-- aber meine fünfhundert Thaler bleiben. Auch mein Hausherr verlangt h?heren Zins -- schon voriges Jahr bin ich h?her gegangen, um nicht gesteigert zu werden, d. h. für denselben Preis aus der zweiten in die dritte Etage gezogen, aber dies Jahr mu? ich ganz hinaus, denn er will wieder zehn Thaler mehr haben und ich kann's ihm nicht geben. Ihr Leute habt Euch gut in die Zeiten schicken, denn wenn das Brod theuer wird, schlagt Ihr desto mehr auf Euere Waare, der kleine Beamte aber, der Staatsdiener um geringen Lohn, das ist das geplagte, gef?hrdete Gesch?pf, und jede neue Taxe macht ihm keine neue Berechnung, sondern schnallt ihm nur den Leibriemen um ein Loch enger, da? er weniger i?t, bis er in's letzte Loch geworfen wird, zum ersten Mal von seinen irdischen Strapatzen, ohne Furcht vor rasch abgelaufenen Ferien, wirklich ungest?rt auszuruhen.?
?Ach geht mit Eueren erb?rmlichen Lamentationen an solch freundlichem Tag,? fiel ihm der Wirth hier in die Rede, der sich erst vor ein paar Augenblicken wieder mit zum Tisch gesetzt und schon eine ganze Weile ungeduldig mit dem Kopf geschüttelt hatte. ?Das Reden macht's nicht besser und St?hnen und Seufzen hilft auch Nichts -- Kopf oben, das ist die Hauptsache; das andere macht sich von selber -- aber hallo? -- unterbrach er sich pl?tzlich, von seinem Sitze aufstehend und die Stra?e hinunterzeigend, die in das weite Thal führte -- ?was kommt dort für ein Trupp den Weg entlang?? -- und in der That wurde dort oben ein ganzer Zug M?nner, Frauen und Kinder mit kleinen Handkarren und ein paar einsp?nnigen W?gelchen sichtbar.
?Das sind Auswanderer!? rief Jacob Kellmann, von seinem Stuhl aufspringend und dem Zug entgegenschauend -- ?seht nur ein Mensch an, wieder ein ganzer Schwarm aus dem Hessischen; Heiland der Welt, da mu? doch endlich einmal Platz werden.?
?Na nu ist wieder der Frieden beim Henker,? rief aber der Apotheker mürrisch -- ?hier Lobsich setzt Euch auf Eueren Stuhl und trinkt Euer Bier aus, und Ihr Kellmann, la?t das Volk da drau?en laufen, wohin sie wollen -- unzufriedene Bande, die es ist und die es nirgends gut genug kriegen kann, wo ihr nicht das Confekt auf goldenen Tellern pr?sentirt wird. Na kommt nur hinüber, wenn Euch hier der Hafer zu sehr sticht -- Euch werden sie schon noch das Fell über die Ohren ziehn, da? Ihr am hellen lichten Tag die Sterne zu sehn bekommt.?
?Nein was für ein Zug!? rief aber Kellmann, die langsam n?her kommende Schaar mit unverkennbarem Interesse betrachtend; ?die armen Teufel.?
?H?rt Kellmann,? rief aber Schollfeld ?rgerlich, ?tretet mir da ein wenig aus dem Weg, da? ich auch was sehen kann, und setzt Euch wieder, ich d?chte doch wahrhaftig, Auswanderer hier an der Stra?e w?ren nichts so besonders Neues, da? Ihr Maul und Nase aufsperrt und thut, als ob Euch so etwas noch nicht im ganzen Leben vorgekommen w?re.?
Schollfeld war übrigens nicht umsonst so mürrisch; er hatte einen Zorn auf Auswanderer, denn er betrachtete Auswanderung als eine indirekte Beleidigung gegen den Staat, gewisserma?en als eine Grobheit, die man ihm geradezu unter die Nase sage -- : ?ich mag nicht mehr in Dir leben und wei? einen Platz, wo's besser ist.? Das dachten sich n?mlich die ?T?lpel?, wie er sie nannte, aber Sie wu?ten es nicht -- gar Nichts wu?ten sie und liefen blind und toll in die Welt hinein. Der Staat h?tte auch eigentlich den Skandal gar nicht dulden sollen; hunderte von Menschen, reine Deserteure aus ihrem Vaterland, liefen da frank und frei vorbei, Anderen noch obendrein ein b?ses Beispiel gebend, und er begriff die Regierung nicht, wie sie dem Volke nur noch einen Pa? gestatten konnte.
Der Zug war indessen n?her gekommen und Lobsich rasch in das Haus gegangen Bier herbeizuschaffen, da sich bei solchen Trupps gew?hnlich eine Menge junge Burschen befanden, die noch Geld im Beutel und immer frischen Durst hatten; um so mehr, da das Bergesteigen heute wirklich warm und den Hals trocken machte.
[Capitel 2]
Die ersten W?gen passirten still vorbei; die Führer warfen einen langen, vielleicht sehnsüchtigen Blick nach den behaglich hinter ihren Tischen sitzenden G?sten und dem kühlen funkelnden Bier hinüber, aber hielten nicht an, sich l?ngere Rast dafür auf den Abend versprechend. Nur von den Fu?g?ngern blieben mehre Trupps unfern der Linde, unter der unsere kleine Gesellschaft sa?, und nicht weit von der Gartenthüre stehn, und w?hrend ein paar der M?nner dem Kellner winkten, ihnen Bier herauszubringen, als ob sie sich scheuten in ihrer bestaubten schmuzigen Kleidung, mit der schwei?bedeckten Stirn, zwischen die geputzten und jetzt nach ihnen herübersehenden Gruppen hineinzugehn, hielt ein Trupp Frauen ebenfalls dort. Angezogen von der pl?tzlichen weiten und freien Aussicht, die ihnen hier nach unten zu das Thal ?ffnete, durch das sie gekommen, blieben sie erfreut und überrascht stehn und schauten dabei auf das reizende Bild hin, das wie mit einem Schlage so vor ihnen in's Leben sprang.
?Heiland der
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