vielleicht auch Eigenliebe verrieth; dennoch lie? sich ein gutmüthiger Ausdruck darin nicht verkennen, und das ganze Gesicht war entschuldigt, sobald man erfuhr, da? es einem Weinreisenden geh?rte.
?Und k?nnen Sie uns vielleicht genau die Abfahrt des Schiffs sagen?? frug die Frau Professorin endlich, die erste m?gliche Pause benutzend; ?es hie? da? es schon morgen früh in See gehen sollte.?
?Wind und Wetter permitting wie die Engl?nder sagen? l?chelte der Weinreisende, sehr zufrieden dadurch zugleich seine nautischen wie auch sonstigen Kenntnisse der englischen Sprache gezeigt zu haben.
?Was hei?t das?? sagte die Frau Professorin, etwas verlegen.
?Ah, da? ein Schiff nicht segeln kann, wenn der Wind nicht günstig ist,? l?chelte der Weinreisende nach den beiden jungen Damen hinüber. ?Uebrigens wird die Haidschnucke keineswegs vor morgen Abend in See gehn? setzte er beruhigend hinzu; ?ich bin mit dem Capitain sehr eng befreundet -- wir haben schon manche Flasche zusammen ausgestochen, und er hat mich versichert da? er morgen Abend um sechs Uhr, mit eintretender Ebbe, seinen Anker lichten und seine Segel spannen würde. Sie wissen wohl, gn?dige Frau -- ?Segel gespannt und den Anker gelichtet,? wie wir Seeleute singen.?
?Also vor morgen Abend nicht? oh das ist mir sehr lieb? sagte die Frau beruhigt; ?dann brauchen wir auch nicht die Nacht durchzureisen und ich kann die Kinder zu Bett bringen, sobald der Vater zurückkommt. Sie wissen es doch ganz gewi???
?Parole d'honneur!? sagte der Weinreisende, sich, mit der rechten Hand und den Siegelring auf dem Herzen, verbeugend. ?Uebrigens? fuhr er lebhafter fort, ?wird, nach Goethe, wie bekannt, durch zweier Zeugen Mund, überall die Wahrheit kund, und hier an dem Tisch sitzt noch ein Reisegef?hrte von uns, der ebenfalls seine Passage auf der Haidschnucke genommen hat und erst wahrscheinlich morgen früh um elf Uhr mit dem zweiten Dampfboot nach Brake fahren wird, an Bord zu gehn -- Herr Mehlmeier, dürfte ich Sie bitten sich einen Augenblick hierherüber zu bemühen und -- Sie erlauben mir doch da? ich ihnen Herrn Mehlmeier vorstellen darf??
?Wird uns sehr angenehm sein? sagte die Frau Professorin etwas verlegen; es war ihr eben nicht angenehm, in der Abwesenheit ihres Mannes mit so vielen fremden Menschen hier zu verkehren.
Herr Mehlmeier, der indessen still und regungslos, und ohne auch nur den Kopf nach jemand Anderem umzuwenden, vor seinem wieder und wieder gefüllten Glas Bier gesessen hatte, war bei dem Ruf seines Namens aufgesprungen, als ob ihn was mit einer Stecknadel an irgend einem empfindlichen Theil gestochen h?tte. Es war eine gro?e, fast überm??ig starke Gestalt, die des Herrn Mehlmeier, mit einem vollen runden gutmüthigen Gesicht, sehr breiten Schultern und stattlichem, etwas bauchigem K?rper, Marie aber sowohl wie Eduard, und selbst Anna konnten sich kaum eines L?chelns erwehren, als er den Mund ?ffnete, und mit einer ganz feinen weichen, fast weiblichen Stimme ausrief:
?Was befehlen Sie Herr Steinert??
?Ach lieber Herr Mehlmeier,? rief aber Herr Steinert -- ?ich wollte mir vor allen Dingen die Freiheit nehmen, Sie den Damen hier, die wir so glücklich sind künftige Reisegef?hrtinnen von uns zu nennen, nach aller Form vorzustellen -- Herr Christian Mehlmeier von Schmalkalden -- und -- aber ich wei? wahrhaftig Ihren eigenen Namen noch nicht, meine Damen --?
?Die Familie des Professor Lobenstein aus Heilingen? nahm hier Eduard das Wort, der sich jetzt besonders für den dicken Mann mit der feinen Stimme interessirte.
?Professor Lobenstein?? rief Herr Steinert, rasch nach dem jungen Mann herumfahrend -- ?Familie des Professor Lobenstein -- corpo di Bacho! da sind wir ja alte Bekannte -- habe das Vergnügen schon früher gehabt mit Ihrem Herrn Vater in einer sehr angenehmen Gesch?ftsverbindung zu stehn -- ich machte in Weinen für das Haus Schwartz und Pelzer in Frankfurt am Main -- und der Herr Professor machten ebenfalls die Reise mit.?
?Wir erwarten ihn jeden Augenblick? sagte die Frau Professorin, sich dabei ungeduldig nach der Thüre umsehend, denn die Bekanntschaft des Herrn Steinert, der mit seiner lauten Stimme schon die Aufmerksamkeit s?mmtlicher übrigen G?ste auf sie gezogen hatte, fing an ihr drückend zu werden.
?Er ist eben fortgegangen sich über die genaue Abfahrt des Schiffes Gewi?heit zu holen,? erg?nzte Eduard.
?Ah ja, unser Schiff? rief Herr Steinert, sich pl?tzlich wieder der Sache erinnernd, wegen der er Herrn Mehlmeier eigentlich herbeigerufen. ?Sie haben ja selber heute mit den Rhedern gesprochen, nicht wahr lieber Mehlmeier??
?Ja wohl? sagte der dicke Mann mit seiner feinsten Stimmlage, w?hrend er dabei stark mit dem Kopf schüttelte.
?Dann ist also keine Gefahr da? wir das Schiff vers?umen, wenn wir bis morgen früh hier bleiben?? frug die Frau Professorin. Herr Mehlmeier nickte ihr aber sehr bedenklich zu und sie frug rasch -- ?Sie glauben doch??
?Bitte um Verzeihung -- Gott bewahre? sagte der dicke Mann erschreckt. -- Das Gespr?ch wurde aber hier durch den Professor selber unterbrochen, der in diesem Augenblick den Saal betrat und noch unter der Thür zwei Zimmer für sich und die Seinen mit den n?thigen Betten, bestellte. Der Oberkellner war ihm darin aber
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