obgleich er noch jung und rüstig war, am Liebsten zu seinen G?sten irgendwo an einen Tisch drückte und ?das Bier controllirte?, wie er sagte, da? ihm die Burschen kein Saures brachten und die G?ste verjagten, arbeitete die Frau im Schwei?e ihres Angesichts vor dem Heerd, die bestellten Portionen herzurichten und zu gleicher Zeit auch den Verkauf von Kaffee, Thee, Milch und Kuchen zu überwachen. Dabei führte sie die Kasse und rechnete mit Kellnern und M?dchen ab, und wehe denen, die eine halbe Portion Kaffee oder Kuchen vergessen, ein nichtbezahltes Glas nicht aufnotirt oder einem schlechten Kunden noch einmal gegen den direkt gegebenen Befehl geborgt hatten.
B?se Zungen meinten dabei nicht selten, Frau Lobsich sei der ?einzige Mann im Hause? und Thuegut dürfe nur tanzen, wenn sie nicht daheim w?re; b?se Zungen erw?hnten dann aber nicht dabei, da? sie wirklich allein das Hauswesen in Zucht und Ordnung hielt, und so scharf und heftig sie drau?en in Küche und Wirtschaft, wo sie fremde Leute doch auch eigentlich nur zu sehen bekamen, sein konnte, und so gro?e Ursache sie dabei oft hatte ?rgerlich zu sein, und die Ursache dann auch für vollkommen genügend hielt, es wirklich zu werden, so still und freundlich konnte sie sich betragen, wenn sie allein mit ihrem Manne war, und so gern gab sie ihm in Allem nach, was nicht eben zu Ruin und Schaden trieb. Salome Lobsich war das Muster einer Hausfrau, und was ebensoviel sagen will, eine gute Gattin dabei -- ob ihr Mann dasselbe auch von sich sagen konnte, stand auf einem anderen Blatt.
Heute hatte sich übrigens eine ziemlich zahlreiche Gesellschaft in dem gar so freundlich gelegenen Garten des rothen Drachen eingefunden, und dicht vor der Thür desselben, unter der alten breitschattigen Linde, die ihre Arme so weit nach rechts und links hinüberstreckte, da? man sie schon hatte stützen müssen, nur den Weg zu ihr und den Platz darunter frei zu behalten, sa? Lobsich selber mit einem kleinen Kreis guter Bekannten, d. h. alter Kunden und quasi Stammg?ste von ihm, denn er selber kam selten irgend wo anders hin, und wer also sein Bekannter bleiben wollte, mu?te ihn eben besuchen.
Zu diesen geh?rte besonders Jacob Kellmann, ein Kürschner und Pelzh?ndler aus Heilingen, dann der Aktuar Ledermann von dort, eine lange hagere, etwas ungeschickte Gestalt, mit aber nicht unangenehmen, gutmüthigen Gesichtszügen, und der Apotheker aus Heilingen, Schollfeld mit Namen, die es gew?hnlich so einzurichten wu?ten, da? sie an einen Tisch mit einander zu sitzen kamen. Lobsich nahm ebenfalls am Liebsten zwischen dieser kleinen Gesellschaft Platz, und nur dann und wann, besonders wenn er die Stimme seiner Frau irgendwo h?rte, stand er auf und ging einmal durch den Garten und die Reihen seiner G?ste, zu sehn ob Alle ordentlich bedient würden, und keine Klagen einliefen gegen unaufmerksame Kellner, die er in dem Fall auch wohl gleich an Ort und Stelle mit einem Knuff oder einer Ohrfeige abstrafte, als warnendes Beispiel. Er mu?te an irgend Jemand seinen Aerger auslassen, da? er nicht bei seinem Biere konnte sitzen bleiben.
?Ist doch ein prachtvolles Wetter heute,? sagte Kellmann, der eben einen tüchtigen Zug aus seinem Glase gethan, und nun mit vollem zufriedenen Blick über das freundliche Bild hinaus schaute, das sich, von der warmen Nachmittagssonne beschienen, in all seinem blitzenden Glanz und Farbenschimmer vor ihnen aufrollte ?und es w?chst und gedeiht Alles drau?en so sch?n und steht so pr?chtig -- merkwürdig dabei, da? Alles so theuer bleibt, und die Preise, statt herunter zu gehen, immer nur steigen und steigen.?
?Ja das wei? Gott,? seufzte der Aktuar, dem der Gedanke selbst den Geschmack am Bier wieder zu verderben schien, denn er setzte das schon zum Mund gehobene Glas unberührt vor sich nieder -- ?und wenn das noch eine Weile so fort geht, k?nnen wir alle mit einander verhungern oder davonlaufen.?
?Nun Ihr habt gut reden,? sagte Kellmann, ?Ihr bekommt vom Staat Euer Gewisses und k?nnt Euch genau danach einrichten -- Euer Geld mu? Euch werden, wenn der erste jedes Monats kommt, unsereins h?ngt aber allein von den Zeiten ab, und wenn die Lebensmittel knapp werden, kauft Niemand einen Pelz. Holz will auch sein und daran kann sich nachher die ganze Familie w?rmen.?
?Ihr redet wie Ihr's versteht,? brummte der Aktuar, -- ?unser Gewisses bekommen wir, das ist wahr, aber nur deshalb, damit wir gewisses Elend vor den Augen haben. Ich habe fünfhundert Thaler Gehalt, und Frau und Kind und Dienstm?dchen zu ern?hren, und soll anst?ndig dabei gekleidet gehn, denn vor zehn und zwanzig Jahren hatte ein Aktuar in meiner Stellung auch nicht mehr, und machte das Alles m?glich, ja befand sich wohl dabei. Jetzt aber wird Brod, Butter, Fleisch, Holz, Wohnung, kurz Alles was wir nun einmal zum Leben brauchen, gesteigert von Tag zu Tag, aber meine fünfhundert Thaler bleiben; vor zehn Jahren kaufte ich zwanzig Pfund Brod für dasselbe Geld, für das ich jetzt nicht zehn bekomme
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