja da? es dir ist, als h?ttest du die Person recht oft schon mit leibhaftigen Augen gesehen. Vielleicht wirst du, o mein Leser! dann glauben, da? nichts wunderlicher und toller sei, als das wirkliche Leben und da? dieses der Dichter doch nur, wie in eines matt geschliffnen Spiegels dunklem Widerschein, auffassen k?nne.
Damit klarer werde, was gleich anfangs zu wissen n?tig, ist jenen Briefen noch hinzuzuf��gen, da? bald darauf, als Nathanaels Vater gestorben, Clara und Lothar, Kinder eines weitl?uftigen Verwandten, der ebenfalls gestorben und sie verwaist nachgelassen, von Nathanaels Mutter ins Haus genommen wurden. Clara und Nathanael fa?ten eine heftige Zuneigung zueinander, wogegen kein Mensch auf Erden etwas einzuwenden hatte; sie waren daher Verlobte, als Nathanael den Ort verlie? um seine Studien in G. - fortzusetzen. Da ist er nun in seinem letzten Brief und h?rt Kollegia bei dem ber��hmten Professor Physices, Spalanzani.
Nun k?nnte ich getrost in der Erz?hlung fortfahren; aber in dem Augenblick steht Claras Bild so lebendig mir vor Augen, da? ich nicht wegschauen kann, so wie es immer geschah, wenn sie mich holdl?chelnd anblickte. - F��r sch?n konnte Clara keinesweges
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