wie Sophie konnten
ihn auch nicht leiden, ja die letztere behauptete sogar er verstelle sich
und sie habe ihn schon ganz ordentlich, wenigstens zehntausend Mal
besser sprechen hören, als er es jedesmal affektire, wenn er zu ihnen in
die Wohnung komme; Clara aber hatte Mitleid mit dem armen
Menschen, den sie seines Unglücks wegen innig bedauerte, schenkte
ihm oft eine Kleinigkeit und spottete nie über ihn, während Herr
Dollinger selber, ihn als einen brauchbaren und treuen Diener, der noch
außerdem eine vortreffliche Hand schrieb, kannte und sehr zufrieden
mit ihm war, ihm auch jedes nur mögliche Vertrauen bewieß.
»Hallo, Loßenwerder, was bringst Du mir da in's Haus?« rief ihm sein
Principal jetzt halb lachend, halb erstaunt entgegen, als der kleine
Mann das Zimmer betrat und schüchtern an der Thüre stehen blieb --
»ist das für mich oder meine Tochter?«
»Gewiß für mich, Väterchen,« rief Clara, rasch von ihrem Sitze
aufspringend -- »siehst Du, der Onkel hat mich doch nicht ganz
vergessen mit meinem Fest, und mir Gruß und Geschenk geschickt.«
»Hehehe -- mö -- mö -- möchten es sich wo -- wo -- wo -- wo -- wohl
wü -- n -- nschen Fräulein« lachte aber der Stotternde, indem er Herrn
Dollinger zuwinkte, daß das Paket für ihn sei -- »ka -- ka -- ka -- kann
ich mir de -- de -- de -- de -- denken -- Go -- go -- gold und Ba -- ba --
ba -- ba -- bank -- no -- noten.« Er zog dabei einen Brief aus der Tasche,
den er dem Herrn übergab.
»Hm, hm, hm« sagte aber dieser kopfschüttelnd, »und das bringst Du
mir jetzt in's Haus -- gerade wo ich ausfahren will -- warum hast Du es
denn nicht dem Cassirer gegeben?«
»Ni -- ni -- nirgends zu fi -- fi -- fi -- finden« stotterte Loßenwerder.
Herr Dollinger warf den Kopf, den Brief flüchtig durchfliegend,
herüber und hinüber, sagte dann aber, aufstehend und das Papier vor
sich hinlegend:
»Ja, da läßt sich denn weiter Nichts ändern; gieb mir das Paket
Loßenwerder, und sieh dann zu, daß Du Herrn Reibich findest. Ich
lasse ihn bitten um sieben oder halb acht Uhr heute Abend auf einen
Augenblick zu mir zu kommen -- verstanden?«
»Ja -- ja -- jawohl He -- he -- he -- herr Do -- do -- do -- Do -- «
»Schon gut« lachte Herr Dollinger, ihm zuwinkend, »und hier,
Loßenwerder, magst Du auch einmal ein Glas auf das Wohl meiner
Tochter trinken. Fräulein Clara's Geburtstag ist heute -- hier Clara,
reich es dem jungen Herrn.« Er füllte dabei ein Wasserglas bis zum
Rande voll von dem funkelnden, schäumenden Naß, und während Clara
mit freundlichem Lächeln dem armen Teufel das Glas credenzte, nahm
Herr Dollinger das Paket mit Geld, ging zu dem nahen Secretair, in
dem der Schlüssel stak, öffnete ihn, legte das Geld hinein, zog dann
den Schlüssel ab und sagte, diesen der Tochter überreichend:
»So Kinder, heute müßt Ihr einmal auf ein paar Stunden mein Cassirer
sein, bis der andere aufgefunden werden kann.«
Clara nickte dem Vater freundlich zu, und Loßenwerder, der das volle
Glas in der Hand hielt und auf einmal ganz blutroth im Gesicht
geworden war, hob es empor und rief stotternd:
»Fr -- re, re, re, re, re, räu -- le -- le -- lein Cla -- ra -- ra -- ra -- ra -- aus
ga -- ga -- ganzem He -- he -- he -- he -- he -- he -- her -- ze -- ze --
zen.«
Als ob er aber mit den Worten in der Kehle Luft gemacht, setzte er das
Glas an, und der Wein verschwand wie durch Zauberei.
»Alle Wetter« lachte Herr Dollinger, der sich gerade nach ihm
umdrehte, »Loßenwerder hat einen vortrefflichen Zug -- nun? -- hat's
geschmeckt?«
»Gu -- gut Herr Do -- do -- do -- do -- do.«
»Genug, genug« winkte ihm der Principal wieder ab -- »also bestell mir
das ordentlich.«
Loßenwerder, der Art entlassen, und vielleicht froh aus einer
Umgebung zu kommen, in der er sich nicht heimisch fühlen konnte,
setzte das Glas auf einen Seitentisch ab, machte eine etwas linkische
Verbeugung, und wohl wissend daß er zu einem ordentlichen Danke
doch keine Zeit mehr übrig hatte, empfahl er sich ohne weiter auch nur
einen Versuch zu mündlichem Abschied zu machen.
»Eine unangenehme Persönlichkeit« sagte Frau Dollinger zu ihrem
Schwiegersohn in spe, als der Mann noch die Thür nicht einmal
ordentlich hinter sich geschlossen hatte; »ich kann mir nicht helfen, auf
mich macht der Mensch immer einen fatalen Eindruck.«
»Wie -- wie befehlen Sie meine Gnädige?« sagte der junge Henkel
etwas zerstreut; Sophie bog sich in diesem Augenblick zu ihm nieder
und flüsterte ihm ein paar Worte zu --
»Er kann ja doch Nichts für seine Gebrechen« nahm Clara aber die
Antwort auf,
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